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Birds of Steel Review


2012-04-28  Torsten  12 Likes  0 Kommentare 
Ein Genre, das nach langer Phase der höchsten Beliebtheit stark gelitten hat, ist das der Flugsimulatoren. Nun sind in den letzten Jahren wieder einige ordentliche Vertreter auf den Markt gekommen, wohingegen wirklich gute eher selten bis gar nicht anzutreffen waren. Dies gilt insbesondere für die Arcade-Fraktion auf den Konsolen. Birds of Steel von Konami kommt zum vermeintlichen Schnäppchen-Preis auf den Markt, die Erwartungshaltung kann also schon einmal herunter geschraubt werden. Oder verbirgt sich hinter dem kostengünstigen Flieger doch eine kleine Perle?

Der Traum vom Fliegen
Der Propeller dröhnt bei voller Leistung, der Wind zerrt rauschend am Kabinendach, den Steuerknüppel halte ich fest in meiner Hand. Vor mir am Horizont kommen lauter kleine Vögel zum Vorschein. Nein, es sind keine Vögel, das sind Tragflächen, eine feindliche Bomber-Formation. Der Geleitschutz ist viel zu weit entfernt, also drehe ich den Gashahn auf Überlast und presche ihnen entgegen. Entschlossen richte ich das Fadenkreuz auf den Bug des ersten Beaufighter-Bombers, ja, diese Tommy-Boys sollen mich kennen lernen. Die MGs meiner Focke Wulf 190 rattern, die Projektile pirschen sich im Leuchtfeuer der Nacht unaufhaltsam an ihr Ziel heran. Treffer. Die erste Maschine geht lodernd in Flammen auf und ich setze unverzüglich mein Feuer auf das nächste Ziel fort. Die Propeller dieser Maschine lasse ich in Fetzen zurück und als ich mit Höchstgeschwindigkeit über das Ziel hinaus schieße, sehe ich im Rückspiegel bereits, wie sich die ersten Fallschirme öffnen. Gleich werde ich in einem gekonnten Immelmann-Manöver wenden, um dann rückwärtig den Höhenvorteil zu nutzen. Ebenso erging es dem flugbegeisterten Tester, der nach seinen Aufenthalten in eher mittelmäßigen Konkurrenz-Produkten zuletzt noch sehr verhalten über das Genre der Flugsimulatoren berichtete. Und ja, bewusst wird hier von Simulator und nicht von Arcade-Flieger gesprochen, auch wenn der Realismus-Anspruch, so viel sei vorweg genommen, nicht mit dem der einschlägigen Referenz-Titel auf dem PC mithalten kann.

Der Fuhrpark im Hangar
Die Auswahl der Flugzeuge ist von entscheidender Bedeutung, gerade wenn es um historisch möglichst korrekt darzustellende Gefechtssituationen geht. Die Leser, die nicht gerade in Erinnerungen an die letzte "ehrenhafte" Zeit des Luftduells zurück denken, überspringen diesen Passus einfach bis zur nächsten Überschrift. Für diese Art der Leser reicht die Information, dass so ziemlich jeder wichtige Jäger und/oder Bomber des Krieges und somit rund 100 verschiedene Modelle zur Verfügung stehen, kostenpflichtige Zusatzpakete - wie bei der Konkurrenz schon mal üblich - sollten damit nicht anstehen. Im Hangar stehen dem geneigten Fan dagegen eine wahre Pracht an unterschiedlichen Flugzeugen zur Auswahl. Diese dürfen je nach erlangtem Rang mit der Spielwährung "gekauft" werden und dann in den Einzel-Missionen verwendet werden. Das Arsenal an Fliegern ist reichhaltig bis üppig und soll daher hier nur exemplarisch angerissen werden. Die Luftwaffe bietet selbstverständlich die wohl bekanntesten Jäger, die BF 109 von Messerschmitt und die Focke Wulf 190. Die Ju 87, oder auch Stuka genannt (wenn auch ohne ihre "Trompeten von Jericho"), ist ebenso dabei wie die gängigsten Bomber von Heinkel (HE 111) oder Junkers (Ju 88). Der erste serienreife Düsenjäger der Zeitgeschichte, die Messerschmitt 262 "Schwalbe", der "Volksjäger" He 162 oder das Feststoff betriebene "Raketen-Ei" Messerschmitt 163 runden das Paket gelungen ab. Bei den verbündeten Japanern durften die Zero in unzähligen Variationen , die Ki 43 oder die KI 61 nicht fehlen. Auf der Gegenseite darf für das vereinigte Königreich in zahlreichen Varianten der Spitfire geflogen werden. Die Standard-Jäger der Marke Hurricane sind ebenso dabei wie der Anti-Tank-Fighter "Tempest". Die Sowjetunion verließ sich auf Jäger wie die P-39, Yak-7 oder aber die stark gepanzerte und durch eine eigene Flugsimulator-Serie bekannte IL 2 Sturmovik. Die US-Amerikaner haben natürlich ebenfalls ihre besten Jäger im Programm. Von P39 / P40 bis hin zum P51 Mustang, dem wohl besten amerikanischen Jäger des zweiten Weltkrieges. Eine Wildcat darf dabei ebenso geflogen werden, wie die Corsair und natürlich sind auch die "fliegenden Festungen" des Typs B-17 oder die noch größere B-24 mit von der Partie. Diese Modelle haben auch dem Kölner Dom übel zugesetzt. Schmerzlich vermisst wird dagegen die P-47 "Thunderbolt", die vom Entwickler-Team wohl leider vergessen wurde.

