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Digitale Souveränität: Wie frei sind Gamer wirklich?

Du hast bezahlt, gespielt … und verloren.


19.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Foto: Dieses Bild wurde mit einer KI generiert. Mehr zum Thema Transparenz.

Digitale Souveränität ist längst kein rein politischer oder wirtschaftlicher Begriff mehr – sie betrifft jeden, der digitale Dienste nutzt. Und nirgendwo wird das so deutlich wie in der Gaming-Industrie. Denn Spiele gehören heute nicht mehr vollständig uns: Sie gehören Plattformen, Launchern, Abo-Modellen und Ökosystemen, die bestimmen, wann und wie wir überhaupt spielen können. Die Frage ist also:

Wie viel digitale Souveränität bleibt uns eigentlich noch?


Was digitale Souveränität im Gaming bedeutet
Digitale Souveränität heißt, selbst zu entscheiden, wie man Technologien nutzt – und nicht von bestimmten Anbietern abhängig zu sein. Im Gaming verschiebt sich das Verhältnis aber zunehmend zugunsten der Hersteller. Spiele liegen nicht mehr auf Datenträgern im Regal, sondern in Cloud-Bibliotheken, die abgeschaltet werden können. Der Launcher entscheidet über Updates. Publisher entscheiden, ob ein Spiel in deiner Region spielbar bleibt. Und Plattformen entscheiden, ob dein Account gesperrt wird – und damit vielleicht deine gesamte digitale Sammlung verschwindet.

Das klingt dramatisch, und ja: Es ist dramatisch. Denn wir besitzen vieles nicht mehr wirklich, wir erwerben Nutzungslizenzen. Und Lizenzen können erlöschen.

Plattformabhängigkeit: Ein System voller Käfige
Steam, PlayStation, Xbox, Nintendo, Epic, Ubisoft Connect, EA App … Die Zahl der digitalen Ökosysteme wächst. Und mit jeder neuen Plattform wächst auch die Abhängigkeit der Spieler.

Steam ist ein gutes Beispiel: extrem nutzerfreundlich, riesiges Angebot – aber eben auch ein geschlossenes System. Ohne Steam-Account kommst du an viele Spiele nicht mehr heran. Hersteller wie Ubisoft koppeln selbst physische PC-Versionen an ihren Launcher – Disk rein, Code eingeben, Ubisoft Connect starten.

Digitale Souveränität? Nur sehr begrenzt.


Cloud Gaming verstärkt das Problem: Xbox Cloud Gaming, GeForce Now, Amazon Luna – hier besitzt du endgültig gar nichts mehr, du streamst nur. Wird ein Spiel entfernt oder der Dienst eingestellt, bleibt dir nichts außer der Erinnerung.

Always-Online: Komfort oder Kontrollverlust?
Viele moderne Spiele – selbst Singleplayer-Titel – verlangen eine permanente Internetverbindung. Häufig wegen DRM. Manchmal wegen Live-Services.

Das Ergebnis:
Wenn der Server offline ist, bist du offline.
Wenn das Internet wackelt, wackelt dein Spielerlebnis.
Wenn der Publisher den Support einstellt, kann ein ganzes Spiel sterben.

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Beispiele gibt es genug: Marvel’s Avengers, Babylon’s Fall, The Crew 1 – Spiele, die heute faktisch nicht mehr existieren. Digitale Souveränität ist hier schlicht nicht gegeben.

Du hast bezahlt, gespielt … und verloren.


Mods & Community – der letzte freie Raum
Wo es noch echte digitale Selbstbestimmung gibt, sind Mods. Die Modding-Community hält Spiele lebendig, schafft Innovationen und verlängert die Lebensdauer ganzer Genres.

Doch auch hier versuchen Publisher zunehmend, die Kontrolle zu behalten:
  • Mod-Hubs werden in eigene Systeme integriert, wie bei Bethesda oder Rockstar Games.
  • Fan-Projekte werden verboten.
  • ROM-Hacking wird rechtlich bekämpft.
  • Und selbst für Skins und kleine Modifikationen setzen Hersteller immer öfter eigene Stores durch.


Digitale Souveränität wird zum Luxus
Wer heute volle digitale Souveränität haben möchte, muss aktiv dafür kämpfen – oder auf offene Plattformen setzen.

Open-Source-Projekte, Emulatoren, Kauf von DRM-freien Spielen (wie bei GOG ), selbst gehostete Server oder physische Editionen sind Wege, sich einen Rest Kontrolle zu bewahren.

Die Realität sieht aber anders aus: Die meisten Spielerinnen bevorzugen Komfort. Automatische Updates. Cross-Save. Cloud-Speicherstände. Launch-Integration. Und dieser Komfort kostet uns Kontrolle.

Wie souverän sind wir also wirklich?
Wenig. Deutlich weniger als noch vor 10 oder 20 Jahren. Wir sind abhängig von Accounts, Servern, DRM, Plattformen und Ökosystemen.

Wir besitzen unsere Spiele nicht wirklich – wir leihen sie.

Und die Gaming-Industrie bewegt sich immer weiter in Richtung vollständiger Kontrolle über den Zugang zu ihren Produkten.

Digitale Souveränität ist im Gaming heute eher ein Ideal als Realität.


Aber:
Je mehr Spieler sich für offene Systeme interessieren, DRM-kritisch denken und bewusst einkaufen, desto eher wird die Branche reagieren müssen.

Die Zukunft der digitalen Souveränität liegt am Ende – wie so oft – bei denjenigen, die ihre Stimme erheben.

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