Musik » Interviews

My Darkest Hate: Straight und in die Fresse!

Im Interview mit Jörg M. Knittel


06.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
My Darkest Hate: Straight und in die Fresse! Bild My Darkest Hate: Straight und in die Fresse! Screenshot My Darkest Hate: Straight und in die Fresse! Foto
Foto: Benjamin Hölle. Mehr zum Thema Transparenz.

Neun Jahre Funkstille – und dann dieses Brett: Mit „Rust and Bones“ kehren My Darkest Hate eindrucksvoll zurück und liefern ein Death-Metal-Album ab, das kompromisslos auf die Wurzeln zielt und dennoch frisch, wütend und leidenschaftlich klingt. Zwischen Besetzungswechseln, privaten Rückschlägen und einer langen kreativen Reise hat sich ein Werk geformt, das roher kaum sein könnte – und gleichzeitig so fokussiert wie seit Jahren nicht. Wir haben mit Jörg M. Knittel über die Entstehung des Albums, besondere Gäste, deutsche Lyrics und die Zukunft von My Darkest Hate gesprochen.

Nach fast einem Jahrzehnt ohne neues Studioalbum meldet ihr euch mit „Rust and Bones“ zurück. Was hat in euch den Drang ausgelöst, jetzt wieder ein so kompromissloses Brett zu veröffentlichen?
Geplant war es eigentlich schon viel früher das neue Album zu veröffentlichen, aber es gab Besetzungswechsel, persönliche Tragödien, eine Pandemie und das Leben an sich.

Plötzlich sind 9 Jahre vergangen. Verrückt!

Ich habe aber während der ganzen Zeit immer an neuen Songs gearbeitet und nun endlich ist das neue Album draußen.

Der Titel „Rust and Bones“ wirkt sehr symbolisch. Welche Gedanken oder Bilder standen bei der Namensfindung im Vordergrund?
Ich wollte einen Titel, der zu einem zu unserem Sound passt und natürlich auch gut klingt. Nicht zu lang und einprägsam. „Rust and Bones“ erfüllt genau diese Kriterien und wir haben mit „Rust“ ja auch einen Song der das Ganze dann thematisch behandelt. Auch das Coverartwork passt hervorragend dazu.

Mit Dave Ingram und TZ habt ihr zwei markante Stimmen im Death-Metal-Bereich dabei. Wie kam es zu diesen Kollaborationen und was bedeuten sie euch persönlich?
Dave Ingram von Benediction und früher Bolt Thrower ist natürlich eine absolute Legende und es war eine große Ehre, dass er einen Song von uns gesungen hat. Ich kenne ihn schon sicherlich seit 20 Jahren und er ist ein großer Fan unseres Sounds, daher hatte ich schon länger die Idee ihn mal zu fragen ob er Lust hat bei einem Song mitzusingen. Er hat sofort ja gesagt und hat das Ganze dann bei sich im Studio eingesungen.

Das Ergebnis ist grandios und wir sind sehr glücklich damit.


Bei TZ der den Song „Flammenland“ singt, war es etwas anders. Ich wollte ursprünglich, dass der Pazzer von Totenmond die Vocals übernimmt. Wir kennen uns auch schon ewig und der wohnt nur 10 Minuten von mir entfernt. Leider hat er gar keinen Bock mehr aufs singen und will auch mit dem Business nichts mehr zu tun haben. Daher sind auch Totenmond leider Geschichte und werden nichts mehr machen. Ich hab dann lang überlegt wer denn sonst in Frage kommen könnte und ein gemeinsamer Bekannter hat mir dann den TZ vorgeschlagen. Ich hab mich dann etwas intensiver mit Pessimist, aber auch seiner neuen Band Muggeseggel beschäftigt und war dann recht schnell überzeugt, dass das gut passen könnte. Er war auch gleich Feuer und Flamme und hat nen super Job abgeliefert.

Er hat diesen gewissen Wahnsinn in der Stimme was ich sehr mag.


„Flammenland“ ist euer erster deutschsprachiger Song überhaupt. Wieso gerade jetzt – und was hat diese Entscheidung im Songwriting verändert?
Das war auch eine Sache die ich schon seit vielen Jahren mal umsetzen wollte. Ich mag die deutsche Sprache, natürlich bei Totenmond, aber auch bei Bands wie Abrogation. Und auf deutsch zu texten hat mir auch viel Spaß gemacht, man hat da doch nochmal andere Möglichkeiten.

