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Castlevania - Lords of Shadow Review


2010-11-10  Sharagon  12 Likes  0 Kommentare 
Kann der jüngste Spross der Familie Belmont überzeugen?

Nachdem Konami mit ihren bisherigen Versuchen die Castlevania Reihe in die dritte Dimension zu verfrachten mehr den Unmut der Fans geschürt und technisch eher zweifelhafte Ergebnisse abgeliefert hat, soll es nun ein neues Entwicklerteam richten. Kann der Zusammenschluss von Mercurysteam (Scrapland, Jericho) und Kojima Entertainment (Metal Gear, Lunar Knights) schaffen, woran andere bisher gescheitert sind und ist der neueste Spross der Castlevania Familie in der Lage die altbekannten und geliebten Elemente der Serie wieder aufzugreifen und umzusetzen? Diese und andere Fragen versucht dieser Test der PS3 Version zu beantworten.

Die Story
Wir schreiben das Jahr 1047, die Welt steht (mal wieder) am Abgrund der Zerstörung,Werwölfe, Vampire, Untote, und andere Kreaturen der Finsternis schwärmen über die Lande und bringen Tod und Leid über die Menschheit.

Angetrieben und geführt von den drei Fürsten der Schatten: Dem Fürsten der Lykaner, der Fürstin der Vampire und schließlich dem Obersten Fürsten der Nekromanten.

In diesen finsteren Zeiten tritt der Held, Gabriel Belmont, auf den Plan. Ausgesandt von der Bruderschaft des Lichts und getrieben von Rache soll er die Welt vor dem bevorstehenden Untergang bewahren und will seine, von den finsteren Horden ermordete, Geliebte wieder zum Leben erwecken.

Um diese Ziele zu erreichen, macht sich Gabriel auf die Suche nach der Göttermaske, einem Relikt aus alten Zeiten welches seinem Besitzer allumfassende, ja göttliche Macht verleihen und selbst die Toten wiedererwecken soll. Einziges Problem; die Maske wurde in drei Teile gespalten und jedes dieser Teile ist im Besitz von jeweils einem der erwähnten Fürsten der Schatten.

Also macht sich Gabriel auf um die "werten Adligen" aus der Welt zu schaffen und in den Besitz der Maskenteile zu kommen. So altbacken - und typisch für das Genre - sich die Story liest, so fesselnd erlebt man Gabriels innere Zerrissenheit zwischen seinem Gewissen, seinen Überzeugungen und dem was er tun muss um sein Ziel im Verlauf des Spiels zu erreichen.

Die Geschichte wird während der Ladepausen zwischen den verschiedenen Spielabschnitten in Form von Texten und einem Erzähler, welcher auch als Charakter im Spiel auftaucht (gesprochen von Sir Patrick Steward - Raumschiff Enterprise, X-Men), vorangebracht und offenbart im Verlauf der Handlung überraschende Wendungen. Hier zeigen die Entwickler das man aus einer altbekannten Storyline wirklich mehr machen kann als es der erste Anschein vermuten lässt. Alles in allem vermag die Geschichte zu fesseln und im Spieler das wohlige "ich will wissen wie es weitergeht" Gefühl zu wecken.

Sprechen Sie Englisch?
Ein Dämpfer für all diejenigen, welche lieber ein Spiel in ihrer Muttersprache genießen wollen, dürfte das Fehlen einer deutschen Synchronisation sein. Zwar sind alle Texte in Deutscher Sprache und in den Cutscenes gibt es (abschaltbare) Untertitel, besagte Texte und Untertitel sind jedoch teils vom Sinn her nicht korrekt übersetzt, teils sind manche Worte schlichtweg falsch geschrieben. Da sollte auf jeden Fall, zumindest was die Rechtschreibfehler angeht, im Zuge eines Patches nachgebessert werden.

Die vorhandene Originalsprachausgabe überzeugt indes mit ihren hochkarätigen Sprechern, wie bereits erwähnter Sir Patrick Steward, Robert Carlyle (28 Weeks Later, Trainspotting) welcher die Rolle des Gabriel übernimmt, so wie Natasha McElhone (Californication, Truman Show) und Jason Isaacs (Black Hawk Down, The Patriot).

