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Payback Review


2010-03-05  Spielemagazin  8 Likes  0 Kommentare 
Mal sehen: Ich habe einen Facebook-Account, einen bei Twitter und bei meinVZ, bin bei Xing, mySpace und den Lokalisten angemeldet, benutze die Kommunikationssoftware Xfire und ICQ und sammle E-Mails von schätzungsweise 5 Email-Accounts in einem Postfach. Kurzum: Das Internet ist bei defintiv angekommen. Doch mit jedem neuen Account und jeder neuen Software zur Vernetzung steigen auch die Anforderungen an meine verwalterischen Fähigkeiten und im Zweifel auch der Kopfschmerz. Doch wenn ich Frank Schirrmacher glauben darf, dann sind dies nur die körperlichen Schmerzen eines bevorstehenden Bewusstseinswandels, der nicht nur mich, sondern viel eher jeden von uns treffen wird. Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Überforderung sind eine Folge. Aber führt die Koexistenz von Mensch und Computer vielleicht auch zu einer künstlichen Intelligenz?

Payback
Der kurze und prägnante Titel zu Frank Schirrmachers neuestem Buch ist nur die halbe Wahrheit. Der Untertitel sagt hier schon deutlich mehr aus: "Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen". In der Flut von Informationen die uns jeden Tag erreichen wird es zunehmend schwierig zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht. Man überlege sich nur mal, wieviel Schwierigkeiten wir haben allein unser E-Mail-Postfach so zu pföegen, dass wir zu jeder Zeit den Überblick behalten. Und so leben wir in einer Zeit in der wir immer irgendwie den Eindruck haben etwas zu verpassen. Kein Wunder veröffentlicht Lischen Meier, doch am laufenden Band was sie gerate tut. "Ich streiche mir ein Butterbrot". "Ich geh jetzt schlafen". Muss ich das alles wissen?

Schon bald werden Computer zu Dingen fähig sein, die heute noch unvorstellbar scheinen. Sie werden unsere Wünsche besser kennen als wir selbst und in der Lage sein, sogar unsere Assoziationen in Software zu übersetzen. Wichtig aber ist, dass wir währenddessen unsere Fähigkeiten nicht verlieren. Wir können zurückfordern, was uns genommen wird, wenn wir die Stärken des Menschen neu bestimmen.Ausgehend von Gesprächen mit den führenden Köpfen des Internet-Zeitalters und wichtigen Vertretern der modernen Psychologie zeigt Frank Schirrmacher, wie sich schon in den nächsten Jahren das Selbstbild des Menschen wandeln könnte und welche faszinierenden Antworten auf diese Krise möglich sind.

Leseprobe (S. 3-4)
Was mich angeht, so muss ich bekennen, dass ich den geistigen Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gewachsen bin. Ich dirigiere meinen Datenverkehr, meine SMS, E-Mails, Feeds,Tweeds, Nachrichtensites, Handyanrufe und Newsaggregatoren wie ein Fluglotse den Luftverkehr: immer bemüht, einen Zusammenstoß zu vermeiden, und immer in Sorge, das Entscheidende übersehen zu haben. Ohne Google wäre ich aufgeschmissen und nicht mehr imstande, einen Handwerker zu bestellen oder zu recherchieren.

Würde ich morgen vom Internet oder Computer geschieden werden, wäre das nicht eine Trennung von dem Provider, sondern es wäre das Ende einer sozialen Beziehung, die mich tief verstören würde. Am Tag meiner Konfirmation, als ich den Spielcomputer Logikus der Firma Kosmos geschenkt bekam, bin ich freudig in das Wettrüsten mit der jeweils neuesten Technologie eingetreten. Moores Gesetz - das Gesetz, wonach sich die Geschwindigkeit der Prozessoren alle zwei Jahre verdoppelt - kannte ich schon, als ich meinen ersten Amstrad-Rechner kaufte. Bedienungsanleitungen verstehe ich so wenig wie alle anderen .


Frank Schirrbachers "Payback" ist ein Wegweiser durch den ditigalen Dschungel der Information und ein Ratgeber, wie man trotz einer zunehmenden Überforderung wieder die Kontrolle übernehmen kann. Leicht und verstädnlich geschrieben eignet sich das Buch auch gut für Zwischendurch, trotz des an sich komplexen Themas.

Punktewertung

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