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Divinity: Original Sin Review


2014-09-03  Spielemagazin  12 Likes  0 Kommentare 
Der Rollenspielkracher
Wer regelmäßig auf Steam unterwegs war und sich auch für Rollenspiele intressiert, der wird sicherlich mitbekommen haben, dass Divinity: Original Sin nach langer Early-Access und Beta-Phase am 30. Juni zum ersten mal das Licht der harten, kalten Rollenspielwelt erblicken dürfte. Aber in dieser Welt behauptet sich Divinity nicht nur gegen Rollenspielgroßmächte, es übertrumpft sie sogar um Längen und beansprucht so das Sommerloch für sich, und für sich allein. Die Larian Studios teleportieren sich damit vom relativ unbekanntem belgischen Entwicklerteam zu einer Großmacht der Rollenspielwelt.

Grenzenlose Freiheit
Es gibt vieles, was dieses Spiel so besonders macht. Der wohl beste Grund ist die unglaubliche Freiheit, die ein jeder Spieler genießen darf. Abgesehen von einer kurzen Einführung, bei der ihr euch mit Steuerung und ähnlichem vertraut macht, seid ihr nämlich komplett allein gelassen. Am Anfang ist dies sogar ziemlich überwältigend. Als Source Hunter, einer Organisation die illegale Nutzer einer gewissen Magie (Source) jagt und bestraft, beginnt das Abenteuer in einer Hafenstadt. Die erste Quest hört sich simpel an, man solle einen myteriösen Mordfall aufklären, gestaltet sich aber schwieriger als man denkt. Besagte Hafenstadt wird nämlich auch noch von Untoten und Orks heimgesucht und die Leute brauchen eure Hilfe. Der Spieler steht jetzt also da, hat im Tagebuch ein paar Questeinträge aber das wars auch! Ab hier seid ihr ganz auf euch allein gestellt. Diese Freiheit fühlt sich zwar wunderbar an, macht das Spiel aber auch wirklich fordernd und ohne Köpfchen kommt man da nicht sehr weit. So müsst ihr zum Beispiel um den Mordfall zu klären, erst den Tatort untersuchen, dann ein wenig mit den Leuten plappern, die erzählen euch dann, wen sie verdächtigen. Nun erhaltet mehrere Verdächtige, aber alle drei wirken in direkter Konfrontation absolut unschuldig und sind durch ihre Alibis abgesichert. Wie geht´s also weiter? Das Grab untersuchen, die Häuser der Verdächtigen durchwühlen? Die Quests haben dabei tatsächlich mehrere Lösungswege und ihr könnt über verschiedene Varianten euer Ziel erreichen. Schaltete ihr beim Aufsteigen zum Beispiel die Fähigkeit Pet Pal (Tierfreund) frei, so könnt ihr mit Tieren reden, und ein nettes Pläuschen mit dem Hund des verstorbenen halten. Damit kommen wir jetzt auch zum Level- und Kampfsystem:

Rollenspiel der alten Schule, unabhängige Charakterentwicklung
Divinity erfindet das Rollenspiel nicht neu, aber das muss es auch gar nicht. Die Kämpfe spielen sich intuitiv und flüssig, wer schon mal ein Rollenspiel gespielt hat, fühlt sich mit den rundenbasierten, sehr taktischen Kämpfen gleich zuhause. Mit bis zu 4 Partymitgliedern schlachtet man sich durch Untote, Orks, Riesenspinnen und alles andere Eklige aus der Fantasy-Welt. Unüblich, aber sehr spielerfreundlich ist die Tatsache, dass beim Besiegen eines Gegners alle Partymitglieder Erfahrung erhalten, nicht nur die Person, die den Gnadenstoß ausführt. Eure zwei Hauptcharaktere sind somit immer auf demselben Niveau, lediglich auf den Weg aufgelesene Kameraden können unterschiedliche Erfahrung aufweisen.Ausrüstung und Gegenstände können dabei ganz rollenspieltypisch verbessert, repariert und kombiniert werden.. Das Level- und Kampfsystem lässt euch dabei genau so viel Freiheit wie die offene Welt und die Quests. So kann man natürlich ganz klassisch Attribute wie Stärke, Ausdauer und Geschicklichkeit verbessern, aber auch Punkte in Fähigkeiten wie Kämpfer, Feuermagier etc. stecken. Somit habt ihr die Möglichkeit den Charakter in unendlich viele Richtungen ausschweifen zu lassen. Keine Beschränkungen halten euch auf, euer Charakter kann innerhalb von zwei Leveln vom Schwertkämpfer zum Magier werden, oder vielleicht doch lieber zum Bogenschützen. Ihr habt die Wahl.

