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Melissa Auf der Maur - Out Of Our Minds Review


2012-01-25  Matthias Kraut  8 Likes  0 Kommentare 
Melissa Auf der Maur? Ein Pseudonym oder ein Künstlername? Die Vermutung liegt angesichts des sehr ungewöhnlichen und auffallenden Namens sehr nahe. Doch manch einer wird mit solchen Annahmen auf die falsche Fähte geführt, denn die Power-Rock-Frau mit den kastanienbraunen Haaren ist nicht nur eine geborene 'Auf der Maur', sondern auch eine Kanadierin mit schweizerischen Wurzeln. Die Herkunft des Namens scheint also geklärt. Doch wie kommt es zu der musikalischen Karriere? Denn als Tochter des Politkers Nick Auf der Maur und der Dramatikerin/Übersetzerin Linda Gaboriau hat Melissa Auf der Maur einen Karrierweg eingeschlagen, der im krassen Gegensatz zu den Beschäftigungen der Eltern steht. Ein Glück, dass sich Mutti Auf der Mauer darum gekümmert hat, das Interesse zur Rockmusik in Melissa zu wecken!

Nach dem Besuch einer Musikschule und Gründung einer eigenen Band trat Melissa Auf der Maur nach diversen Umwegen als neue Bassistin der Band Hole bei, welche die meisten Musikhörer mit der Sängerin Courtney Love assoziieren, die sich jedoch in der Vergangenheit eher durch die intime Bekannschaft mit Kurt Cobain einen Namen machte. Auch bei den Smashing Pumkins war Melissa aktiv und eine lange Bekanntenliste zu der unter anderem auch Josh Homme (Queens Of The Stone Age) oder Glenn Danzig (Misfits) gehört, lässt darauf schließen, dass Melissa Auf der Maur kein unbeschriebenes Blatt in der alternativen Musikzene ist und einiges an Erfahrung in Sachen Songwriting hat.

Nach unzähligen Nebentätigkeiten und Projekten entschied sich Melissa dann endgültig für ein Soloprojekt unter dem Namen "Auf der Maur" zu starten und als Folge des geglückten Debüts, das ebenfalls auf den Namen "Auf der Maur" hört, legt Sie mit ihrem zweiten Album "Out Of Our Minds" gewaltig nach. Ihren rocklastigen Wurzeln bleibt die 39-Jährige dabei treu und driftet dennoch in düstere, melancholische Sphären ab. Aber auch mit tiefsinnigen, manchmal sogar sehr metaphorischen Texten versucht Sie die anspruchsvollen Hörer zu umwerben, was ab der ersten Sekunde an gelingt. Denn das Album schleicht sich unbemerkt ins Ohr, schnell ins Gedächtnis und lässt einen lange nicht mehr los. Es kreiert genau die Atmosphäre, die Melissa Auf der Maur offenstichltich vermitteln will: Melancholie aber eben auf ungewöhnliche, rockige Weise.

Sehnsucht
"The Hunt" nennt sich das erste Lied des Albums und lässt uns zu allererst nur menschliche Herzschläge lauschen, die sich langsam in einen treibenden Schlagzeugbeat und eine markante Bassline verwandeln. Nach einiger Zeit wird dieser Rhytmus mit kurzen Gestöhne und verzerrten Pianoklängen vermischt und steigert sich so lange, bis alles in einem Soundbrei untergehen zu drohen scheint. Doch hingegen dieser Erwartung, entgleitet das Lied in engelsgleiche Chöre und führt nahtlos in das grandiose Titellied "Out Of Our Minds" des Albums ein, das uns schließlich mit einem verzerrten Gitarrensturm wieder wach rüttelt. Schon nach kurzer Zeit setzt Melissas Stimme ein, die durch ihren charakteristischen Klang sofort in den Bann zieht. "Travel out of our minds / and in our hearts / Our hearts've been standing so long", singt Frau Auf der Maur und lässt währenddessen über die düsteren Lyrics grübeln, welche Melissa perfekt in ihren Songstrukturen sowie Melodien zur Geltung bringt und durch die sich ein erkennbarer melancholischer Faden zieht. So tiefsinnig klang handgemachte Rockmusik schon lange nicht mehr.

Und auch zu Experimenten und Abwechslung hat sich Melissa Auf der Maur hinreißen lassen: Gelegentliche Synthesizer wie in der überragenden Single "Meet Me On The Dark Side", das die Sehnsuchtsgefühle auf die Spitze treibt aber auch viele andere elektronische Ansätze wie im Anfang von "Follow The Map" lassen sich erkennen. Tiefe Männerchöre, die glatt aus düsteren Wikingerzeiten stammen könnten, machen sich im Lied "22 Below" bemerkbar und lassen einen tatsächlich in eine dunkle Welt eintauchen. Solche Momente sind es auch, die das Album zu was besonderem machen. Wo andere Künstler ihre Alben mit stets gleicher Instrumentenauswahl, gleichen Songstrukturen und ohne jeglichen Mut zur Veränderung aufnehmen, ist Melissa Auf der Maur zu weit mehr bereit. So ist eben auch der Song "Fathers Grave" sehr ungewöhnlich ausgefallen, der nicht nur mit einem Hauch Blues, sondern auch mit einem Duett mit Misfits-Sänger Glenn Danzig überrascht und ein weiteres Mal beweist, dass das Songwriting Melissa in die Wiege gelegt worden sein muss, denn anders lässt sich die Qualität der Songs nicht erklären.

Nach ca. 55 Minuten verlässt uns Melissa mit Chören die -wie bereits am Anfang- an Engelsgesänge erinnern und die Platte scheint zu Ende, doch das Träumen von Melancholie und Sehnsucht noch lange nicht. Unweigerlich rotiert das Album wieder von vorne, denn man möchte noch lange in diesen düsteren, rockigen Gewässern schwimmen.

Was lässt sich noch zum Album sagen? Überraschendes Songwriting, überragende Songs, grandioses Album! Oder wie Melissa Auf der Maur es beschreibt: ''Heavy Romantic Rock Musik zum schreien, weinen und Auto fahren!''

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   Titel Out of Our Minds
   Genre
   Release 2010-04-02
   Systeme
   Publisher Roadrunner (Warner)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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