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Der Milliardärsbunker Review

Formschönes Endzeit-Spektakel mit soap-dramatischer Nebenwirkung


02.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Die neue achtteilige Serie „Der Milliardärsbunker“ (Originaltitel: El refugio atómico), von Álex Pina und Esther Martínez Lobato – den Macher:innen von „Haus des Geldes“ – startet mit einer faszinierenden Prämisse: Superreiche fliehen in einen unterirdischen High-Tech-Bunker, während draußen angeblich die Welt zerbricht. Doch wie lange lässt sich Luxus im Untergrund wirklich aushalten, wenn Macht, Schuld und menschliche Konflikte Tür an Tür wohnen? Die Serie liefert starke Bilder und ein hochattraktives Set-Design – doch gelingt es ihr auch dramaturgisch, das Szenario überzeugend zu füllen?

Hinter den Mauern des Kimera Underground Park
Die Welt steht am Abgrund: Ein drohender Atomkrieg oder globale Katastrophe – zumindest glauben das die Bewohner des luxuriösen Bunkers „Kimera Underground Park“. Familien haben ihr gesamtes Kapital investiert, um hier Schutz zu finden: Apartments, SPA, Innenhöfe, Sport­anlagen – alles ist da. Doch die äußere Bedrohung ist nur der Anfang. Auf engen Raum mit Menschen, die man nicht ausgesucht hat, steigen Spannungen und Rivalitäten schnell ins Extreme. Alte Schuld, Machtspielchen und Isolation wachsen zur echten Gefahr – und der Bunker wird von Schutzraum zur psychologischen Hölle.

Ästhetik trifft Kapitalismuskritik – mit Vorbehalt
Visuell überzeugt „Der Milliardärsbunker“ auf ganzer Linie: Die luxuriösen Sets, das Under-Ground-Design, der elegante Kontrast zwischen High-End-Wohnträumen und apokalyptischer Drohkulisse wirken durchdacht und opulent. Die Serie nimmt außerdem eine spannende gesellschaftliche Perspektive ein: Reichtum als Rettung? Privileg als Isolation? Das Thema ist zeitgemäß, in Zeiten echter Bunker-Booms fast greifbar. Doch hier greift das Problem: Die Kritik erkennt, dass das Potenzial zur Satire, zur beißenden Kritik am System weitgehend unbe­nutzt bleibt – stattdessen treten Liebesdramen, Beziehungsgeflechte und Soap-Elemente deutlich hervor.

Charaktere und Konflikte: Zu flach für das Setting
Während das Konzept begeistert, enttäuschen viele Figuren. Die Hauptcharaktere bleiben oft Klischees: ein schuldgeplagter Sohn, eine bittere Schwester, eine manipulative Bunker-Leiterin. Ihre Konflikte wirken angedeutet, nicht entfaltet – was besonders frustriert angesichts des Settings, das echte psychologische Tiefe hätte versprechen können. Komplexe Motivationen, moralische Dilemmata, Klassenkampf? Alles da – aber vielfach nur an der Oberfläche. Das Ergebnis: Ein spannender Ansatz, der zu oft ins melodramatische Fahrwasser abrutscht.

Spannung mit Schwächen im Tempo und Drehbuch
Die ersten Folgen gelingen noch mit solidem Tempo und einigen interessanten Twists. Doch je weiter die Staffel voranschreitet, desto deutlicher wirken Gestaltungs­entscheidungen problematisch: Unzählige Nebenhandlungen, Liebes-Verwicklungen und Dialoge, die mitunter hölzern wirken. Wenn eine Serie ihr dystopisches Versprechen abgibt und stattdessen in Soap-Modus wechselt, verliert sie Wirkung – und viele Zuschauer:innen beobachten genau das. Dennoch bleibt: Wer das Setting genießt und die Schwächen akzeptieren kann, bekommt dennoch unterhaltsame Stunden.

„Der Milliardärsbunker“ ist eine Serie mit großem visuellen Anspruch und einem spannenden dystopischen Dreh – aber sie verschenkt viel davon durch Figurenzeichnung, Tempo und Dramaturgie. Wer sich auf das opulente Set-Design, das Gold-Käfig-Feeling und den gesellschaftlichen Blick auf Reichtum einlassen kann, wird unterhalten. Wer jedoch eine durchgängig stringente Geschichte mit Tiefgang erwartet, wird enttäuscht sein. Unterhaltung trifft auf Anspruch – aber ohne den letzten Schritt zum echten Überraschungsmoment.

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