Rundenbasierte Kämpfe mit Angriffspunkten

Die Kämpfe sind taktisch geprägt, hier spielt alles eine Rolle. Achtet also auf euren Untergrund und eure Umgebung, auf Gegenstände, die ihr euch zunutze machen könnt, und auf flankierende Gegner. Durch die taktische Fokussierung sind die Kämpfe auch sehr schwer und Anfänger dürften zunächst einige Probleme haben. Nur wer Köpfchen einschaltet, überlebt Begegnungen mit Untoten. So können wir zum Beispiel mit einem Magier Regen beschwören, der zwar keinen Schaden anrichtet, aber die Gegner nass macht, nur um dann mit dem zweiten Magier einen Blitz in die entstandene Wasserlache zu schießen, und alle Wesen innerhalb dieser Lache zu lähmen. Oder warum nicht einfach per Teleportation die nahegelegenen Ölfässer zwischen die Gegner fallen zu lassen und dann anzünden? Auch hier wieder grenzenlose Freiheit!

Und um das Ganze noch zu toppen, spielt ihr euch mit zwei Hauptcharakteren durch diese Welt. Damit könnt ihr eure wildesten Fantasien ausleben, denn ihr habt genug Freiraum beide in die unterschiedlichsten Richtungen entwickeln zu lassen. Wahlweise kann der zweite Charakter auch durch einen Freund im Koop-Modus übernommen werden, diese agieren dann auch komplett unabhängig voneinander. Ob Koop oder nicht, in den Gesprächen können eure beiden Hauptcharaktere ebenfalls unterschiedliche Meinungen vertreten, und dementsprechend unterschiedlich von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Ganz witzig gemacht hingegen sind die Diskussionen. Ob ihr euer Gegenüber mit Charme, Einschüchterung oder Intelligenz zu etwas überreden wollt, es kommt immer zu einem Schere-Stein-Papier-Spiel. Abhängig von euren jeweiligen Attributwerten müsst ihr dann unterschiedlich oft gewinnen, um erfolgreich eure Meinung zu vertreten. In der Interaktion mit den verschiedenen Figuren liegt auch der einzige Minuspunkt von Divinity. Leider ist kein einziges der Gespräche vertont, ob deutsch oder englisch. Lediglich Umgebungsgeräusche wie Marktschreier haben eine Stimme bekommen, und deren Rufe wiederholen sich so oft, dass sie nach einer Weile doch auf die Nerven gehen können. Stellt euch also schonmal auf viel Lesen ein.

Divinity: Original Sin war schon in der Early-Access Phase sehr vielversprechend und hat jetzt als vollwertiger Titel alle Erwartungen erfüllt. Es muss sich ganz sicher nicht vor Genrekonkurrenten verstecken und bietet das Beste aus dem Rollenspielbereich. Bereits die erste Quest, die kaum Einblick in die tiefgreifende Story verschafft, hat eine Spielzeit von mehreren Stunden. Divinity sei somit jedem herzlichst empfohlen, Anfänger sollten sich jedoch zunächst auf Startschwierigkeiten einstellen. Es sei an dieser Stelle auch jedem gesagt: Köpfchen einschalten! Ansonsten endet ihr bald als Zombiefutter.

Punktewertung

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   Titel Divinity 3: Original Sin
   Genre
   Release 2014-02-28
   Systeme Windows 7
   Publisher EuroVideo Bildprogramm GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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