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Gold und Gier: Die Jagd nach Forrest Fenns Schatz Review

Eine wahre Schatzsuche, die menschliche Abgründe offenlegt


28.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Gold und Gier: Die Jagd nach Forrest Fenns Schatz“ wirkt auf den ersten Blick wie eine harmlose Dokumentation über eine exzentrische Idee: Ein alternder Abenteurer versteckt eine Schatztruhe voller Gold und Juwelen in der Wildnis der Rocky Mountains – versehen mit einem Gedicht voller rätselhafter Hinweise. Doch was sich daraus entwickelte, ist weit mehr als eine spannende Suchgeschichte. Die Serie zeichnet das Bild einer Obsession, die über Jahre hinweg Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten erfasst hat. Manche suchten etwas Wertvolles im Wald, andere jagten dem nach, was sie im Inneren vermissten: Anerkennung, Hoffnung, eine zweite Chance oder schlicht einen Sinn.

Zwischen Mythos, Mysterium und menschlicher Tragödie
Die Serie macht früh klar, dass Forrest Fenn mehr als nur ein exzentrischer Kunsthändler war. Er war Geschichtenerzähler, Selbstdarsteller und Visionär in einer Person. Seine Schatzsuche inspirierte tausende Menschen – aber sie brachte auch Chaos, Rivalitäten und am Ende Tragödien hervor. Die Dokumentation zeigt dies mit ruhiger Konsequenz, ohne je voyeuristisch zu wirken. Stattdessen nimmt sie sich Zeit, die Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die diesem Mythos erlagen. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich ihre Motivationen sind und doch wie ähnlich ihre Sehnsüchte klingen.

Wer Gold und Gier: Die Jagd nach Forrest Fenns Schatz sieht, wird sich unweigerlich fragen: Was hätte ich in ihrem Platz getan? Würde ich auch losziehen, nur weil ein Gedicht mir Hoffnung auf einen unerreichbaren Traum macht?

Charaktere, wie man sie nicht erfinden könnte
Ein großer Reiz der Serie liegt in den Menschen, die sie begleitet. Sie wirken mal exzentrisch, mal naiv, mal tragikomisch – aber immer menschlich. Es gibt den reichen Abenteurer, der sein Wissen mit wissenschaftlicher Präzision begründet, und die ausgebrannte Frau, für die die Suche eine Art Therapie ist. Dann ist da die Familie, die Jahre ihres Lebens opfert, um einen einzigen Felsen zu knacken, als hinge ihr Schicksal davon ab. Und schließlich begegnen wir jenen, die den Schatz mehr wollten, als sie die Realität sehen konnten – mit fatalen Folgen.

Diese Mischung erzeugt eine Sogwirkung, die an große True-Crime-Phänomene erinnert. Nur dass hier kein Täter jagt, sondern alle einer Idee hinterherlaufen, die größer ist als sie selbst.

Die Dualität von Wahrheit und Inszenierung
Interessant ist, wie oft die Serie die Frage stellt, was eigentlich wahr ist. Forrest Fenn bleibt bis zum Ende eine Figur, die zwischen genialem Märchenerzähler und manipulativem Mythenschöpfer pendelt. Seine Familie bleibt distanziert, fast misstrauisch. Die Schatzsucher hingegen schwanken zwischen Misstrauen, Fanatismus und Hoffnung. Die Serie spielt bewusst mit dieser Unsicherheit und präsentiert die Ereignisse so, dass man ständig zwischen „Das kann nicht echt sein“ und „Doch, genau so ist es passiert“ schwankt.

Am Ende, wenn sich das Mysterium verdichtet und ein letztes Puzzlestück fällt, bleibt ein Gefühl von Staunen – und ein Hauch von Zweifel. Genau dieser Zwiespalt macht den Reiz aus.

Inszenierung zwischen Doku und Drama
Optisch bewegt sich Gold und Gier: Die Jagd nach Forrest Fenns Schatz irgendwo zwischen nüchterner Dokumentation und atmosphärischer Drama-Erzählung. Die Kameraarbeit fängt die Wildnis der Rockies beeindruckend ein und schafft gleichzeitig intime Momente mit den Protagonisten. Einige Episoden wirken etwas lang, manche Szenen hätten straffer erzählt werden können – doch insgesamt schafft die Serie es, den emotionalen Höhen und Tiefen gerecht zu werden.

Es gibt Momente, die fast skurril wirken, andere, die schmerzhaft ehrlich sind, und wieder andere, die dich fassungslos zurücklassen. Diese Mischung erinnert tatsächlich an das Gefühl, das viele bei „Tiger King“ beschrieben haben – nur ernsthafter, roher und oft tragischer.

Am stärksten ist die Serie dort, wo sie die Frage stellt, warum Menschen an Dinge glauben, die sie zerstören können. Die Schatzsuche wird zum Sinnbild einer Kultur, die ständig nach dem großen Moment jagt – nach Reichtum, Bedeutung, Abenteuer. Manche der Beteiligten fanden etwas Wertvolles: Mut, Freundschaften, klare Erkenntnisse. Andere verloren sich selbst.

Und genau darin liegt das Kraftvolle dieser Serie: Sie zeigt, wie eng Hoffnung und Selbsttäuschung beieinander liegen, wie schnell eine Suche aus dem Ruder laufen kann und wie schwer es ist, die eigene Realität loszulassen.

„Gold und Gier: Die Jagd nach Forrest Fenns Schatz“ ist eine fesselnde, teils verstörende, teils berührende Dokumentarserie über Menschen, die alles für einen Traum riskieren. Die Serie ist manchmal überlang, gelegentlich holprig erzählt, aber fast immer faszinierend. Sie zeigt die Schönheit und die Gefahr von Obsessionen und zeichnet ein Porträt von Hoffnung, Verzweiflung und dem unstillbaren Drang, etwas Größeres im Leben zu finden. Wer Dokumentationen mag, die mehr über Menschen erzählen als über Fakten, findet hier ein außergewöhnliches Stück Erzählkunst.

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