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Messages Deleted Review


2013-04-14  Dean  11 Likes  0 Kommentare 

Übersicht

"Messages Deleted" - ein Film über einen erfolglosen Drehbuchautor, der als Dozent darüber unterrichtet, wie man erfolgreiche Drehbücher schreibt. Dazu noch ein Skript, welches eine zentrale Rolle in dem Streifen selbst einnimmt und als "nicht gut" und "dilettantisch" beschrieben wird. Zuletzt gebe man noch eine Hand voll Schauspieler, deren Filmographie zwar sehr bekannte und erfolgreiche Filme beinhaltet, sie selbst aber nie Hauptrollen in den Filmen gespielt hatten. Auch wenn die Zutaten seltsam klingen, kann doch ein guter Kuchen draus werden... Oder?

Das Cover zumindest ist relativ nichtssagend: Eine Frau (erkennbar an den roten Lippen) hält ein Telefon in der Hand, wobei ihr ein Messer an der Kehle positioniert ist. Der dezente Hinweis, dass das Drehbuch aus der Feder Larry Cohens stammt, der u.a. "Nicht auflegen!" (Kino 2002), "Tanz der Hexen" (DVD 1989) sowie "Der Ringer" (DVD 1980) geschrieben hat und mit über 80 Verfilmungen seit 1958 fast schon zum Inventar der amerikanischen Filmindustrie zählt rundet das 08/15 Cover ab. Der Trailer ist spannend geschnitten und verrät nicht zu viel über den Film, wird dessen eigentlicher Geschichte und Stärken aber nicht gerecht. Vor allem die "Telefonzellen-Szene" erinnert dann doch zu stark an "Nicht auflegen!" (Kino 2002); wobei die beiden Filme nicht wirklich viele Parallelen haben.

Klischee über Klischee

"Messages Deleted" (Blu-Ray 2009) beginnt mit einer kontextlosen Szene: Ein Mann erwacht in einem nassen Keller; verwirrt und offensichtlich verletzt. Er schafft es sich aus seinem Loch zu befreien und seine Freundin zu finden, die ebenfalls eine Gefangene ist. Zusammen suchen sie den Ausgang und werden plötzlich von einem grobschlächtigen, psychopathisch drein blickenden Mann gestoppt, der es - trotz der Schusswaffe die der Gefangene bei sich trug - schafft Beide umzuwerfen. Plötzlich sieht sich die Frau in der Position ihren Freund zu retten und dies geht nur, wenn sie ihre innerste Angst überwindet und den Angreifer erschießt... Klingt das nach einem schlechten Thriller übersät mit Klischees und schon tausend Mal verwursteten Filmelementen?

Das gleiche sagt auch Joel Brandt - Dozent über das Drehbuchschreiben für Thriller, als ihm Millie - eine seiner Studentinnen - dieses Skript als Arbeit abgibt. "Klischee an Klischee an Klischee" - so bezeichnet er es - ulkiger Weise sollte sein Leben in den kommenden Tagen selbst zu einer Anhäufung schlechter Klischees werden.

Der Mann aus dem Himmel

Joels Leben ist nicht ganz so wie er es sich erhofft und erträumt hatte. Er wollte große Drehbücher für Blockbuster schreiben; wollte reich und berühmt werden, doch nun muss er als Lehrer arbeiten um seine Miete zu zahlen. Bisher konnte er nur ein einziges Skript verkaufen und das wurde noch nicht einmal verfilmt, da es "dilettantisch" und "unausgereift" war und das, obwohl es von einem Dozenten für Drehbuchschreiberei geschrieben wurde. Klischeehaft "ändert sich sein gesamtes Leben mit einem Mal", als er eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter abhört, in der ihn ein ihm unbekannter Mann anfleht zu einer Adresse zu kommen, da er sonst ermordet wird. Es für einen Scherz haltend löscht Joel die Nachricht und vergisst sie, bis zu dem Moment als der Anrufer plötzlich tot vom Himmel fällt. "Ab da beginnt der Alptraum" - Klischee 2.