Spielmodi
Herzstück des Singleplayer-Modus ist die historische Kampagne. Hier darf im Pazifik der Jahre 1941 und 1942 auf Seiten der Amerikaner und Japaner gekämpft werden. Die geschichtlichen Schlachten werden anhand von gelungenen Zwischensequenzen eingeleitet. Dabei werden die Umstände unter Begleitung von Original-Aufnahmen der damaligen Zeit erläutert und der Spieler in seinen Auftrag eingewiesen. Wem das nicht genug ist, der darf auch die übrigen Schlachten des Mittelmeers, der West- und Ostfront und des Pazifiks im Unterpunkt "Missionen" auswählen und fliegen. Besonderer Coup hierbei: Diese Missionen dürfen Off- wie Online gespielt werden, sind also wahlweise auch in Koop-Spielweise zu bewältigen. Dynamische Feldzüge, wie die Schlachten im Ruhrgebiet, Pearl Harbour oder Malta bringen eine Verkettung von mehreren Aufträgen mit sich. Außerdem dürfen im Missionseditor eigene Gefechtssituationen konstruiert werden.

Kernstück des Multiplayer-Modus sind die Versus-Schlachten. Hier werden die Flieger der zu wählenden Schauplätze in zwei Teams eingeteilt. Zur Verfügung stehen drei Spielmodi: In Luft- und Frontherrschaft müssen Zonen erobert und gehalten werden. Bei letztgenannten Spielmodus besteht dabei die Möglichkeit, Spawnpunkte des Gegners zu eliminieren, in dem die positionierten Fahrzeuge zerstört werden. In Flugplatzherrschaft müssen dagegen Bodenzonen erobert und verteidigt werden. Es dürfen auch Turniere ausgetragen werden, die gleich mehrere Tage andauern oder aber an "aktuellen Ereignissen" teilgenommen werden. Hier handelt es sich um Koop-Missionen, die nur zu bestimmten Anlässen in einem begrenzten Zeitraum verfügbar sind.

Realismus & Physik
Vor der jeweiligen Mission darf zunächst einmal das Flugmodell bestimmt werden. Arcade-Piloten wählen natürlich die "vereinfachte" Steuerung. Hier darf bei Höchstgeschwindigkeit die Kehrtwende ohne lästigen Strömungsabriss vollzogen werden und Sturzflüge beschädigen nicht das Flugzeug, gleich wie hoch die Geschwindigkeit auch zunimmt. Realistischer wird es dann bei "realistisch" oder gar "Simulator". Gerade bei letzterem Schwierigkeitsgrad geht ohne manuelles Einstellen der Trimmung und einer gehörigen Portion Bildung in Sachen Flugphysik dann nichts mehr. Es darf aber auch individuell angepasst werden, um den richtigen Kompromiss aus Realismus und "Machbarkeit" hinzubekommen. Neben dem Flugmodell ist die Wahl der Ressourcen-Limitierung von entscheidender Bedeutung. Denn ob der Treibstoff und gerade die Munition begrenzt oder in beliebiger Menge verfügbar ist, legt fest, wann eine Mission noch weiter geführt werden kann oder aber der Abbruch erzwungen wird. Ist die Munition dann einmal verbraucht, so muss der Spieler etwa 45 Sekunden bis zur automatischen Aufmunitionierung ausharren, bevor es weiter ins Gefecht gehen kann.

Steuerung
Konsolen-Piloten haben in den seltensten Fällen die Ausstattung eines Flightsimulator X-Spielers auf dem PC zur Verfügung. Verschiedene Konzepte stehen dennoch zur gediegenen Auswahl. Standardisiert wird der Wireless-Controller verwendet. Mit dem klappt die Steuerung dann schon recht leichtgängig. Alternativ darf auch die Sixaxis-Funktion des Controllers genutzt werden, um das Flugzeug zu manövrieren. Der Controller wird dann einfach wie ein Steuerknüppel geneigt oder gekippt, die Seitenruder werden allerdings auch weiterhin mit dem rechten Analog-Stick bedient. Wem das zu sensibel ist, der darf alternativ auch für Blickrichtung, bzw. Kamera bei Außenansicht die Bewegungssteuerung verwenden. Als letzte Möglichkeit unterstützt das Spiel die gängigsten Flieger-Knüppel (Thrustmaster T.Flight Hotax X / Stick X, Cyborg F.L.Y. 9), mit denen die Steuerung noch leichter von der Hand geht, vor allem bei schwierigeren Flugmodellen.