Daher will ich nicht ausschließen dass nochmal was in deutsch kommt, aber ich bin mir noch nicht so sicher.

Im Songwriting hat dies nichts verändert, ich wollte lediglich, dass der Song schnell und thrashig wird und das ist uns auch sehr gut gelungen, wie ich finde.

Ihr habt erneut mit Andy Classen gearbeitet. Wie prägt seine Handschrift die Produktion, und was macht ihn für euch zum idealen Partner im Studio?
Andy ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse und mit ihm macht es immer Laune ne Produktion aufzunehmen. Da kann man sicher sein, dass es ordentlich knallt. Ich wollte mit dem neuen Album das Beste aus den vergangenen Jahrzehnten vereinen, und da kam mir auch gleich der Andy wieder in den Sinn weil ich die „Combat Area“ die wir 2005 mit ihm aufnahmen, nach wie vor richtig geil finde. Er lässt einem jeglichen Freiraum und setzt die Ideen der Band perfekt um.

Eure neuen Tracks gehen klar in Richtung Old-School-Death-Metal, ohne große Ausschweifungen. Ist das eine bewusste Rückbesinnung auf eure Wurzeln oder eher das Ergebnis eines natürlichen Prozesses?
Das ist für mich ein ganz natürlicher Prozess. Wenn ich die Gitarre in die Hand nehme um einen neuen My Darkest Hate Song zu machen, dann kommen genau diese Riffs von ganz alleine. Wir sind unserem Stil im Großen und Ganzen über all die Jahre ja auch treu geblieben. Mir sind auch die Refrains sehr wichtig!

Ich hasse Songs bei denen ich nicht erkennen kann was jetzt der Refrain war und ob’s überhaupt einen gibt.

Ich schreibe ja auch alle Texte und mach die Gesangslinien und achte da sehr auf eine gewisse Eingängigkeit. Bei uns kannst Du aufs Konzert kommen und mitbangen auch wenn Du die Songs nicht kennst.

Straight und in die Fresse, so muss das sein.


Auffällig ist, wie klar und verständlich die Vocals trotz der Härte geworden sind. War das ein erklärtes Ziel oder entstand das spontan während der Produktion?
Das war kein erklärtes Ziel sondern kam so mit der Produktion. Claudio hat ja ein sehr kräftiges Organ, welches perfekt zu unserem Sound passt und trotzdem kann man die Texte gut verstehen. Das ist sein Stil und wir sehr glücklich auch gerade mit den Vocals auf dem Album.

Welche zentralen Themen verarbeitet ihr textlich auf dem Album – und haben persönliche Entwicklungen oder gesellschaftliche Umstände euer Writing beeinflusst?
Ich schreibe gerne über menschliche Abgründe, wie zum Beispiel in „When the Abyss Opens“ wo es drum geht wie sich jemand in seinen Obsessionen verfängt und immer tiefer rutscht und am Ende jegliche Kontrolle verliert. Persönliche Entwicklungen oder gesellschaftliche Umstände haben in der Regel keinen Einfluss auf die Texte.

Wenn ihr eure Bandgeschichte betrachtet: Was fühlt sich bei My Darkest Hate heute grundlegend anders an als vor 20 oder 25 Jahren – und was wird sich niemals verändern?

Mir ist es wichtig, dass das Feuer nach wie vor brennt.

Es muss Spaß machen, ansonsten hör ich auf. Und gerade macht es wieder richtig Laune, es ist tatsächlich nicht anders als vor 20 Jahren. Wenn es irgendwann Routine wird und man sich zwingen muss neue Songs zu schrieben, dann ist es vorbei. Da sind wir aber sehr weit entfernt von. Und was sich nie ändern wird, ist unser Stil. Es wird immer Death Metal der alten Schule sein, der Wert auch Abwechslung und Eingängigkeit legt.

Was dürfen Fans von den kommenden Live-Shows erwarten – eher brachiale Albumtreue oder neue Varianten der Songs, die es so nur auf der Bühne gibt?
Wir spielen die Songs live so wie sie auch auf den Alben sind. Bei der Musik sind Improvisationen eigentlich auch nicht angebracht. Also die brachiale Albumtreue, haha.

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.