Spiele » Specials

S.T.A.L.K.E.R. - Entwicklertagebuch - Part 1


2009-02-02  Spielemagazin  7 Likes  0 Kommentare 
S.T.A.L.K.E.R. - Entwicklertagebuch - Part 1 Bild S.T.A.L.K.E.R. - Entwicklertagebuch - Part 1 Screenshot S.T.A.L.K.E.R. - Entwicklertagebuch - Part 1 Foto

Am 25. April 1986 wurde in Block 4 des Kernkraftwerkes von Tschernobyl ein Experiment vorgenommen. Ein Team von Technikern und Wissenschaftlern wollte verifizieren, dass die Notstromaggregate im Falle eines totalen Stromausfalls genug Energie erzeugen würden, um die Funktionalität der Kühlsysteme sicherzustellen. Um das Experiment unter realistischen Bedingungen stattfinden zu lassen, wurde das Sicherheitssystem "Durchschnittlicher Schutz" ausgeschaltet. Somit wurden alle wichtigen Sicherheitsfunktionen deaktiviert, wie z. B. das Sicherheitskühlsystem und die Notfallrücknahme der Steuerstäbe. Der Start des Experiments wurde jedoch verschoben, und die völlig unvorbereitete Nachtschicht führte das Experiment durch, ohne zu realisieren, dass der Reaktor durch die zuvor geschaffene Versuchsumgebung völlig ungeschützt war.



Durch einen einfachen Bedienungsfehler des unerfahrenen Reaktortechnikers Leonid Toptunow wurde die Reaktorleistung kurz vor Beginn des Experiments massiv reduziert. Um die Leistung auf das normale Niveau anzuheben, entfernte das anwesende Personal die Steuerstäbe, mit denen die Kettenreaktion im Kernreaktor gesteuert wird, so dass die Zahl der eingesetzten Steuerstäbe unter die zulässige Sicherheitsgrenze von 28 Stäben fiel. Als Konsequenz wurde es zunehmend schwieriger, den Reaktor zu kontrollieren.

Trotz alledem ordnete Anatolij Djatlow, der stellvertretende Chefingenieur des Kraftwerkes, an, dass das Experiment fortgeführt werden solle. Zu viele Kühlpumpen wurden abgeschaltet und der Reaktor, der bereits auf dramatisch niedrigem Niveau arbeitete, konnte das Kühlwasser nicht verdampfen. Die Wassertemperatur stieg und fast augenblicklich waren die ersten hydraulischen Fehlfunktionen hörbar. Akimow, der Schichtleiter, und Toptunow wollten das Experiment abbrechen, doch Djatlow drängte sie dazu, weiterzumachen. Dies geschah um 1:22:30 Uhr.



Als das Bedienpersonal den Strom abschaltete und die Turbinen die Wasserpumpen nicht mehr mit Strom versorgten, wurde noch weniger Kühlwasser durch den Reaktorkern gepumpt. Das Wasser wurde immer heißer und erreichte bald den Siedepunkt. Da ein Reaktor nur mit ausreichend verdampftem Wasser adäquat gekühlt werden kann, stieg die Leistung an. Das war um 1:23:04 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt hätte das Sicherheitssystem "Durchschnittlicher Schutz" einsetzen sollen, was die Katastrophe verhindert hätte. Doch nach den vorangegangenen Tests war dieses System nicht wieder aktiviert worden.

