Hier könnt ihr eure Lieblingsgedichte posten. Ich fange mal an mit:
Auf dem Berge Sinai
Auf dem Berge Sinai
Wohnt der Schneider Kikriki.
Seine Frau, die Margarete,
Saß auf dem Balkon und nähte.
Fiel herab, fiel herab,
Und das linke Bein brach ab.
Kam der Doktor angerannt
Mit der Nadel in der Hand,
Näht es an, näht es an,
Daß sie wieder laufen kann.
Verfasser: Anonym
Lieblingsgedichte
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer wird' ich froh!
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so tröstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh;
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt!
Was von Menschen nicht gewußt,
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
von Johann Wolfgang von Goethe
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer wird' ich froh!
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so tröstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh;
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt!
Was von Menschen nicht gewußt,
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
von Johann Wolfgang von Goethe
Sehr beliebt - aus meiner Internatsszeit, als wir immer ein Tischgebet sprechen mussten:
Komm, Herr Jesu, sei unser Gast -
aber nur wenn Du keinen Hunger hast!
Das durfte natürlich keiner unserer Erzieher hören...
Und dieses "Nachtgebet" natürlich auch nicht:
Ich bin klein,
mein herz ist rein,
mein Arsch ist schmutzig,
ist das nicht putzig?
Eines Tages kam die "entschärfte" Version hinzu, das Nachtgebet des Kängurus:
Müde bin ich geh zur Ruh,
schließe meinen Beutel zu!
Komm, Herr Jesu, sei unser Gast -
aber nur wenn Du keinen Hunger hast!
Das durfte natürlich keiner unserer Erzieher hören...
Und dieses "Nachtgebet" natürlich auch nicht:
Ich bin klein,
mein herz ist rein,
mein Arsch ist schmutzig,
ist das nicht putzig?
Eines Tages kam die "entschärfte" Version hinzu, das Nachtgebet des Kängurus:
Müde bin ich geh zur Ruh,
schließe meinen Beutel zu!
- Rechtsteufel
- Brigadier General

- Beiträge: 13662
- Registriert: So 05 Nov, 2006 16:01
Eisenbahngleichnis von Erich Kästner
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug
und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft; ein andrer klagt;
ein Dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus, wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein.
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill.
Der Zug fährt langsam und hält still:
die Toten steigen aus.
Die erste Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr
Die Mehrheit sitzt auf Holz
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschenCoupé !
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug
und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft; ein andrer klagt;
ein Dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus, wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein.
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill.
Der Zug fährt langsam und hält still:
die Toten steigen aus.
Die erste Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr
Die Mehrheit sitzt auf Holz
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschenCoupé !
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Gast
Der Panther von Rainer Maria Rilke
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
