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Fruitbus (Switch) Review

Roadtrip-Abenteuer zwischen Früchten, Erinnerungen und kleinen Pannen


02.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit „Fruitbus“ bringt das norwegische Studio Krillbite, bekannt durch „Among the Sleep“, ein Spiel auf die Switch , das so bunt, eigen und melancholisch ist wie eine handgeschriebene Postkarte aus einer besseren Zeit. Hier geht es nicht um Geschwindigkeit oder Highscores – sondern um das süße Gefühl, die Welt in Ruhe zu entdecken, Früchte zu schneiden, Geschichten zu hören und unterwegs ein kleines Stück Herz zu verlieren.

Ein Bus voller Erinnerungen
Das Abenteuer beginnt mit einem Rückblick: Du bist ein Kind, an der Seite deiner Großmutter, die liebevoll einen Foodtruck betreibt. Diese erste Szene dient als Tutorial und vermittelt sofort die Stimmung des Spiels – ruhig, nostalgisch, voller Wärme. Doch bald holt dich die Realität ein: Die Großmutter ist gestorben, und du erbst ihren alten Foodtruck, den „Fruitbus“. Ihr letzter Wunsch: eine Abschiedsfeier für all ihre Freunde auf den Inseln zu organisieren – und unterwegs das zu tun, was sie am besten konnte: Menschen mit gutem Essen glücklich machen.

Die Idee klingt simpel, ist aber erstaunlich tiefgründig. Zwischen Früchten, Rezepten und Gesprächen mit tierischen Bewohnern entfaltet sich eine Geschichte über Verlust, Zusammenhalt und Erinnerung. Selbst die Urne deiner Großmutter begleitet dich auf der Reise – ein leicht skurriles, aber charmant umgesetztes Detail, das emotional wirkt, ohne kitschig zu sein.

Kochen, Fahren, Erkunden
Das Herzstück des Spiels ist das Kochen – und alles, was dazu gehört. Du sammelst Früchte in der Umgebung, bereitest sie in deinem Bus zu und servierst sie den Inselbewohnern. Jede Figur hat ihre Lieblingsspeise, und je besser du sie kennst, desto mehr öffnet sich die Geschichte. Dabei sind die Rezepte angenehm abwechslungsreich: von einfachen Fruchtsalaten bis zu gebackenen Gerichten, die du erst mit neuen Ausrüstungen herstellen kannst.

Auch das Fahren spielt eine größere Rolle, als man zunächst denkt. Der „Fruitbus“ ist dein Zuhause und dein Arbeitsplatz zugleich – du steuerst ihn selbst, tankst, verbesserst Motor und Ausstattung, kaufst neue Küchengeräte und Dekorationen. Besonders schön: Du entscheidest selbst, wann du den Bus öffnest, wann du arbeitest und wann du einfach nur umherfährst. Kein Zeitdruck, keine Deadlines – nur du, die Straße und das Summen der tropischen Musik aus dem kleinen Radio.

Ein gemütliches, aber lebendiges Spielgefühl
Fruitbus“ ist ein typisches Cozy Game – aber eines mit Anspruch. Die offene Struktur lädt zum Erkunden ein, und obwohl du theoretisch immer dasselbe tust (sammeln, kochen, verkaufen), bleibt es dank stetiger Fortschritte und liebevoller Details abwechslungsreich. Die Welt besteht aus drei Inseln, die du nach und nach freischaltest, jede mit eigenem Klima, eigenen Früchten und eigenwilligen Bewohnern.

Die Steuerung ist einfach gehalten, erfordert aber etwas Eingewöhnung, insbesondere beim Fahren oder beim Aufsammeln von Zutaten. Das Spiel ist komplett in der Ego-Perspektive gehalten – was die Immersion stärkt, aber manchen Spielern (gerade auf der Switch ) ein wenig Orientierung abverlangen kann. Wer empfindlich auf Bewegung reagiert, sollte dies im Hinterkopf behalten.

Kochkunst trifft Lebenskunst
Was „Fruitbus“ besonders macht, ist seine emotionale Tiefe. Zwischen den fröhlichen Farben und den niedlichen Tieren erzählt das Spiel von Familie, Erinnerung und Akzeptanz. Die Gespräche mit den tierischen Freunden deiner Großmutter offenbaren immer neue Facetten ihrer Persönlichkeit – nicht nur ihre guten Seiten, sondern auch Fehler und verpasste Chancen. Das ist ungewöhnlich reif für ein Cozy Game und sorgt dafür, dass du dich stärker mit der Geschichte verbunden fühlst.

Bunte Welt mit kleinen Macken
Optisch präsentiert sich „Fruitbus“ in einem liebevollen Low-Poly-Stil mit weichen Farben und charmant animierten Charakteren. Die Inseln strahlen, das Meer glitzert, und selbst einfache Obstbäume wirken einladend. Manche Texturen und Schatten könnten etwas sauberer sein, aber die Stimmung überdeckt solche Details schnell.

Die Musik ist ebenso stimmungsvoll: sanfte Lo-Fi-Klänge, leise Gitarren, tropische Grooves – perfekt, um nach einem langen Tag abzuschalten. Besonders gelungen ist das Sounddesign beim Zubereiten der Speisen: Das rhythmische Schneiden von Früchten und das leise Blubbern der Töpfe wirken fast meditativ.

Langsamer Genuss statt schneller Belohnung
Wer in „Fruitbus“ sofortige Befriedigung sucht, wird enttäuscht. Dieses Spiel braucht Zeit – und lädt dazu ein, sie sich zu nehmen. Manche Aufgaben sind vage formuliert, einige Früchte wachsen nur langsam nach, und das Fahren zwischen den Inseln kann gemächlich sein. Doch genau das ist Teil des Charmes: „Fruitbus“ will kein hektisches Managementspiel sein, sondern eine kleine Auszeit.

Ein Spiel zum Durchatmen
Trotz kleiner technischer Schwächen ist „Fruitbus“ ein echtes Wohlfühlspiel. Es kombiniert leichte Lebenssimulation mit emotionalem Storytelling und einer Prise absurdem Humor. Es macht Spaß, Rezepte zu entdecken, neue Freunde zu gewinnen und Stück für Stück die Welt der Großmutter zu verstehen. Das Spiel wächst mit dir – genau wie du mit jeder neuen Mahlzeit ein bisschen mehr über dich selbst lernst.

„Fruitbus“ ist eine liebevolle Reise über Verlust, Gemeinschaft und das einfache Glück, anderen eine Freude zu machen. Es ist bunt, ruhig und herzlich – ein perfektes Spiel, um für ein paar Stunden den Kopf auszuschalten und das Herz einzuschalten. Ein echter Geheimtipp für Cozy-Gamer – und vielleicht das emotionalste Foodtruck-Spiel, das je gebaut wurde.

Punktewertung

Gameplay
73
Grafik
76
Sound
80
Steuerung
72

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