Spieloberfläche mal anders
Wo andere Spiele mit schlichten Menüs vor einer netten Hintergrundgrafik des Spiels beginnen, präsentiert das neue Castlevania einen sehr schönen, in Leder gebundenen und mit silbernen Beschlägen so wie einem Abbild besagter Maske verzierten Folianten, auf dessen Seiten die einzelnen Menüpunkte in geschwungener Schrift dargestellt sind. So blättert man, beim Wechsel zu den unterschiedlichen Menüpunkten, zur jeweils passenden Seite des Buches. Dies wurde wirklich stimmungsvoll umgesetzt ohne dabei, wie vielleicht zu vermuten wäre, auf lange Sicht zu stören.

Neben dem Spielmenü beherbergt das Buch auch Seiten auf denen man Informationen über jeden Gegner (vorausgesetzt man hat ihn schon im Spiel getroffen), Waffen und Ausrüstungsgegenstände, so wie dazu passenden geschichtlichen Hintergründen erhält, so wie eine Weltkarte mit den schon besuchten Spielabschnitten. Mit Druck auf die Select Taste gelangt man zunächst zu den Seiten, auf welchen die verschiedenen Spielgegenstände erklärt werden.

Mit L1 und R1 blättert man dann jeweils zu den Talenten, bzw den Seiten zu Charakteren und Monstern, dies werden wir uns später noch im Detail ansehen.

Die Technik
Würde sich die Frage, ob das neueste Castlevania den Sprung in die dritte Dimension geschafft hat, nur an der Grafik orientieren, so müsste man diese Frage wohl mit "Ja" beantworten.

Die Detailverliebtheit, welche die Designer beim Erstellen der Umgebungen und ihrer dazugehörigen Settings (welche sich vom Idyllischen Wald, über Sumpfgebiete, verschneite Gipfel, einem Vampirschloss und letzten Endes einer Einöde erstrecken), an den Tag gelegt haben, ist einfach phänomenal.

Sieht man einmal von einigen seltsam gestalteten Levelbegrenzungen ab, wirkt alles liebevoll echt, im passenden Stil, ja einfach lebendig. Ob nun überwucherte Ruinen, zwielichtiger Sumpf, oder gruseliges Vampirschloss; an manchen Stellen würde man am liebsten einfach die Virtuelle Kamera zücken, um Urlaubsbilder zu schießen.

Auch auf Seiten der Animationen haben sich die Entwickler große Mühe gegeben. So wirken alle Bewegungen Gabriels und seiner Kontrahenten durchweg flüssig und lebensecht. Sei es beim Kämpfen oder bei einer der vielen Kletterpassagen, alles wirkt immer stimmig und hinterlässt einen lebendigen Eindruck.

Wie schon andere Vertreter des Genres, so muss sich auch Castlevania Lords of Shadow den Vergleich mit Kratos´s neuestem Abenteuer im Spiel "God of War" Teil 3 gefallen lassen. Diesen braucht Lords of Shadow jedoch nicht zu scheuen. Zwar kommt das neue Castlevania mit weniger Gigantismus daher, jedoch können hier Story und die detaillierte Optik locker mit dem Genrekönig mithalten.


Viel Feind, viel Ehr

Die Gegnervielfalt, welche bei anderen Spielen oftmals einer der Kritikpunkte ist, fällt hier sehr weitreichend aus und darf zum jetzigen Zeitpunkt wohl als abwechslungsreichste des Genres gelten. Die Liste umfasst sage und schreibe 40 verschiedene Gegner und reicht vom Goblin bis zu Titanen. Titanen? Ja es gibt sie, drei an der Zahl und jeweils Zwischengegner ihres Zeichens. Ganz in der Tradition eines Shadow of the Colossus klettert man an ihnen hinauf, um hervorgehobene Schwachstellen mit gezielten Schlägen zu zerstören um am Ende die, zum Teil wirklich riesigen Kolosse, zu Fall zu bringen. Ein echter Hingucker mit Spannungsgarantie!


