Niedriglohnjobs überschwemmen Deutschland

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werner48
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Niedriglohnjobs überschwemmen Deutschland

Beitrag von werner48 »

Niedriglohnjobs überschwemmen Deutschland
Einkommensgrenze sinkt - Immer mehr Qualifizierte betroffen

Niedriglohngrenze seit 2004 gesunken

Essen/Gelsenkirchen (pte/18.04.2008/13:54) - Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren signifikant erhöht und liegt mittlerweile bei 22,2 Prozent (2000: 17,5 Prozent). Rund 6,5 Mio. Menschen sind demnach Niedriglohnbezieher, wie aktuelle Daten des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) http://www.iaq.uni-due.de zeigen. Während der Anteil der Geringverdienenden zugenommen hat, ist der durchschnittliche Stundenlohn am Niedriglohnsektor gesunken. Verglichen mit anderen kontinental-europäischen Ländern weist Deutschland damit den größten Niedriglohnanteil auf.
"Wir sehen, dass die Niedriglohnbeschäftigung auch in den vergangenen Jahren trotz des Wirtschaftsaufschwunges zugenommen hat", sagt IAQ-Direktor Gerhard Bosch im Gespräch mit pressetext. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf die Ausweitung der Leiharbeit und das Wachstum der Minijobs, zudem würden immer mehr Tätigkeiten in Unternehmen ausgelagert, in denen tarifvertragliche Standards fehlen oder nicht eingehalten werden. Auch für 2008 sieht Bosch keine Umkehr dieses Trends. Zwar finde eine Lohnerhöhung in tariflich abgedeckten Arbeitsmarktbereichen statt, in anderen Bereichen würden die Löhne jedoch weiter zurückgehen, wodurch die Schere noch größer werde. "Es gibt eine zunehmende Ungleichheit in der Einkommensstruktur, wobei der größere Teil nach unten verschoben wird", so Bosch.
Die Daten der Studie zeigen die Entwicklung des Niedriglohnsektors zwischen 1995 und 2006 auf. Verglichen mit den kontinental-europäischen Ländern Dänemark, Frankreich und Niederlande weist Deutschland gemessen an den Werten von 2006 demnach bereits den höchsten Niedriglohnanteil auf und liegt auch über dem Wert von Großbritannien (21,7 Prozent). Zudem nähert sich der Anteil in Deutschland langsam jenem der USA an, wo der Niedriglohnanteil bei 25 Prozent liegt. Allein zwischen 2004 und 2006 nahm die Niedriglohnbeschäftigung um zehn Prozent zu. Deutschland weise zudem die höchste Wachstumsrate der vergangenen Jahre sowie einen hohen Wert an qualifizierten Niedriglohnbeschäftigten auf. Demnach haben rund drei Viertel aller Niedriglohnbezieher eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen akademischen Abschluss.
Darüber hinaus betrifft der Anstieg von Niedriglöhnen aber laut der Erhebung alle Beschäftigungsformen. Vor allem in den Beschäftigungsgruppen der Minijobber, Jüngeren, gering Qualifizierten, Ausländern und Frauen zeichnet sich ein hoher Anteil gering entlohnter Personen ab. Im Vergleich zwischen Männern und Frauen stellen letztere knapp 70 Prozent aller Niedriglohnbezieher dar. 2006 lag die Niedriglohnschwelle in Deutschland bei 9,13 Euro pro Stunde. Deutliche Unterschiede hinsichtlich dieser Grenze zeigen sich jedoch bei einer differenzierten Berechnung zwischen Westdeutschland (9,61 Euro) und Ostdeutschland (6,81 Euro). Dies deute darauf hin, dass der Anstieg der Niedriglohnbeschäftigung zu einer weiteren Ausdifferenzierung der Löhne nach unten führe, so die Studienautoren.
Ein Weg, um dem Wachstum des Niedriglohnsektors entgegenzusteuern, sei die Kombination aus der Einführung eines Mindestlohnes mit allgemein verbindlichen Tarifverträgen, erläutert Bosch. "Der Mindestlohn hat die Funktion, den unteren Rand der Einkommensgrenze abzusichern. Er ist aber nicht ausreichend, um auch das Einkommen für qualifizierte Leute im mittleren Bereich zu sichern." Rund 1,9 Mio. Beschäftigte würden heute in Deutschland weniger als fünf Euro pro Stunde verdienen, so Bosch. Zudem müssten die Leiharbeit sowie die Arbeitsbedingungen für Minijobs neu geregelt werden. Letztere wären das Einfallstor für den Niedriglohn, rund 80 Prozent der Minijobber würden gering entlohnt werden. (Ende)

