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Kennedys Hirn - Henning Mankell Review

Eine erschütternde Reise durch Lügen und Vertuschungen


2025-01-16  Spielemagazin  3 Likes  0 Kommentare 
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Henning Mankell ist vielen Lesern durch seine Wallander-Krimis ein Begriff. Mit Kennedys Hirn begibt er sich jedoch auf ein ganz anderes literarisches Terrain. Hier verbindet er fiktive Spannung mit politischen und gesellschaftlichen Themen, die tief ins Mark gehen. Was auf den ersten Blick wie ein persönliches Drama beginnt, entpuppt sich schnell als ein globales Netz aus Macht, Korruption und Vertuschung. Doch kann der Roman halten, was die Prämisse verspricht?

Ein persönlicher Verlust als Ausgangspunkt
Die Handlung beginnt mit einer tragischen Wendung: Die Archäologin Louise Cantor entdeckt ihren Sohn Henrik tot in dessen Wohnung in Barcelona. Was zunächst wie ein Suizid wirkt, lässt Louise keine Ruhe. Zu viele Fragen bleiben offen, und bald verdichtet sich der Verdacht, dass Henrik einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Louise begibt sich auf eine intensive Spurensuche, die sie quer über den Globus führt – von Schweden nach Australien bis ins südliche Afrika. Dabei stößt sie auf eine schockierende Wahrheit, die weit über den Tod ihres Sohnes hinausgeht und sie tief in dunkle Machenschaften hineinzieht.

Eine vielschichtige Erzählung mit gesellschaftskritischem Unterton
Mankell gelingt es, mit Kennedys Hirn eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Der Titel spielt auf das berühmte Mysterium um das verschwundene Gehirn von John F. Kennedy an – ein symbolisches Bild für verschwundene Beweise und vertuschte Wahrheiten.

Doch der Roman ist nicht nur eine spannende Reise, sondern auch ein Kommentar zu globalen Ungerechtigkeiten. Themen wie die Ausbeutung in Afrika, der Einfluss großer Pharmakonzerne und der moralische Verfall der westlichen Welt ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Stärken und Schwächen des Romans
Henning Mankells Schreibstil ist gewohnt flüssig und leicht zugänglich. Die Charaktere, insbesondere Louise, wirken authentisch und nachvollziehbar. Ihre Entwicklung von der trauernden Mutter zur entschlossenen Wahrheitssucherin ist ein zentraler Ankerpunkt der Erzählung.

Trotz dieser Stärken weist der Roman einige Schwächen auf. Die Handlung wirkt an manchen Stellen überladen, und die Fülle an Themen führt dazu, dass nicht alle Aspekte gleichermaßen tiefgründig behandelt werden. Außerdem lässt die Spannung in der zweiten Hälfte etwas nach, da sich der Fokus stärker auf die politische Botschaft als auf den Kriminalfall verschiebt.

Ein emotionaler Drahtseilakt mit einer klaren Botschaft
Kennedys Hirn ist ein Roman, der polarisiert. Leser, die eine klassische Krimigeschichte erwarten, könnten von der gesellschaftspolitischen Dimension überrascht oder sogar enttäuscht sein. Doch wer sich auf die tiefere Ebene einlässt, wird mit einer vielschichtigen Erzählung belohnt, die noch lange nachhallt.

Henning Mankell wagt mit Kennedys Hirn einen ungewöhnlichen Schritt und liefert einen Roman, der gleichermaßen bewegt und provoziert. Obwohl die Spannung nicht durchweg konstant bleibt, überzeugt die Geschichte durch ihre Tiefe und Relevanz. Sie ist ein Plädoyer für die Suche nach Wahrheit in einer Welt voller Lügen. Für Fans anspruchsvoller Romane mit politischem Unterton ist dieses Buch eine lohnende Lektüre.

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