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Politik Simulator 3 - Masters of the World Review


2013-05-09  Kornel Janisio  12 Likes  0 Kommentare 
Was die da oben immer nur für einen Mist anstellen, darüber kann der kleine Mann auf der Straße nur den Kopf schütteln. Doch ist das Politikerleben wirklich nur ein Sumpf aus Korruption, Faulheit und dem Streben nach Macht? Und könnte man es selber besser, wenn man mal die Gelegenheit dazu bekäme?

Es war einmal... die Politik

Nach einer kurzen Reise durch einen Mix aus Stargate, Uhrenladen und Fotoalbum, befinden wir uns im Menü. Dort kann zwischen Tutorial, weltweiter Simulation und Quiz gewählt werden. Den Kern des Spiels bildet der weltweite Simulationsmodus, während das Quiz eine kleine Dreingabe und netter Zeitvertreib für "Wer wird Millionär"-Fans ist. Das Quiz ist in mehreren Schwierigkeitsgraden plus Herausforderungen wie Geschwindigkeit oder Korrektheit verfügbar und besitzt, wie der weltweite Simulationsmodus, ein Online-Leaderboard. Der weltweite Simulationsmodus wird entweder allein oder im Multiplayer in 18 verschiedenen Szenarien gespielt. Beim ersten Szenario startet man noch recht normal und unbefangen im Jahr 2013 seine politische Karriere und kann nach Lust und Laune regieren bis einen der wütende Mob holt. Die anderen Szenarien beinhalten zum Beispiel, dass versucht werden muss, innerhalb von 30 Tagen die Hungersnot im eigenen Land zu besiegen oder eine Triple-A Wertung bei allen Rating-Agenturen zu erreichen und diese dann einen Monat zu halten. Nach der Wahl des Szenarios entscheiden wir uns noch, wo wir zwischen Anfänger bis Experte stehen, die Häufigkeit von Unruhen oder Katastrophen, die Spielgeschwindigkeit und schließlich die Währung, in der man alles bezahlen möchte.

Das Gesetz

Wir starten das Spiel und entscheiden uns originellerweise für Deutschland, samt dem fröhlichen Gesicht von Gisela Kermel, der lizenzfreien Version von Deutschlands Frau #1 und unser Avatar des Moments. Mal sehen ob wir es besser machen können. Wer übrigens keine Anspielungen mag oder sich mit dem Namen Angela nicht wohlfühlt, der kann Vor- und Nachnamen des Wahloberhaupts beliebig editieren. Gleich nach dem Drücken des Startbuttons wird man übrigens darüber informiert, dass der Politiksimulator nur ein Spiel ist und so ziemlich alles darin rein fiktiv ist. Keine Panik also. Lediglich die Ladebalken werden von Zitaten echter berühmter oder berüchtigter Personen begleitet.

Das Hauptspielfeld setzt sich aus der Weltkarte mitsamt allen großen Städten der Welt und ein paar Buttons am unteren Spielfeldrand zusammen. Über diese Buttons werden alle wichtigen Entscheidungen unserer politischen Laufbahn getroffen. Zunächst beginnen wir am besten damit, Minister für unser Kabinett zu bestimmen. Diese nehmen eine Beraterfunktion ein und können aus verschiedensten Kategorien gewählt werden, z.B. Intellektuelle, Sektenführer oder sogar der eigenen Familie. Oft gehören sie einer Fantasie-Partei an, sind unterschiedlich populär und haben eine positive bis negative Einstellung zu uns. Sobald unsere Ministertruppe steht, werden sie uns im Laufe des Spiels immer wieder, je nach ihrer Kompetenz und Gesinnung, darauf hinweisen, bestimmte Gesetzte und Steuern zu erlassen. Aber wir können natürlich auch von uns aus Gesetzte erlassen. Wer beispielsweise ein Fan der Todesstrafe ist, kann sie jederzeit einführen und es sogar mit einer Fernsehansprache ankündigen. Je nach Höhe der geplanten Steuer oder Art des Erlassens wird dann geschätzt, wie sehr unsere Popularität entweder steigen oder sinken wird. Einmal festgelegt, wird der Gesetzentwurf debattiert und man erhält eine Anzeige darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass das Gesetz durchkommt. Natürlich ist so ein Gesetz nicht an einem Tag durchdebattiert. Daher kann die Zeit vorgespult werden, um sog ganze Tage, Wochen und Monate zu überspringen, bis es soweit ist und das Gesetz durch ist. Das Spiel rechnet dann alle Sonderereignisse im Hintergrund durch, die sich im Laufe der Zeit ereignet haben. Die besonderen Ereignisse setzten sich aus Katastrophen oder ähnlichem zusammen. Natürlich spielen bei einem Politiksimulator noch mehr Faktoren und Entscheidungen eine Rolle. Es können Handelsabkommen mit fernen Ländern geschlossen, Kriege erklärt und Forschung betrieben werden. Man muss es dem Spiel lassen: die politischen Optionen und Möglichkeiten sind sehr umfangreich.

Die Welt ist nicht genug

Was der Politiksimulator inhaltlich bietet, wird leider durch das Drumherum getrübt. Ist die Steuerung per Buttons und aufploppenden Fenstern noch einigermaßen passabel gelungen, ist es der Rest nicht. Die Spielfiguren, mit denen man im Laufe des Spiels zwangsweise interagiert, setzten sich aus polygonarmen Modellen zusammen, denen das Foto einer echten Persönlichkeit aus der Politik oder des öffentlichen Lebens aufs Gesicht geklatscht wurde. Dies wirkt sowohl lachhaft als auch verstörend. Ich glaube besonders der Anblick des Beraters aus dem Tutorial wird mich noch lange in meinen Träumen verfolgen. Das Voice-Acting könnte langweiliger nicht sein und es sind sogar Versprecher drin geblieben. Ob es als Humor oder als Testerfaulheit ausgelegt werden kann, wenn der Berater bei einer Gelegenheit von "Geschisste" statt Geschichte spricht, sich dann schnell selbst ohne Andeutung eines Scherzes korrigiert und einfach weiterspricht, ist wohl Ansichtssache. Doch auch die Texte selbst, die zum Beispiel in der hinweisgebenden Zeitung auftauchen, sind nicht fehlerfrei. Faulheit macht sich aber auch bei den Beschreibungen der Inhalte selbst bemerkbar. Beispielsweise wird bei Gesetzten und Steuern nur sehr kurz beschrieben, welche genauen Auswirkungen sie haben. Wer zum Beispiel genauer wissen will, was die spielerischen Folgen einer Abholzpolitik sind, der muss den Link zum Wikipediaartikel anklicken, der sich in dem jeweiligen Gesetzesentwurf befindet.

Ein inhaltlich solider, an seiner Aufmachung leidender Politiksimulator. Für Fans von politischen Was-wäre-wenn-Szenarien. Politikverdrossene sollten hier allerdings weiter verdrossen bleiben.

Punktewertung

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