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Cro - Raop Review


2012-07-11  Ray  8 Likes  0 Kommentare 
Es gibt kaum einen deutschsprachigen Hip-Hop Künstler, der so polarisierend und medial präsent war, wie Cro. Wo andere Künstler sich jahrelang eine grundsolide Basis an Fans und Erfahrungen aufbauen mussten, kommt der junge Stuttgarter mit einem nicht zu ignorierenden Hype um die Ecke und räumt die gesamte deutsche Szene im Handumdrehen auf.

Nach drei kostenlosen Mixtapes des Pandamaskenträgers, kommt nun das von Fans langersehnte Debüt-Album "Raop". "Raop" setzt sich aus den beiden Stilrichtungen Pop und Rap zusammen und soll die Grenze zwischen diesen in gekonnter Weise verschmelzen lassen. Garantierte Gute-Laune-Musik, oder doch nur konservierte Mixtape Sounds? Ihr lest es in unserem Test!

Einmal um die Welt
Nachdem Cro beim Stuttgarter Independent Label Chimperator Productions aufgenommen wurde, ist ein Hype um den rund 20 Jahre alten Schwaben entfacht, der seinesgleichen sucht. Kaum ein anderer Künstler im deutschsprachigen Raum hat in so kurzer Zeit der Medienlandschaft seinen Stempel aufgedrückt. Was Vorreiter wie Martiera und Capser in den letzten beiden Jahren vorgemacht und den Weg geebnet haben, macht Cro sich nun zu Nutze. Während seine Facebook Likes als Maßstab für Erfolg genommen werden, entbrennt eine Vorfreude bei den Fans auf das erste offizielle Album.

King of Raop
Eines kann man wirklich nicht anzweifeln: Der Erfolg von Cro ist nicht abzuweisen. Während seine Gold-Single "Easy" auf YouTube weit mehr als 20 Millionen Klicks hat und auch weiterhin als Dauerbrenner durch die Radios, Fernsehsendungen und Internetblogs schallt, steigt das mediale Interesse am ersten Album. Raop, wie er seine eigene Musikrichtung nennt. Ein Blick in die Trackliste des Longplayers offenbart dem geneigten Hörer früherer Mixtapes und kostenloser Internettracks jedoch: "Huch, das kenne ich doch?". Und diese Frage ist durchaus berechtigt. Von den 19 Anspielpunkten der Premium Edition, sind 4 Tracks bereits auf alten Mixtapes oder im Internet veröffentlicht worden, ebenso wie 4 Remix-Stücke, die als Bonus herhalten. Wer hingegen auf die normale Edition des Album zurückgreift, der hat bereits nach 13 Stücken die Frage "War das jetzt schon alles?" - denn nach guten 38 Minuten erklingt bereits das Ende von Raop, während Premium Edition Besitzer sich noch über weitere 18 Minuten Gute-Laune-Musik erfreuen können. Hier setzt sich der Trend der Mixtapes fort: Cros Tracks sind und bleiben kurz. Der längste Titel der Platte ist mit 3 Minuten und 37 Sekunden lediglich auf der Premium Edition zu finden und ein Remix des bekannten "Easy".

Nicht falsch verstehen. Raop ist ein wirklich sehr eingängiges Album, das sich nicht hinter anderen großartigen Werken verstecken braucht. Doch die kurze Anspieldauer und der teils mangelnde Inhalt sorgen für einen faden Beigeschmack für lyrisch interessierte Hörer. Wer jedoch auf der Suche nach einem perfekten Album für den Sommer 2012 ist, der ist mit Raop bestens bedient. Auch wenn man mit Hip-Hop nicht viel anfangen kann, wirken die simplen Soundkonstrukte auf dem Niveau eines "Easy" sehr gut zum Kopfnicken. Jeder Titel kann durch die Bank hinweg durchgehört werden und verhindert durch den sehr positiven Grundtenor ein weiterskippen. Wer jedoch lyrisch tiefgründigen und ausgefeilten Inhalt sucht, der sucht bei diesem Album vergebens nach ergreifend fesselnden Machwerken. Stattdessen wird einem ein wunderbar eingänigiger Sommerhit nach dem anderen durch die Boxen gepumpt.

Wir waren hier
Inhaltlich setzt der junge Hipster auf das sorglose Lebensgefühl einer nicht ganz unerheblichen Menge der deutschen Jugend. Da werden Partys, der Lifestyle und Frauen besungen. Inhaltsstarke Musik ist hier nicht zu finden, aber das will man auch gar nicht. Raop ist das besungene Lebensgefühl einer Subkultur zwischen Instagram, Skinnyjeans, Dreiecken, Clube-Mate und einem sauber geschnittenen Undercut. Musik für eine positiven Lebenseinstellung. Lediglich mit dem Titel "Ein Teil" begibt sich Cro auf ungewohnt inhaltiche Wege und besingt von dem Zustand einer Trennung und der Gefühle dabei. Ungewohnt, und klingt als Outro dieser Platte stark nach, macht jedoch zugleich einen gewissen Funken Hoffnung aus dem Kontext des Liedes heraus. Gesagt werden muss, dass dem Outro und dem Intro eine besondere Bedeutung beigemessen werden muss. Hier zeigt Cro andere als von ihm erwartete Züge, denn während er im Outro unbekannte Züge zeigt, lässt er im Intro mit Doubletime Versen seine Muskeln spielen und zeigt, dass er auch anders könnte.

Tracklist
1. Intro
2. King of Raop
3. Easy
4. Geile Welt
5. Du
6. Wie ich bin
7. Meine Zeit
8. Nie mehr
9. Jeder Tag
10. Genauso
11. Einmal um die Welt
12. Wir waren hier
13. Ein Teil
14. Hässlich (Bonustrack)
15. Papa schüttelt seinen Kopf (Bonustrack)
16. Meine Zeit (Jopez Remix) (Bonustrack)
17. Easy (Guido Craveiro Reggae Remix) (Bonustrack)
18. Wir waren hier (Budget Remix) (Bonustrack)
19. Meine Zeit (Kaas, Maeckes & Peerless-Remix) (Bonustrack)

Wer den pefekten deutschsprachigen Soundtrack für laue Sommerabende und hitzige Autofahrten sucht, der ist mit Raop von Cro bestens bedient. Lediglich die Konservierung alter Tracks, auch wenn diese neu aufgenommen und mit Instrumenten eingespielt wurden, sowie die kurze Anspieldauer und der fehlende anspruchsvolle textliche Inhalt geben Grund zur Kritik.

Punktewertung

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   Titel Raop
   Genre
   Release 2012-07-06
   Systeme
   Publisher Chimperator (Groove Attack)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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