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KTL - KTL Review


2012-05-27  SimonR  10 Likes  0 Kommentare 
Es bedarf schon viel Fantasie, um KTL einer ausgeschriebenen oder ausgesprochenen Variante zuzuordnen. KTL steht jedenfalls nicht für katholische Thekenlieder oder kaputte Tunnellichter. Eher steht es für Kindertotenlieder und auf den Namen muss man erst einmal kommen. Wenn man solche Bandnamen aufnimmt, könnte man im ersten Moment schmunzeln, anschließend aber in eine Art von Abneigung verfallen. Dieses Projekt setzt sich aus den beiden Musikern Stephen O'Malley (SunnO))), Khanate) und Peter Rehberg (Pita) zusammen, was sich zu einer Mischung aus Drone und Noise formiert.

Zwar war es für ein gleichnamiges Theaterstück produziert worden, welches von Friedrich Rückert geschrieben worden ist, es passt aber auch exzellent zu einer lauwarmen und schlaflosen Nacht. Erschienen ist dieses Werk im Jahr 2006 beim Indie Label Editions Mego, welches zufälligerweise Peter Rehberg im selben Jahr gegründet hat.

Bedrohliche Klangwelten.

Repetitiv, einfallslos und steril, könnten viele behaupten. Als Ausgangspunkt zu den folgenden Alben allerdings unersetzlich und unglaublich prägend. Denn die minimalen Stilmittel, die hier zum Einsatz kommen, setzen sich geschickt zu einer bedrohlichen und unausweichlichen Dramatik zusammen, die sich kaum fassen lassen dürfte. Besonders der Vierteiler der Forest Floor-Abteilung, eingeschlossen von den beiden Tracks "Estranged" und "Snow", pocht wie ein Herz aus kaltem Stahl, erstarrtem Blut und stillgelegten Adern, wobei ich den ständigen Konsum solcher Werke eher vermeiden würde. Das liegt eher weniger daran, dass ich es nicht mögen würde, wenn es in diese Richtung geht. Es liegt eher an der Tatsache, dass einem die äußeren Hirnlappen zerschmettern würde, bis man es nicht mehr richtig verfolgen vermag. Ob es nur mir dabei so geht, kann ich natürlich nicht bekräftigen, jedoch muss man (1) in der Stimmung dafür sein (2) die Umgebung dabei berücksichtigen. Es bringt einfach gar nichts, bei Licht und Feuer diese Musik zu hören, ähnlich wie man Grusel- und Horrorfilme nicht bei helligtem Tag voll und ganz genießen kann. Wenn sich diese beiden Punkte aber zusammenfinden und sich kreuzen, wird einem ganz anders. Bei laut aufgedrehten Lautsprechern vibriert nicht nur der Boden, sondern auch der ganze Körper inklusive den angesprochenen Hirnregionen.

Keine Partymusik. Dafür Kopfkinogarantie.

Garantiert ist KTL kein Spaßverein, der Dancefloorknüppel und kneipentaugliche Songs produziert. Nach den ersten Durchläufen fühlt man sich so, als hätte man etwas angestellt. Man kann sich gar nicht gut fühlen. Außer man hat zuvor wirklich schlimme Dinge getan. Ein Einhorn geküsst z.B., was in den USA garantiert verboten wäre, weil Einhörner bekanntlich Terroristen sind und Vorboten von kommenden Unheil darstellen. Zu versuchen, sich ein Einhorn vorzustellen, während man dieses Machwerk konusmiert, könnte schwer fallen. Ihr könnt es ja mal versuchen und mir berichten, in welchem Szenario sich das Einhorn befunden hat. In meinem Fall war es auf der Flucht vor fliegenden Kühen, die sich an drehenden Wespennestern klammerten und dabei Motten erbrachen.

Tracklist:

1. Estranged

2. Forest Floor 1

3. Forest Floor 2

4. Forest Floor 3

5. Forest Floor 4

6. Snow

In diesem Sinne: Frohes Hören!

KTL haben mit ihrem gleichnamigen Erstlingswerk den Grundstein für eine brachiale Klangwelt erschaffen, der sich als sehr solide erweist. Dabei erfindet es den Drone- und Noisebereich nicht neu, lebt aber vom einprägsamen Namen selbst und an der Struktur.

Punktewertung

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   Titel Ktl
   Genre
   Release 2006-11-24
   Systeme
   Publisher Mego (Groove Attack)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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