Klischee 3+

Natürlich rennt Joel direkt zu Polizistin Lavery - wunderbar gespielt von Deborah Kara Unger, die wir alle noch aus ihrer Rolle Dhalia in den "Silent Hill" - Filmen (Kino 2006 und 2012) und an der Seite von Mel Gibson in "Payback" (Kino 1999) sowie mit Danzel Washington in "The Hurricane" (DVD 1999) kennen und lieben - doch sie glaubt ihm nicht. Genauer gesagt (Klischee 3) sie und alle anderen glauben ihm nicht, doch ihr Instinkt rät ihr, der Sache nachzugehen. Ihr Kollege und enger Vertrauter rät ihr "wie ihr Vater es konnte auf ihr Gefühl zu hören" (Klischee 4). Als dann weitere ähnliche Morde in der ganzen Stadt geschehen rückt Joel schnell ins Licht des Hauptverdächtigen, da er nicht nur immer am Tatort war, sondern auch jedes mal behauptet Nachrichten bekommen zu haben, die aber weder auf seinem Handy noch auf seinem Telefon zu Hause gespeichert sind. Zudem entdeckt Joel bald, dass das einzige Drehbuch was er je verkauft hat Vorlage für die Mordserie ist - sein Buch "Senseless Killing". Doch es wurde nie veröffentlicht oder verfilmt, wer also kannte nicht nur das Skript, sondern hatte auch Zugriff auf seiner Wohnung? Ist Joel am Ende selbst der Mörder und weiß es nur nicht mehr? Jede der 92 Filmminuten wirft Fragen über Fragen auf (Klischee 5).

Filmische Aspekte

Auch wenn der Film seinen Cast scheinbar aus dem Pool der "Nebendarsteller erfolgreicher Filme" gefischt hat, sind alle Darsteller äußerst überzeugend - allen voran die ewig skeptische jedoch gewiefte Deborah Kara Unger. Man könnte dem Hauptdarsteller Matthew Lillard (eher bekannt durch TV Formate, - Filme und - Serien) vorwerfen oftmals nicht zu wissen, wie er seine Figur spielen soll, doch dieses "Manko" könnte man ebenso gut dem Drehbuch zuordnen, was es wiederum zu einem Pluspunkt macht, da Joal Brandt der einzige Charakter im Film ist, der keinen Klischees entspricht. Auch wenn die Figuren nicht tief durchdacht sind, sind sie plausibel geschrieben und im Film gut platziert. Keine großen Schnitzer also im Cast oder der Figurenwahl.

Das große "aber" kommt jedoch direkt im Anschluss: Das Drehbuch. Zugegeben es ist sehr stark abhängig vom Standpunkt des Zuschauers, doch das Skript ist nicht sonderlich ausgefeilt. Es gibt viele Klischees die bedient werden und es gibt viele Lücken in der Kontinuität. So zum Beispiel : Warum Nachrichten auf dem AB und nicht auf der Mailbox? Wie konnte das Band gelöscht werden? Wieso öffnet "sie" (im Film verständlich) die Tür? Warum geht "sie" nicht einfach zur Polizei? Diese offenen Fragen und mehr stellen sich im Film dem Zuschauer, jedoch wie er diese interpretiert ist eine andere Frage.

So würde zum Beispiel ein normaler Zuschauer ohne Hintergrundwissen dazu tendieren diese Fehler wirklich als Fehler zusehen und den Film als "unlogisch" oder "doof" bezeichnen - ein Kulturwissenschaftler mit Kenntnissen der Medienwissenschaften hingegen sieht in diesen Fehlern ein bewusstes Platzieren von Unstimmigkeiten zu Hommage an das Drehbuchschreiben an sich - gar: Er sieht den gesamten Film als eine Ehrung des meistens unbekannt bleibenden Schreiberlings, aus dessen Hirnwindungen sich in geradezu ekstatischer Weise eine ganze Welt und ein ganzer Kosmos ergießen kann, wobei er sich stets an die Konventionen; die Regeln und Gesetze des Publikums, des Studios und des Regisseurs zu halten hat. Er aus dem doch der göttlicher Kreation gleich die Geschichte entsteht muss sich dem weltlichen beugen und ihm sich zugunsten seiner Verkaufszahlen unterordnen. All das ehrt und karikiert dieser Film...oder auch nicht. Wie gesagt: Man kann es "so" oder "so" sehen.

Fazit

"Messages Deleted" ist ein Film, der nur dann funktioniert, wenn man ihn nicht als "Thriller" ernst nimmt. Wäre er nicht so hochkarätig besetzt könnte man ihn fast als "Trash" - Film bezeichnen, da er aus seinen so offensichtlichen Fehlern doch so viel Qualität zieht. Das Drehbuch karikiert sich selbst indem es sich in eine Schlüsselposition im Film platziert - und das sogar gleich in einer Doppelrolle. Allein, dass die obligatorische Sexszene offensichtlich zwar "anläuft" aber nicht "durchgezogen" wird und dass der finale Showdown mit Pfeil und Bogen bestritten wird macht den Film sehenswert. Doch bitte - falls möglich - auf Original, da mal wieder das deutsche Synchronstudio gemurkst hat.


Egal ob als Hommage oder als Thriller - der Film ist sehenswert.

Punktewertung

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   Titel Messages Deleted [Blu-ray]
   Genre
   Release 2012-11-29
   Systeme
   Publisher dtp entertainment AG
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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