In der Luft
Wichtig ist auf dem Platz, oder analog gesprochen: In der Luft! Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad, wobei sich leider der Anspruch an die KI in der Kampagne nicht näher definieren lässt, stellen die Flugabwehrstellungen feindlicher Schwimmpötte oder befestigter Flak-Stellungen eine niedrige bis durchaus existente Gefahr dar. Die gegnerischen Jagd-Flieger dagegen fliegen gleich des eingestellten Realismus-Grades quirlig bis geschickt und setzen ungeübte Jagd-Bomber-Piloten schon einmal unter Druck, wenn sie gewillt sind, sich auf ihren Torpedo-Abwurf zu konzentrieren. Geübte Piloten werden allerdings kaum Probleme haben, reihenweise Jagdflugzeuge vom Himmel zu holen. Etwas enttäuschend ist dagegen die KI der Bomber. Selbst in dichten B-17-Formationen lässt sich ein sturer Heck-Angriff vollziehen. Hier braucht sich also niemand die Mühe zu machen, die vermeintliche Schwachstelle an der oberen Front der meisten Bomber anzugreifen. Schade eigentlich, aber es bleibt nun einmal ein Simulator-/Arcade-Mix und soll vorrangig spielbar sein. Um die fliegerische Kunst der eigenen Staffel-Mitstreiter ist es im Übrigen nicht so gut bestellt. Diese machen des Öfteren fatale Flugfehler und sind eher Platzhalter (es darf beliebig zwischen ihnen gewechselt werden), denn echte Rotten-Kameraden. Wer hier Wert auf den gemeinsamen Kampf legt, der darf aber zum Glück jeder Zeit online um Mithilfe ersuchen.

Der Look der stählernen Vögel

Grafisch hat sich die Engine über die Jahre hinweg wohl nicht mehr stark gesteigert und "zaubert" nach wie vor arg kantige und detailarme Gebäude hervor. Dafür bleibt die Bildrate stets stabil und all die Kritik ist vergessen, sobald sich der Pilot in den Wolken oder dem Meer befindet und einen Blick aus der detailliert gestalteten Flugzeugkabine wirft. Das Meer wird durch organisch wirkende Wellen, auf denen sich das Tageslicht spiegelt, lebendig und die Sonne bricht sich in den Kratzspuren der Kanzel. Die metallisch glänzende Haut der gelungenen Flugzeuge entschädigt dann für einige Mankos wie die fehlerhafte Darstellung von MG-Feuer, das meterweit hinter dem Flugzeug schon zu entstehen scheint. Akustisch wird mit ordentlichem MG-Stakkato, bassgeschwängertem Flak-Feuer und tollen Windgeräuschen ein atmosphärischer Klang-Teppich geschaffen, der zum Mitflug einlädt.

Ich bin Fan von Flugsimulationen seit den Anfängen der Amiga-Spiele und auf dem PC mit "Battle of Britain" und "Secret Weapons of the Luftwaffe" von Lucas Arts, später dann noch weiter gefestigt durch die hervorragenden Spiele Dynamix´ (Aces of the pacific, Aces over europe). Ich habe auch die üblichen Vertreter der Konsolen-Flieger wie "Blazing Angels" oder "Air Conflicts" gespielt. Die waren auch ganz passabel, fesselten mich aber nie lange Zeit vor der Glotze. "Birds of Steel" dagegen schlug bei mir ein, wie eine Bombe und ließen mich meinen Thrustmaster Flight Stick X endlich warm spielen. SO und nicht anders muss sich der Luftkampf anfühlen, genau der richtige Mix aus Simulation und Arcade für einen Konsolen-Flieger. Ich hätte mir persönlich noch eine ausgefeiltere Kampagne und eine verbesserte KI gewünscht, aber man soll auch nicht größenwahnsinnig werden und mit dem zufrieden sein, das man geboten bekommt und das ist wirklich gut! Am meisten Spaß haben mir die Jagd-/Torpedo-Bomber-Missionen gemacht. Mit ihnen fällt der Anspruch an den Piloten auch etwas höher aus, denn im Nahkampf mit mehreren japanischen Zeros ist ein effektiver Angriff auf Boden- und Wasserziele gar nicht mal so einfach. Kurzum: Ich hatte/habe meinen Heidenspaß.

Punktewertung

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   Titel Birds of Steel
   Genre Actionspiele
   Release 2012-03-15
   Systeme PlayStation 3
   Publisher Konami Digital Entertainment GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
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