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Momma über Welcome to My Blue Sky

Zwischen Herzschmerz, Hooks und radikaler Ehrlichkeit


2025-10-17  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Momma über Welcome to My Blue Sky Bild Momma über Welcome to My Blue Sky Screenshot Momma über Welcome to My Blue Sky Foto
Foto: Steph Rinzler. Mehr zum Thema Transparenz.

Momma – das Indie-Rock-Quartett rund um Etta Friedman, Allegra Weingarten, Aron Kobayashi Ritch und Preston Fulks – meldet sich mit einer besonderen Veröffentlichung zurück. Ihr aktuelles Album Welcome to My Blue Sky, ursprünglich im April 2025 erschienen, hat die Band in völlig neue Sphären katapultiert: Auftritte bei Jimmy Kimmel Live!, Platzierungen in den Alternative- und AAA-Radiocharts und Lobeshymnen von Rolling Stone, Pitchfork, Stereogum und The Fader, die das Album zu den besten des Jahres erklärten.

Nun erscheint am 14. November über Lucky Number Music die digitale Deluxe Edition – erweitert um fünf bisher unveröffentlichte Tracks, darunter die neue Single „Cross Your Heart“ und ein Cover von Elliott Smiths „Christian Brothers“. Das Video zur Single, im Stil eines rauen 90s-DIY-VHS-Tapes gedreht, zeigt Momma genau so, wie Fans sie lieben: laut, verspielt und vollkommen kompromisslos.

Welcome to My Blue Sky gilt als ihr bisher persönlichstes Werk – geschrieben während eines turbulenten Tourjahres, geprägt von Beziehungen, Trennungen und der Suche nach einem lyrischen Ausdruck, der so direkt wie verletzlich ist. Im Interview spricht Allegra Weingarten über das Gefühl von Anerkennung, verlorene Songs, das Leben auf Tour – und ein kleines, aber feines Gaming-Geständnis.

Euer Album wurde von Magazinen wie Rolling Stone und The Fader zu den besten des Jahres gezählt. Wie fühlt sich diese Anerkennung an?
Es fühlt sich auf jeden Fall sehr bestätigend an. Wenn man so lange an etwas arbeitet, auf das man stolz ist, ist es schön zu sehen, dass Menschen eine Verbindung dazu spüren. Aber ganz ehrlich – es ist immer noch erfüllender, wenn wir hören, dass unsere Fans, die uns schon länger begleiten, dieses Album lieben. Gute Presse ist toll, aber wir machen Musik in erster Linie für unsere Hörerinnen und Hörer.

Mit der Deluxe Edition veröffentlicht ihr fünf zusätzliche Songs. Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu diesem Album zurückzukehren?
Diese B-Seiten existieren schon seit den frühen Schreibphasen von Welcome to My Blue Sky. Wir fanden es immer seltsam, sie einfach liegenzulassen, weil sie so sehr zu diesem Abschnitt unseres Lebens gehören. Sie auf ein nächstes Album zu verschieben, hätte keinen Sinn ergeben. Es war immer unser Plan, sie irgendwann zu veröffentlichen – und jetzt konnten wir sie so zeigen, wie sie gedacht waren.

„Cross Your Heart“ entstand früh, fühlte sich aber zunächst nicht fertig an. Was hat ihn letztlich zum Leben erweckt?

Der Song fühlte sich nach dem Schreiben irgendwie leblos an.


Klanglich war er wie eine Verlängerung von Household Name, thematisch aber ganz klar Teil von Welcome to My Blue Sky. Ein Jahr Abstand hat geholfen. Erst als wir ihn mit frischem Blick gehört haben, wussten wir, wie er klingen muss.

Das Video zu „Cross Your Heart“ ist ein wilder 90s-VHS-Trip. Wie lief die Zusammenarbeit mit Regisseurin Steph Rinzler?
Es war großartig! Das Konzept war sehr pragmatisch – wir hatten wenig Zeit und dachten: Lass uns einfach filmen, was wir sowieso tun würden.

Also sind wir barhopping gegangen. Es war das spaßigste Video, das wir je gedreht haben.


Ihr habt gesagt, dass dieses Album euer bisher autobiografischstes ist. Welche persönlichen Erfahrungen haben euch geprägt?
Vor allem unsere Trennungen. Wir haben beide sehr lange Beziehungen hinter uns gelassen, jede von uns zu unterschiedlichen Zeiten.

Das Album ist inmitten dieser emotionalen Prozesse entstanden. Es war unser Ventil.


Ihr habt große Teile des Albums live in Studio G in Brooklyn aufgenommen. Wie verändert das die Dynamik eines Songs?
Es macht alles direkter. Wir hören uns gegenseitig, wir reagieren aufeinander. Diese unmittelbare Energie hörst du – sie macht den Song nicht perfekter, aber lebendiger.

Allegra, du hast von „clean songwriting“ gesprochen. Wie findet ihr die Balance zwischen Pop-Hooks und grungiger Kante?
Gar nicht bewusst. Wir gehen nie in eine Session mit der Regel: „Das muss poppig sein, aber nicht zu rockig.“ Wir lieben gute Hooks. Wenn du einen starken Refrain hast, kannst du ihn nicht mit übermäßig privaten Tagebucheinträgen überladen. Der Text muss sich dem Rhythmus unterordnen.

Viele Songs beginnen mit der Hook – der Rest wächst darum herum.


Ihr kommt bald auf Europatour, unter anderem nach Köln. Was dürfen Fans live erwarten – gerade mit den neuen Songs im Set?
Erwartet etwas Rohes. Ihr hört keine Studioversion – ihr hört eine Band. Perfektion ist langweilig. Viel hängt vom Publikum ab: Wenn wir spüren, dass ihr dabei seid, legen wir erst richtig los.

Wir müssen bei Spielemagazin fragen: Spielt Gaming eine Rolle in eurem Leben?

Ich bin tatsächlich erst dieses Jahr ins Gaming eingestiegen und habe viel GTA V auf der Xbox gespielt. Aber bisher war’s das.


Zum Abschluss – was dürfen Fans von der Deluxe Edition erwarten?
Zwei der neuen Songs sind akustisch, in einem Take aufgenommen. Einer ist ein Solo von Etta, einer von mir. Sie sind sehr zerbrechlich, sehr roh. Vielleicht ist das die verletzlichste Seite, die wir je gezeigt haben.

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