Saveslot Knauserei

Eine ganz andere technische Besonderheit gibt es in Punkto Saveslots und Savedateien bzw. der Tatsache, dass es von beidem nur genau eine gibt. Genau, Castlevania Lords of Shadow legt auf Eurer Festplatte genau eine(!) Savedatei an, welche letztlich durch einen, in der Verkaufsversion unbestimmt auftretenden Fehler, korrumpiert und unlesbar werden kann. Ausserdem schließt sich durch die Begrenzung auf genau ein Savegame, ein weiterer Spielstart "von Null" aus. Wer also das Spiel nochmals durchspielen will, ohne alle bereits gekauften Talente, Artefakte und Co. muss im Grunde seine alte Savedatei löschen. Eine, in Zeiten von Konsolen mit Festplatte vollkommen unverständliche, Entscheidung.


Zuviel des Guten
Die Kämpfe in Lords of Shadow sind zahlreich und nicht selten muss sich Gabriel gegen ganze Gegnermassen zur Wehr setzen. Wie hilfreich, dass die Entwickler unserem Helden ein nicht sonderlich kleines Repertoire von Angriffen an die Hand geben, welches im Verlauf des Spiels weiter wächst. Hier kommen eingangs erwähnte Buchseiten der Talente zum Einsatz.

Zunächst einmal gibt es die "einfachen Aktionen", also die Grundtechniken welche Gabriel ohne Einsatz von Erfahrungspunkten im Laufe des Spiels automatisch erlernt. Zu dieser Art Talente gehören ebenfalls die Kategorien "Zweitwaffen" und "Reittiere", die lediglich noch einmal Auskunft über alle jeweiligen Tastenbelegungen geben, sollte man diese im Eifer des Gefechts einmal vergessen.

Alle Talente, welche man mit den hart erkämpften Erfahrungspunkten kaufen kann, sind unter den Punkten "Fortgeschrittene Techniken" (Kombos und andere Spezial-attacken) und "Reliktkräfte", (welche spe-zielle Artefakte voraussetzen) zu finden.

Die Auswahl ist, schon ohne Upgrades von Grundkombos gerechnet, sehr groß, was detailverliebte Spieler freuen wird, doch man kann sich einfach nicht alle Attacken merken und es schleifen sich nach der ersten Ausprobierphase sehr schnell bestimmte Lieblingsangriffe ein, welche gleichermaßen gegen fast alle Gegner erfolgreich sind. Schade, denn die schiere Masse an Moves und deren fehlende Erfordernis verwirren daher eher, als nützlich zu sein.

Die Steuerung

Genretypisch kommt die Tastenbelegung des Gamepads daher; mit Quadrat wird ein leichter, direkter und mit Dreieck ein schwerer flächenwirksamer Angriff gestartet. Die "X-Taste" ist mit Springen belegt und mit einem Druck auf Kreis, setzt Gabriel die jeweils ausgewählte Zweitwaffe ein.

Licht oder Schatten?
Zum Glück gibt es noch eine weitere Neuerung, die ein wenig Taktik ins Kampfgeschehen bringt. Gabriel er-hält im Verlauf des Spiels sogenannte Licht- bzw. Schattensteinamulette, die ihm den Einsatz von Licht- und Schattenmagie erlauben. Diese Amulette werden mit passenden Kristallen gefüllt, von denen man in den Leveln jeweils einen oder mehrere finden kann um (eine vorgegebene Anzahl vorausgesetzt) das jeweilige Maximum magischer Energie weiter zu erhöhen (Zelda lässt grüßen).

Doch was bringt nun die Licht- und Schattenmagie? Ist die Lichtmagie aktiviert, heilt sich unser Held mit jedem Treffer den er im Kampf landet, erzielt dafür jedoch weniger Schaden. Schatten-magie hingegen erhöht den angerichteten Schaden. So muss man in Kämpfen immer abwägen, ob man lieber viel Schaden austeilt, oder lieber auf Nummer sicher geht und sich heilt, denn die jeweilige Magiereserve ist besonders zu Anfang recht klein. Auch in verschiedenen Rätseln und besonders am Ende des Spiels kommt den beiden Magievarianten eine tragende Rolle zu.

