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Coast Road Review

Ein eindringlicher Gesellschaftsroman über Liebe, Verlust und den Kampf um Selbstbestimmung


2025-03-15  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
Coast Road Review Bild Coast Road Review Screenshot Coast Road Review Foto

Was bedeutet es, in einer Ehe gefangen zu sein, ohne eine Möglichkeit zur Scheidung? Diese Frage steht im Zentrum von Coast Road, dem Debütroman von Alan Murrin. Die Geschichte spielt in einem kleinen irischen Küstenort im Jahr 1994, als in Irland noch erbittert über die Legalisierung der Scheidung diskutiert wurde. Drei Frauen stehen im Mittelpunkt – jede mit ihrem eigenen Schicksal, jede gefangen in einer Welt, in der Männer die Regeln bestimmen. Ein Roman, der still beginnt, sich aber immer mehr zu einem dramatischen Kammerspiel entwickelt.

Gefangen in einer Gesellschaft ohne Ausweg
Im Zentrum steht Colette Crowley, eine Dichterin, die nach Jahren in Dublin in ihren Heimatort zurückkehrt. Sie hatte einst ihre Familie verlassen – ein Skandal sondergleichen. Doch als sie nun zurück ist, muss sie feststellen, dass die Gesellschaft ihr nicht verziehen hat. Ihr Ehemann verbietet ihr den Kontakt zu den gemeinsamen Kindern, und sie wird von der Dorfgemeinschaft mit Misstrauen und Ablehnung gestraft.

Parallel dazu kämpft Izzy Keaveney, die Frau eines Lokalpolitikers, mit ihrem eigenen Unglück. Sie wünscht sich mehr vom Leben als nur Hausfrau und Mutter zu sein, doch ihr Mann hat andere Pläne. Die dritte Frau im Bunde ist Dolores Mullen, die unter der Untreue ihres Mannes leidet, aber keine Möglichkeit sieht, sich von ihm zu trennen.

Ein komplexes Spiel aus Macht und Kontrolle
Was Alan Murrin hier schafft, ist mehr als nur eine Geschichte über drei Frauen. Coast Road ist eine präzise Milieustudie eines Irlands, das sich am Scheideweg zwischen Tradition und Moderne befindet. Die Kirche hat noch immer großen Einfluss, die Männer dominieren das gesellschaftliche Leben, und Frauen sind in der Ehe gefangen – oft ohne finanzielle oder gesellschaftliche Unabhängigkeit.

Murrins Schreibstil ist nüchtern, aber wirkungsvoll. Er beschreibt die Enge und die unausgesprochenen Erwartungen einer kleinen Gemeinschaft so eindringlich, dass man sich beim Lesen beinahe selbst darin gefangen fühlt. Die Charaktere sind vielschichtig, ihre Handlungen nachvollziehbar und oft schmerzhaft realistisch.

Dramatik mit Tiefgang
Die Spannung in Coast Road entwickelt sich langsam, aber unaufhaltsam. Anfangs könnte man meinen, der Roman sei ein stilles Porträt des irischen Landlebens – doch dann zieht Murrin die Schlinge enger. Die Dynamiken zwischen den Figuren verschärfen sich, Lügen und Intrigen drohen ans Licht zu kommen, und das Finale lässt einen mit Gänsehaut zurück.

Was besonders beeindruckt, ist, wie Murrin es schafft, dass man mit jeder der drei Frauen mitfühlt – selbst wenn sie Fehler machen oder fragwürdige Entscheidungen treffen. Ihre Kämpfe sind universell, ihre Ängste real, und ihre Hoffnungen oft tragisch unerfüllt.

Coast Road ist ein intensiver und emotionaler Roman, der lange nachhallt. Alan Murrin erzählt mit feinem Gespür für Charaktere und Atmosphäre eine Geschichte, die nicht nur ein Stück irischer Geschichte beleuchtet, sondern auch universelle Themen wie Liebe, Freiheit und gesellschaftliche Zwänge behandelt. Wer dramatische, tiefgehende Geschichten mit stark gezeichneten Figuren liebt, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen.

Punktewertung

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