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The Girl in Question

Ein packender Survival-Thriller mit Herz, Härte und überraschender Tiefe


06.11.2025  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
The Girl in Question Bild The Girl in Question Screenshot The Girl in Question Foto

Mit The Girl in Question liefert Tess Sharpe die Fortsetzung ihres gefeierten Thrillers The Girls I’ve Been – und legt nicht nur in Sachen Spannung, sondern auch emotionaler Wucht nochmal eine Schippe drauf. Im Zentrum steht erneut Nora, eine junge Frau, die in ihrem kurzen Leben bereits mehr Überlebensstrategien entwickeln musste als so mancher Spion in einem ganzen Karriereleben.

Nach dem Highschool-Abschluss wünscht sich Nora nur eines: Ruhe. Abstand. Vielleicht sogar sowas wie ein Neuanfang. Doch die Realität holt sie schneller ein, als ihr lieb ist – in Form ihres gewalttätigen Stiefvaters Raymond, der aus dem Gefängnis entlassen wurde und sie offenbar wieder ins Visier genommen hat.

Ein gemeinsamer Trip mit Freunden in ein abgelegenes Waldgebiet soll Ablenkung verschaffen – wird aber zum tödlichen Spiel auf Zeit.

Gefährliche Verwechslung, beklemmende Kulisse
Der Clou des Plots: Amanda, Wes’ Freundin, wird entführt – weil sie für Nora gehalten wird. Dieser simple Irrtum katapultiert die Gruppe in eine fiebrige Hetzjagd durch die Wildnis, bei der nichts mehr sicher ist.

Tess Sharpe nutzt das Setting nicht nur als Hintergrundrauschen, sondern macht den Wald selbst zum bedrohlichen Mitspieler. Plötzlich zählt jedes Geräusch, jede Entscheidung, jede falsche Bewegung. Es geht um Freundschaft, Vertrauen – und ums nackte Überleben.

Besonders stark ist dabei, wie glaubhaft und intelligent Sharpe ihre Figuren agieren lässt. Niemand wird zum Superhelden, alle machen Fehler, aber genau das macht die Dynamik so fesselnd.

Nora: Kämpferin mit Tiefe und Trauma
Wie schon im Vorgänger ist Nora das emotionale Herzstück der Geschichte. Sie ist clever, zäh, verletzlich – und trägt ihre Vergangenheit wie eine offene Wunde. Sharpe gelingt es, sie noch vielschichtiger zu zeichnen, ohne sie zu idealisieren.

Die Kapitel wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit, was nicht nur den Spannungsbogen auf hohem Niveau hält, sondern auch Noras psychologischen Background weiter vertieft. Wer den ersten Band kennt, wird einige Entwicklungen mit Genugtuung beobachten – alle anderen sollten The Girls I’ve Been unbedingt nachholen, bevor sie hier einsteigen. Ohne Vorwissen fehlen viele emotionale Zusammenhänge.

Actionreich und dennoch geerdet
Was The Girl in Question besonders auszeichnet, ist die Balance zwischen nervenaufreibender Action und echter Charaktertiefe. Natürlich gibt es rasante Verfolgungsjagden, überraschende Wendungen und ein paar Thriller-Klischees – aber alles bleibt glaubwürdig.

Die Beziehungen zwischen den Figuren – besonders zwischen Nora, Iris und Wes – wirken organisch und authentisch. Es geht nicht nur darum, wer überlebt, sondern auch, was dieses Überleben mit einem macht.

Dabei bleibt Sharpe ihrem Stil treu: flott, klar, atmosphärisch dicht. Man fliegt durch die Seiten und merkt erst beim Luftholen, wie angespannt man mitgefiebert hat.

Realismus statt überdrehter Showdown
Auch das Finale bleibt dem Grundton treu: hart, aber nicht überinszeniert. Die Auflösung ist befriedigend, ohne plump zu sein – und vor allem: konsequent. Wer hier auf ein Happy End im Hollywood-Stil wartet, wird enttäuscht. Aber gerade das macht den Reiz aus.

Es ist ein würdiger Abschluss – nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Geschichte rund um Nora. Und ja, man darf ein bisschen wehmütig sein, wenn man die letzte Seite umblättert.

The Girl in Question ist ein starker Thriller, der zeigt, dass Spannung und Substanz sich nicht ausschließen. Tess Sharpe gelingt erneut das Kunststück, komplexe Themen wie Trauma, Vertrauen und Selbstbestimmung in ein fesselndes Format zu packen, das nie reißerisch wirkt. Wer psychologisch fundierte Spannung mit glaubhaften Figuren sucht, wird hier fündig. Und Fans von Nora werden dieses Kapitel mit pochendem Herzen, feuchten Augen und einem leisen „Wow“ beenden.

Punktewertung

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