Wurfdolche und helfende Elfen
Bei den Zweitwaffen kommen alt bekannte, so wie zwei neue Waffentypen zum Einsatz. Zum einen die, aus den früheren Castle-vania Teilen bekannten, nämlich silberne Wurfdolche und Fläschchen mit Weihwasser. Beide dienen als Wurfgeschosse und können je nach eingesetzter Magie beispielsweise explodieren (Dolche mit Schattenmagie) oder Gabriel in einen Schutzschild hüllen (Weihwasser mit Lichtmagie). Neu ins Arsenal gekommen sind hingegen Elfen, die Gegner ablenken und ein Magischer Kristall, der einen Dämon herbeiruft, welcher alle vorhandenen Feinde angreift.

Feine Knobeleien
Gekämpft wird also viel und ausgiebig, doch wie sieht es mit den Rätseln aus?

Diese sind reichlich vorhanden. Der Härtegrad erstreckt sich hierbei von einfachen "drücke Schalter A um Tor B zu öffnen" Standarträtseln, über das richtige Einfärben von Runen mittels Licht- & Schattenmagie in passender Kombination, bis zu einer ganz eigenen Art von Schachspiel, welches man gegen eine der späteren Gegnerinnen bestehen muss.

Wie bei den Gegnern, ist also auch bei den Rätseln für Abwechslung gesorgt. Zu-gegeben, der Grad eines reinen Adventures wird nicht erreicht jedoch sind, für dieses Genre unüblich, die einen oder anderen Kopfnüsse vorhanden. Ausserdem steigert sich der Schwierigkeitsgrad im weiteren Spielverlauf merklich.

Entdecker unerwünscht
Nun zu den Kernfragen die sich Fans der Reihe sicher stellen werden. So war ein Punkt der die Fans begeisterte, dass freie Erkunden des Vampirschlosses und die Suche nach geheimen Kammern oder Orten, an die man Anfangs noch nicht gelangen konnte.

Zwar darf man bereits gespielten Abschnitten wieder einen Besuch abstatten, wer sich jedoch ein freies Erkunden der, ja eigentlich befriedeten Gegend erhofft, wird hier enttäuscht. Zwar werden nach Abschluss eines Gebietes Aufgaben freigeschaltet, die es bei einem weiteren Besuch zu erfüllen gibt, allerdings spielt man dann einfach den Level, inklusive Cutscene, allen Gegnern und gleichem Ablauf einfach noch einmal.

Innovation und Wecken von Langzeitmotivation sehen anders aus. Überhaupt gehen die Entwickler mit den Möglichkeiten des neuerlichen Besuchens eines Levels sehr inkonsequent um. Zwar gibt es wieder Plätze, die ohne eine später erlernte Fähigkeit nicht erreicht werden können, diese sind jedoch sehr offensichtlich platziert und bieten höchstens Upgrades von Zweitwaffen an, die sich leider nur auf die Anzahl, nicht aber auf die Stärke der jeweiligen Waffe auswirken.

Neue Levelabschnitte entdecken? Geheime Räume erkunden? Fehlanzeige, die Level bleiben wie sie schon beim ersten Durchspielen waren. Schade, eine vertane Chance.

Castlevania Lords of Shadow hat, trotz der vielen lobenden Worte, einen eher gemischten Eindruck hinterlassen. Da wären zum einen die aus dem Standard hervorgehobene Story mit ihren teils ergreifenden Wendungen und coolen Charakteren, die schöne & ruckelfrei laufende Grafik mit viel Liebe zum Detail, und ausgeklügelte Rätsel. (Besonders gefallen hat hier der Einsatz der beiden Magierichtungen, so wie das Einbinden der Talente). Auf der anderen Seite das Fehlen vieler Elemente, die bisher für die Castlevania Reihe typisch waren (welche von hartgesottenen Fans sicher schmerzlich vermisst werden). Der für mich schlecht gelösten Möglichkeit, Gebiete erneut zu besuchen und der Tatsache, dass sich sicher viele an der fehlenden deutschen Sprachausgabe stören werden. Hinzu kommt das große Problem der einzigen Speicherdatei. Alles in allem ist das neue Castlevania ein grundsolides und für Freunde von Action Adventures viel Spannung und Spass bereithaltendes Spiel, welches leider viele Elemente zur Langzeitmotivation und einem gesteigerten Wiederspielwert vermissen lässt.

Punktewertung

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   Titel Castlevania: Lords of Shadow
   Genre Actionspiele
   Release 2010-10-07
   Systeme PlayStation 3
   Publisher Konami Digital Entertainment GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
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