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Es werden schöne Tage kommen Review

Düstere Geschichten mit Sogwirkung – ein Debüt, das hängen bleibt


2025-03-28  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
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Zach Williams legt mit Es werden schöne Tage kommen ein Debüt hin, das sich irgendwo zwischen Alltag, Albtraum und Aha-Momenten einpendelt. Zehn Kurzgeschichten, die zunächst harmlos wirken – fast schon beiläufig erzählt – bevor sich der Boden unter den Füßen der Leser leicht zu verschieben beginnt. Was bleibt, ist ein Gefühl zwischen Faszination, Verstörung und literarischem Respekt.

Wenn das Gewöhnliche plötzlich seltsam wird
Es sind nicht die großen Paukenschläge, mit denen Williams arbeitet. Vielmehr beginnt jede Story wie ein stilles Gespräch in einem zu hell erleuchteten Raum. Menschen sitzen am Küchentisch, Paare fahren gemeinsam aufs Land, Nachbarn grüßen sich über den Flur hinweg – vertraut, fast banal. Und doch: irgendetwas stimmt nicht. Eine Zeitschleife schleicht sich ein, ein Kind hört auf zu altern, eine Nachbarin stirbt – und wird trotzdem nicht losgelassen.

Die Angst im Alltäglichen
Das, was Williams so stark macht, ist sein Gespür für Zwischenräume. Für das, was nicht gesagt wird. Für das, was in Köpfen rumort und sich in kleinen Details äußert: ein Satz zu viel, ein Blick zu lang, ein Gedanke, der zu sehr kratzt. Seine Figuren sind fragile Konstrukte – und gerade deshalb glaubwürdig. Keine Helden, sondern Suchende. Und manchmal auch Verlorene. Hier wird nichts erklärt, nichts gelöst – und genau das trifft einen manchmal härter als jede Pointe.

Ein Buch, das man nicht einfach liest, sondern erlebt.
Sprachlich bewegt sich Es werden schöne Tage kommen auf einem beeindruckend hohen Level. Seine Sätze sind klar, aber niemals kühl. Präzise, aber nicht steril. Er nutzt keine sprachlichen Mätzchen, sondern setzt auf Wirkung durch Reduktion. Wenn etwas unheimlich ist, dann deshalb, weil er es nicht benennt. Der Horror entsteht im Kopf – und der bleibt länger als jede Gänsehaut. Die Übersetzung von Bettina Abarbanell und Clemens J. Setz trägt ihren Teil dazu bei, dass dieser Ton auch im Deutschen funktioniert – ein echter Glücksgriff.

Nicht jede Story ist ein Volltreffer – aber fast
Natürlich gibt es auch Geschichten in Es werden schöne Tage kommen, die im direkten Vergleich etwas blasser bleiben. Aber selbst die „schwächeren“ Beiträge sind auf einem so hohen erzählerischen Niveau, dass sie andere Erzählbände locker in den Schatten stellen. Es ist gerade diese Mischung aus durchdachter Dramaturgie, psychologischer Tiefe und stilistischer Raffinesse, die das Buch zu einem echten Erlebnis macht.

Für alle, die Literatur lieben, die Spuren hinterlässt
Es werden schöne Tage kommen ist kein Schnellimbiss, sondern ein langsamer, manchmal verstörender, aber immer lohnender Spaziergang durch die Schatten menschlicher Innenwelten. Und am Ende steht man da, ein bisschen ratlos, ein bisschen bewegt – und ziemlich beeindruckt. Wer sich darauf einlässt, bekommt Literatur, wie man sie sich wünscht: eigen, mutig und emotional intelligent.

Es werden schöne Tage kommen ist ein literarischer Paukenschlag im Flüsterton. Zach Williams gelingt mit seinem Debüt ein Kunststück: Er erzählt Geschichten, die man nicht sofort versteht – aber lange spürt. Dieses Buch ist nichts für Nebenbei-Leser, sondern für Menschen, die bereit sind, sich auf Unbehagen, Schönheit und emotionale Tiefe einzulassen. Ein literarisches Debüt von seltener Wucht – still, aber unvergesslich.

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