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Mayhem - Liturgy of Death Review

Ein kompromisslos finsteres Kapitel ihrer langen Geschichte


23.12.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Mayhem - Liturgy of Death Review Bild Mayhem - Liturgy of Death Review Screenshot Mayhem - Liturgy of Death Review Foto
Foto: Agnes Köhler, Nima Taheri, Joyce Van Doorn. Editing by Daniele Valeriani. Mehr zum Thema Transparenz.

Vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung legen Mayhem mit Liturgy of Death ein Album vor, das ihre ungebrochene Relevanz ebenso unterstreicht wie ihre kompromisslose Haltung. Statt Nostalgie oder weichgespültem Veteranen-Sound liefert die Band ein Werk, das ihre komplette DNA destilliert: düster, unnahbar, kalt und zugleich technisch schärfer denn je.

Was sofort auffällt: Liturgy of Death wirkt wie ein Ritual, nicht wie eine klassische Songkollektion. Die Stücke entfalten eine Atmosphäre, die zwischen eskalierender Raserei und bedrückender Leere oszilliert. Hellhammers Drumming ist gewohnt brutal, aber präziser denn je, während die Gitarren von Morten und Ghul zwischen pechschwarzen Texturen und messerscharfen Akzenten pendeln. Attilas Stimme bleibt ein eigenes Universum – unheimlich, unvorhersehbar, manchmal eher Beschwörung als Gesang.

Die Produktion betont das, was Mayhem in ihrer aktuellen Phase ausmacht: ein moderner, klarer Klang, der dennoch nichts von der Finsternis der frühen Jahre verwässert. Es klingt nicht nostalgisch, aber auch nicht glatt – vielmehr wie die Weiterentwicklung einer Band, die genau weiß, wo ihre Wurzeln liegen und wie sie diese in die Gegenwart transportiert.

Eine Band, die sich nicht erklärt – sondern definiert
Der Kontext verstärkt die Wirkung des Albums: Mayhem sind längst mehr als eine Band – sie sind Mythos, Kulturgeschichte und gleichzeitig ein lebendiger Organismus. Ausstellungen, Filminterpretationen, Preise und Generationenwechsel im Publikum haben ihren Status verändert. Doch Liturgy of Death zeigt eine Gruppe, die sich davon nicht berühren lässt.

Die Songs wirken nicht darauf ausgelegt, neue Türen zu öffnen oder große Innovationen zu liefern. Stattdessen manifestieren sie das, was Mayhem seit Jahren verkörpern: ein extremes Klangbild, das sich weigert, zugänglicher zu werden. Die Intensität ist hoch, aber nicht immer überraschend; die Qualität ist beeindruckend, aber nicht durchgehend sensationell.

Stärken und kleine Schwächen
Was Liturgy of Death stark macht, ist seine Geschlossenheit. Die Platte erzeugt eine bedrückende, zerfressende Atmosphäre, die auf Albumlänge funktioniert. Gleichzeitig fehlt gelegentlich der große Ausreißer – der eine Song, der das Album auf ein legendäres Niveau heben würde.

Mayhem spielen auf exzellentem Niveau, doch der Überraschungseffekt ist geringer als bei früheren Stilwechseln wie Ordo Ad Chao oder der rituellen Düsternis von Daemon. Das Album ist solide, atmosphärisch und stark produziert – aber es brennt sich nicht in jedem Moment unauslöschlich ein.

Liturgy of Death ist ein würdiges Kapitel in der langen Geschichte von Mayhem: düster, technisch brillant, unerbittlich und voller Haltung. Es ist kein Meilenstein, aber ein beeindruckend konsequentes Werk einer Band, die nach 41 Jahren noch immer gefährlich klingt. Ein Album für jene, die Mayhem als das hören wollen, was sie sind: Ikonen des Extrem-Metals, die auch im Jahr 2026 niemandem gefallen wollen – und genau darin ihre Stärke finden.

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