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Diva Futura Review

Stilvolles Biopic mit starken Bildern – aber erzählerischen Schwächen


19.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Diva Futura“ will viel – vielleicht zu viel. Der Film porträtiert den Aufstieg des italienischen Erotik-Imperiums rund um Riccardo Schicchi, erzählt aber aus der Perspektive seiner Assistentin Deborah, die zwischen Bewunderung, Loyalität und zunehmender innerer Distanz pendelt. Damit versucht das Biopic nicht nur, die Erotikwelt der 80er und 90er nachzuzeichnen, sondern zugleich eine Geschichte über Macht, Freiheit und Ausbeutung zu erzählen.

Optisch gelingt das zumindest eindrucksvoll: Die Kamera suhlt sich in Neonlicht, weiten Clubszenen und nostalgischen Italo-Atmosphären. Vieles wirkt wie ein Blick in ein altes Fotoalbum – weichgezeichnet, verklärend, fast künstlich elegant. Diese ästhetische Wucht trägt einen Großteil des Films, besonders in den Momenten, in denen Worte kaum nötig sind.

Doch genau dort liegt auch die Schwäche: „Diva Futura“ verliert sich oft in Bildern, wo Narrative stärker gefragt wäre. Die Story springt wild zwischen Jahrzehnten hin und her, ohne klare Übergänge oder emotionale Ankerpunkte. Statt eines kontinuierlichen Spannungsbogens entsteht ein Mosaik aus Rückblenden, Anekdoten und Momentaufnahmen – schön anzusehen, aber schwer greifbar.

Eine Hauptfigur im Schatten, die mehr Raum verdient hätte
Deborah als Protagonistin ist eigentlich ein Geschenk: eine stille Beobachterin, die sowohl hinter die Kulissen blickt als auch selbst Teil dieser maschinenhaft laufenden Glamourwelt wird. Doch ihre Figur wird eher als Bindeglied genutzt als wirklich als Zentrum. Man spürt zwar ihre Faszination für diese Szene, aber ihre innere Reise bleibt oft nur angedeutet.

Die Darstellerinnen der weiblichen Hauptrollen liefern dagegen stark ab. Sie tragen verletzliche, rebellische und widersprüchliche Facetten, ohne dass der Film voyeuristisch wirkt. Gerade in den leisen Momenten – ein Blick in den Spiegel, ein stiller Streit, ein geplatzter Traum – gewinnt „Diva Futura“ an Kraft. Die Schauspielerinnen verleihen dem Thema Würde, wo ein anderer Film vielleicht nur Skandal gesucht hätte.

Die männlichen Charaktere bleiben dagegen blasser. Schicchi selbst wirkt mehr wie ein Mythos denn ein Mensch; ein Mann, der Räume dominiert, aber dessen emotionaler Kern kaum beleuchtet wird. Vielleicht gewollt – vielleicht verschenkt.

Mut zum Thema, aber zu wenig Mut zur Tiefe
Der Film betritt ein schwieriges Feld: Erotik, Machtmissbrauch, feministische Perspektiven, Medienzirkus. Allesamt Themen, die nach einer deutlichen Haltung verlangen würden. Doch „Diva Futura“ wirkt häufig zu zaghaft. Statt klarer Positionen gibt es nostalgische Verklärung. Statt kritischer Schärfe eher vage Nostalgie.

Die Moral der Branche, die Grauzonen zwischen Selbstbestimmung und Ausbeutung – all das wird angerissen, aber selten konsequent durchgespielt. Die Inszenierung entscheidet sich lieber für Atmosphäre als Analyse. Ein mutiger Film wäre hier tiefer gegangen, hätte unbequemer erzählt, hätte mehr Kanten gezeigt.

Stilistische Stärken – erzählerische Lücken
Visuell gehört „Diva Futura“ zu den stärkeren europäischen Produktionen des Jahres: stylisch, sinnlich, nie plump. Aber die nonlineare Struktur wirkt manchmal willkürlich, fast unfertig. Einige Zuschauer berichten, dass sie den roten Faden kaum halten konnten – und tatsächlich fühlt sich der Film an, als hätte er mittendrin Teile verloren. Die Zeitsprünge sind abrupt, Szenen verweilen zu lang oder zu kurz, manche Dialoge wirken merkwürdig gedehnt.

Trotzdem: In seinem Kern bleibt der Film faszinierend, ein schimmernder Rückblick auf eine Ära, die gleichzeitig glamourös und tragisch war. Man merkt die Ambition, man sieht den Aufwand, aber man spürt auch das Zögern des Films, wirklich radikal zu werden.

„Diva Futura“ ist ein visuell fesselndes, atmosphärisch dichtes Biopic, das seine Themen mutig wählt, aber erzählerisch nicht immer mutig genug umsetzt. Die Darstellerinnen retten viel – ihre Präsenz verleiht dem Film Tiefe, wo das Drehbuch sie nur andeutet. Dennoch bleibt eine gewisse Distanz: Der Film sieht beeindruckend aus, fühlt sich aber oft unfertig und emotional fragmentiert an. Für Fans italienischer Filmästhetik und biografischer Stoffe definitiv sehenswert – nur nicht so kraftvoll, wie er hätte sein können.

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