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Chill mal, Frau Freitag Review


2012-01-18  Jana  10 Likes  0 Kommentare 
Ach wie haben wir die Zeit geliebt... Oder haben wir sie eher gehasst? Auf jeden Fall müssen sicher viele von uns grinsen, wenn sie an ihre Schulzeit zurück denken. Man, was haben die Lehrer genervt! Dauernd diese Moralpredigten! Die hatten doch gar keine Ahnung vom Leben, das waren doch nur Lehrer, die gar kein eigenes Privatleben haben! Oder doch? Haben wir uns damals überhaupt Gedanken darüber gemacht, was ein Lehrer so außerhalb der Schulzeit macht und wie wir ihm manchmal auf den Keks gegangen sind? Und hatten die Lehrer nicht doch irgendwie Recht, wenn wir das aus heutiger, erwachsener Sicht betrachten? Ja ja, die Schulzeit ist so ein Thema. Viele von uns haben längst damit abgeschlossen, aber dann gibt es eben auch diejenigen, die damit niemals (na ja, jedenfalls nicht vor der Rente) abschließen, denn schließlich ist die Schule ihr Arbeitsplatz.

Unterricht an einer Problemschule
Frau Freitag ist eine dieser Personen, die sich für den Lehrerberuf entschieden hat. Und sie hat sich sozusagen gleich den Hardcore-Mode ausgesucht, denn sie unterrichtet nicht an einem langweiligen Gymnasium, an dem angeblich doch eh alle Schüler brav sind. Nein, sie ist Klassenlehrerin einer achten Klasse auf einer "Problemschule". In ihrer Klasse sitzen fast ausschließlich Schüler, die eigentlich gar nicht da sein möchten (und in Wirklichkeit sogar recht selten tatsächlich da sind) und dazu noch sehr leistungsschwach sind. Da sitzen Emre, Samira, Abdul und Ahmet, die glauben, dass ein Spast ein kleiner Vogel ist und es in dem Abba-Song "Money money money" um Geld und Bitches geht. Fast alle Eltern der Schüler leben von Hartz VI und die Kinder meinen, dass man doch einfach nur reich heiraten müssen oder viele eigene Kinder auf die Welt setzen muss (wegen Kindergeld und so), um gut leben zu können. Frau Freitag berichtet nun dem Leser von ihrem Alltag in dieser und auch in anderen Klassen. Sie liebt ihren Job! Ja, sie liebt sogar ihre Schüler. Aber in den Wahnsinn treiben sie sie trotzdem. Dabei will sie den lieben Kleinen doch nur helfen, ihren weiteren Lebensweg erfolgreich bestreiten zu können!

Alta, voll krass, ey!
"Chill mal, Frau Freitag" bringt den Leser wirklich zum Schmunzeln! Auch wenn man selber wahrscheinlich auf eine andere Art Schule gegangen ist und die eigene Klasse nicht ganz so chaotisch war, so erkennt man doch an vielen Stellen sich selber oder die eigene Schulzeit wieder. Frau Freitag hat schon recht, fast jeder von uns kennt doch diese übermütigen "ich mach das schon, ich hab die im Griff" Referendare. Oder die, wie sie es nennt "harten Hunde", die es tatsächlich schaffen, die schlimmste Klasse irgendwie in den Griff zu bekommen. Was allerdings auch bedeutet, dass ihn niemand leiden kann... Oder aber auch unter den Schülern entdeckt man welche, die man selber in dieser Art in der Klasse hatte: Der Klassenstreber, der alles tut, um gute Noten zu bekommen und sich dementsprechend ekelhaft schleimig bei den Lehrern anbiedert. Oder der Klassenclown, der nie ruhig sein kann und ständig die Klasse unterhalten möchte mit den dämlichsten Sprüchen. Und die "Immer-zu-spät-Kommer"... Ja, all diese Typen gab es früher schon und natürlich auch heute noch. Allerdings ist eben Frau Freitags Klasse wirklich ein Extrem. Viele Schüler haben "Migrationshintergrund" (dabei sind sie doch alle schon in der x-ten Generation in Deutschland, haben deutsche Pässe, aber bezeichnen sich selbst als Ausländer), reden sich daher gerne mal raus, wenn Artikel zum Beispiel einfach mal fehlen. Was heißt mal? Mittlerweile scheinen Artikel völlig abgeschafft worden zu sein. Das heißt nicht mehr "Ich war beim Arzt", neudeutsch ist richtig "Ich war Arzt"! Und dann natürlich nicht zu vergessen die "Jugendsprache", die Frau Freitag von ihren Schülern lernt, samt allermöglichen Fremdsprachen, die eben so in ihrem Unterricht von den Schülern gesprochen werden.

Frau Freitag gibt einen wirklich gute Einblick in das Leben eines Lehrers heutzutage. Sie spricht eine Problematik an, die viele aus dem Fernsehen kennen und mit dem Kopf schütteln. Nein, so schlimm haben wir das damals wirklich nicht erlebt. Aber es wird halt immer mehr Realität, an immer mehr Schulen. Und man merkt auch Frau Freitag an, dass sie trotz aller Liebe zu ihrem Job schon des öfteren an ihre Grenzen stößt. Aber wieviele wollen schon ein Buch lesen, in dem gemeckert und gejammert wird über die heutigen Zustände an Schulen? Wenige, möchten wir behaupten. Frau Freitag aber schreibt auf eine lustige, augenzwinkernde Art und Weise und bringt den Leser zum Lachen. Ja, so kann man einen harten Alltag auch nehmen, vielleicht ein bisschen drüber ärgern, aber dann letztendlich doch lachen. Und das Buch bringt den Leser wirklich öfter zum Lachen! Frau Freitag schreibt auf eine so charmante, leicht zu lesende Art und Weise, dass man das Buch einfach so verschlingt. Allerdings kann man es auch gut Stück für Stück lesen: Denn ein Kapitel ist meist nur ein bis drei Seiten lang, also auch einfach mal etwas für Zwischendurch!

Ironisch, mit einem Tick Sarkasmus beschreibt Frau Freitag ihren Alltag in einer sogenannten Problemschule. Locker leicht zu Lesen, für zwischendurch oder einfach komplett alle Kapitel hintereinander weg: Schmunzeln ist beim Lesen mindestens garantiert!

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   Titel Chill mal, Frau Freitag: Aus dem Alltag einer unerschrockenen Lehrerin
   Genre
   Release
   Systeme
   Publisher Ullstein Taschenbuch
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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