c/o Pressetext

Mein Kommentar:
Es ist für mich unglaublich beschämend in einem Land zu leben, in dem der "Lohn", den über 6 Millionen Arbeitnehmer erhalten, nicht mal mehr dazu langt um überleben zu können!
Mir scheint es ein Ziel unserer glorreichen Regierung zu sein uns alle zu mehr oder weniger Sozialhilfeabhängigen zu machen. Warum flüchten wohl so viele wie nie zu vor der angeblich gesuchten Fachkräfte ins Ausland?
Wann, Frau Merkel, wird eigentlich die Mauer wieder aufgebaut um Flüchtlinge und subventionierte, lebensnotwendige Artikel im Land zu halten?
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Captain
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Beitrag von Captain »

Sehr guter Beitrag. Da kann ich mich auskotzen.

Also ich muss dir erstmal zustimmen. Das ist eni echtes Problem. Eine Sache stimmt auf jeden Fall: Es kann nicht sein, dass es Menschen gibt, die neben einer Hauptarbeit noch 2 oder mehr Jobs brauchen um eine Familie zu ernähren. Wer 8 Stunden am Tag arbeitet, der sollte meiner Ansicht nach in der Lage sein eine Familie zu ernähren. Wir reden ja nicht von Luxus, sondern vom ESSEN und dem Nötigsten! Das MUSS möglich sein.

Und noch eine Sache. Ich finds immer lustig, wenn derzeit um die Mindestlöhne gestritten wird. Das sagt Minister XY "Die Branche A braucht einen Mindestlohn". Und dann kommt irgendein Vorsatndvorsitzender einer Zeitarbeitsfirma und sagt "Das zerstört tausende von Arbeitsplätzen".

Da frag ich mich: Für welchen "Hungerlohn" müssen diese "tausende" von Personen denn täglich arbeiten, wenn schon Mindestlöhne nicht bezahlt werden können?

Oder noch ne interessante Frage: Wie würde sich unsere Arbeitslosen-Statistik denn lesen, wenn man alle diejenigen rausrechnet, die von dem Geld, dass sie verdienen dann doch nicht über die Runden kommen? Ich möchte ja nichts unterstellen, aber die Zahl würde mich schon interessieren.
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werner48
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Beitrag von werner48 »

Tja, das ist echt ´ne gute Frage!
Über Mindestlohn könnte man aber auch eine unendliche Geschichte schreiben...
Wie geschrieben: ich schäme mich für dieses, mein Heimatland. Dabei denke ich noch, daß ich gerade noch so die Kurve gekriegt habe. Als ich anfing zu arbeiten, war die Welt noch einigermaßen in Ordnung. Gut, man lebte im Kapitalismus, aber ein kleines Zipfelchen um angenehm zu leben bekam noch jeder ab; vielleicht auch nur daß man das Maul hielt.
Auch die zu erwartende Rente schien sicher. Für mich persönlich gut 30 Jahre lang - ich konnte davon ausgehen, daß ich im Ruhestand ca. 75% meines letzten Nettogehaltes bekomme. Das hat sich in den letzten Jahren aber sehr geändert! Heute bin ich froh, daß ich noch ca. 62% bekomme. Nun frage ich mich aber, wie ergeht es meinen jungen Kollegen, der nächsten Generation? Hm, da nehme ich gerne mein Lebensalter in Kauf um nicht in deren Lage zu kommen....
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Captain
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Beitrag von Captain »

Ich sehe das alles mit der Rente ebenfalls sehr kritisch. 75% sind für mich (jetzt 33) Illusion. Ich denke dass wir von Glück reden können, wenn meine Generation 50% erhalten wird. Andererseits werden wir vermutlich arbeiten bis wir 70 sind. Naja, wie du schon sagtest: Kapitalismus pur!
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