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Kaunis Kuolematon im Interview

Über Melancholie, Hoffnung und das Gewicht der Harmonien


23.12.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Foto: Teppo Ristola Photography. Mehr zum Thema Transparenz.

Mit Kun Valo Minussa Kuoli haben Kaunis Kuolematon ihr bislang vielleicht geschlossenstes und emotional dichtestes Album veröffentlicht. Zwischen Melodic Doom und Death Metal entfaltet sich eine Klangwelt, die gleichermaßen erdrückt und trägt, verzweifeln lässt und tröstet. Im Interview spricht Ville über graue Himmel mit Lichtpunkten, über das Schreiben ohne Rezept und darüber, warum es am Ende nur eine Sache braucht: dass Musik etwas in Dir auslöst.

Wenn die emotionale Welt von Kun Valo Minussa Kuoli eine Landschaft wäre, wie sähe der Himmel aus – und welches Geräusch würde der Boden unter den Füßen machen?
Der Himmel hätte tausend Grautöne, mit einem immer sichtbaren Lichtpunkt der Hoffnung. Der Boden unter Deinen Füßen wäre felsenfest. Auf der Reise gelangst Du manchmal in Täler, in denen sich die schönsten Dinge offenbaren, die man sich vorstellen oder erspüren kann – und dort scheint die Schwerkraft nicht zu existieren. Dann gibt es wieder Momente, die so hart sind, dass Du nicht sicher bist, ob Du unter diesen schweren, erdrückenden Akkorden göttlicher Harmonien überleben wirst.

Gleichzeitig kannst Du darauf vertrauen, dass dieser Weg Dich sicher bis zum Ende führt, ohne Angst, Dich zu verlieren.


In unserem Review ging es um das Spannungsfeld zwischen melancholischer Atmosphäre und melodischem Antrieb. Wie findet Ihr hier die Balance?
Wir sind zu dritt, die Songs schreiben, und jeder von uns hat einen anderen Ansatz. Ich glaube, es sind die gelebten Jahre, die dieser Musik ihr Gleichgewicht gegeben haben. Was auch immer es ist – es hat genau deshalb diese Form angenommen. Es gibt dafür keine magische Formel.

Deine Musik wirkt oft eher „herausgearbeitet“ als geschrieben. Entfernt Ihr beim Songwriting bewusst Elemente, um den Kern freizulegen?
Das ist eine sehr schöne Analogie. In meinen eigenen Kompositionen erinnere ich mich allerdings nicht daran, bewusst etwas weggenommen zu haben – eher im Gegenteil: Ich füge Dinge hinzu, ändere Sounds immer wieder und bereue manchmal, dass ich einige dieser Ideen nicht doch entfernt habe. Da gibt es definitiv noch etwas zu lernen. „Kill your darlings“ fühlt sich jedes Mal schrecklich an.

Viele Songs sind auf Finnisch geschrieben. Wie wichtig ist die Muttersprache für Tiefe und Authentizität?
Die Texte und der Gesang stammen größtenteils von Mikko. Ich fühle mich fast ein wenig schlecht für internationale Hörer, die vielleicht nicht genau verstehen können, was er sagt. Diese Gedanken und Worte kommen direkt aus dem Herzen – und das ist letztlich das Entscheidende.

In Finnland sagen uns viele Fans, dass die Texte der Hauptgrund sind, warum sie unsere Musik hören.


Die Produktion wirkt sehr weitläufig und detailreich. Gibt es bestimmte Techniken oder Werkzeuge, die den Sound geprägt haben?
Alles, was sich richtig anfühlt und gut klingt. Ich selbst nehme keine speziellen Techniken bewusst wahr. Manche Songs entstehen aus ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten – manchmal aus nur einem einzigen Sound. Heutzutage gibt es unfassbar viele Möglichkeiten.

Themen wie Verlust, Wandlung und Erneuerung ziehen sich durch das Album. Sind diese persönlich geprägt oder eher konzeptionell entstanden?
Mikko könnte das sicher noch präziser beantworten. Aber ich würde erneut betonen, dass das Leben selbst – die Erfahrungen, die man macht – den größten Einfluss darauf hat, was letztlich entsteht.

Gab es musikalische Einflüsse, die Euch bei diesem Album begleitet haben?
Es gibt so viel großartige Musik auf der Welt. Sie beeinflusst uns – bewusst oder unbewusst – egal, ob wir das wollen oder nicht. Dabei geht es nicht um ein bestimmtes Genre. Ich möchte hier bewusst keine einzelnen Namen nennen.

Wenn Du einen Song des Albums mit einer Filmszene verbinden müsstest – welcher wäre das?
Aatos. Besonders die ersten Zeilen in diesem ruhigen Mittelteil. Ich sehe dabei eine Person auf einem Sofa sitzen, in einem stillen Haus, in dem das einzige Geräusch das Ticken einer alten Uhr ist – als Erinnerung daran, dass Zeit nicht permanent ist. Diese Person denkt an jemanden, der auf die andere Seite gegangen ist, und an die Leere, die dieser Mensch hinterlassen hat.

Was sollen Hörer empfinden, wenn sie Kun Valo Minussa Kuoli erlebt haben?

Wenn Du etwas fühlst, dann ist unsere Mission erfolgreich erfüllt.


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