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John Zorn - Moonchild Review


2012-05-13  SimonR  13 Likes  0 Kommentare 
Zur Einstimmung dieser Rezension möchte ich John Zorn an dieser Stelle zitieren, der seine Bühnenerfahrung als sprichwörtliches "Psychodrama" bezeichnet hat. Garantiert lässt sich dieses Wort in so viele seiner Alben reinlegen, dass es eigentlich eine neue Begrifflichkeit verdienen würde. Mit "Moonchild" wird Free-Jazz jedoch komplett auf die Spitze getrieben. Ein improvisiertes Drama. Nicht nur was die Instrumente angeht, sondern auch die Stimme.

Wie soll man sich denn so etwas merken?!
Ja, es grenzt schon an vielen Ecken und Kanten an eine Mutmaßung, sich sämtliche Klänge einzuprägen und sie stets zu verfolgen. Gerade im Bezug auf Mike Patton's Gekrächze und Getöse fällt es einem schon gar nicht leicht. Die einzigen Anhaltspunkte, die man sich merken könnte, wären Joey Baron's Schlagzeugeinsatz und Trevor Dunn's Basslines. Und so könnte es den ein oder anderen Menschen sogar abschrecken, sollte er/sie sich erneut dieses Werk anhören müssen, weil nach dem ersten Durchgang keinerlei Punkte hängengeblieben sein könnten.

Von musikalisch Besessenen und rituellen Zyklen.
Die vokalische Arbeit Patton's wird wohl das sein, was den meisten ins Ohr sticht, die sich darüber hinaus eher als pervers und abartig interpretieren ließe. Sterbende Schweine ist wohl die nächste Assoziation, die man abstrakt damit verbinden würde. Was an dieser Stelle aber gar nicht verwunderlich wäre, würde man sich bis dato weder mit Zorn's Arbeit noch mit Patton's auseinandergesetzt haben. Der Fun-Faktor würde nach dieser Herangehensweise zwar steigen, die Zugänglichkeit würde aber rapide in den Keller fallen. Und so versucht man sich da irgendwie einzufinden, sich an irgendwelche Klänge zu heften, während unter dem ganzen Schmodder die Becken von Baron zischen und Dunn's Bass versucht das Sprechen zu erlernen. Wie man an dieser Stelle merkt, muss man es gar nicht erst wie Stockhausen versuchen, mehrere Stücke parallel laufen zu lassen. Es bedarf bei Zorn nur diese drei Menschen mit ihren individuellen Einflüssen. Kleine Randinformation: Zorn ist hier nur Komponist!

Musik muss man hören!
Es ist wohl einer der provokantesten Aufrufe von John Zorn, der mir in Erinnerung geblieben ist. Und so sehr ich mich bemühe, mich manchmal davon abwende, muss ich gestehen, dass dieser Satz voll und ganz auf dieses Album passt. "Ich möchte die Menschen mit meiner Musik herausfordern, ihnen etwas abverlangen. Aber ich verstehe, dass das nicht alle können.", hat er sinngemäß in einer Dokumentation über sein Schaffen einmal gesagt.

Tracklist:
  1. Hellfire
  2. Ghosts of Thelema
  3. Abraxas
  4. Possession
  5. Caligula
  6. 616
  7. Equinox
  8. Moonchild
  9. Le Part Maudit
  10. The Summoning
  11. Sorceress

In diesem Sinne: Frohes Hören!

Konzentration, Ausdauer und eine gewisse Form der Ausblendung eigener Grenzen spielen hier einen ganz große Faktoren. Es geht weniger darum, ob man es kann, sondern ob man bereit dafür ist.

Punktewertung

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   Titel MOONCHILD
   Genre
   Release 2006-07-03
   Systeme
   Publisher Tzadik (CODAEX Deutschland)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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