Als Akimow den unbeständigen Leistungsanstieg im Reaktor bemerkte, aktivierte er das Sicherheitssystem um 1:23:40 Uhr manuell. Alle Steuerstäbe (über 200) wurden gleichzeitig zurückgefahren. Doch genau zu diesem Zeitpunkt trat der gefährlichste Konstruktionsfehler des Hochleistungsreaktors in Erscheinung: Die Rückfuhrgeschwindigkeit der Steuerstäbe war extrem langsam, viel langsamer als bei Reaktoren in westeuropäischen Ländern. An der Spitze der Stäbe waren Graphitblöcke angebracht, welche die Kettenreaktion beschleunigen sollten. Dies war einer der schwerwiegendsten Konstruktionsfehler, der sich auch als der verheerendste erwies. Das Zurückfahren der Stäbe sollte die Kettenreaktion eigentlich stoppen. Auf diesem Konzept basieren die Sicherheitssysteme aller Kernkraftwerke. Da die Graphitblöcke jedoch als erstes eingeführt wurden, wurde die Leistung exponentiell gesteigert und der Reaktor geriet außer Kontrolle.



Die Hitze sorgte dafür, dass die Kanäle der Steuerstäbe unwiderruflich verformt wurden und die Stäbe sich im Reaktorkern verkeilten. Die Graphitblöcke befanden sich noch immer im Reaktorkern, die Katastrophe war unausweichlich. In der aktiven Zone wurde zwischen dem Zirkonium der Brennstäbe und dem Wasserdampf eine chemische Reaktion in Gang gesetzt. Es entstanden Wasserstoff und Sauerstoff, aus denen wiederum das stark flüchtige Knallgas entstand. Um 1:23:50 Uhr explodierte der gesamte Reaktor und alles in der Umgebung wurde ausgelöscht. Ein Großteil des radioaktiven Materials drang nach außen. Alles in der näheren Umgebung fing Feuer, einschließlich der zivilen Gebäude im direkten Umkreis.

In den folgenden Wochen starben mehr als 30 Menschen durch die hohe Strahlung, einschließlich des Löschpersonals, der beiden Techniker Akimow und Toptunow sowie anderer Mitarbeiter des Kernkraftwerkes.



So genannte "Liquidatoren" (Soldaten, Studenten und Freiwillige) gingen nach Tschernobyl, um das Kraftwerk zu dekontaminieren, mögliche noch existente Gefahrenquellen zu entfernen und den Sarkophag zu verbessern, der geschaffen wurde, um den zerstörten Reaktorblock 4 einzuschließen. Die Zahl der Helfer wird auf 600.000 bis 1.200.000 Menschen geschätzt.

Die meisten Opfer des Unglücks starben an den Spätfolgen der Strahlung, wie z. B. Krebs, Herz-Kreislaufproblemen und depressionsbedingtem Selbstmord. Die geschätzte Zahl der Opfer liegt zwischen 10.000 und 250.000 Menschen. Die genaue Zahl der Todesopfer wird wohl niemals ermittelt werden können, da auch heute noch Menschen in Europa, besonders in Russland und der Ukraine, an strahlenbedingten Krankheiten sterben, allen voran Krebs. Es gibt außerdem einen signifikanten Anstieg in der Sterblichkeitsrate bei Kindern, und der generelle Gesundheitszustand von Kindern in den strahlenbelasteten Gebieten ist erschreckend. Diese Konsequenzen werden nicht nur diese Generation überdauern ...



Kürzlich veröffentlichte Schlussfolgerungen eines Untersuchungsausschusses, bestehend aus einer Gruppe von "kompetenten Organen", der kurz nach dem Zwischenfall gebildet wurde, um die Gründe für den Unfall zu untersuchen, legen nahe, dass "... der Hauptgrund für den Zwischenfall die niedrige Arbeitskultur der Arbeiter in der Kernkraftanlage war. Das Problem lag nicht in der Qualifikation, sondern in der Arbeitsauffassung, in der internen Disziplin und dem allgemeinen Verantwortungsgefühl begründet." (Dokument 29, 7. Mai 1986) "Die Explosion ereignete sich als Folge aus einigen groben Verstößen gegen Arbeitsbestimmungen, Technologie und Außerachtlassung der Sicherheitsbestimmungen Reaktorblock 4 betreffend." (Dokument 31, 11. Mai 1986)

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Das bedeutet, wir erhalten von Partnern eine Provision, wenn du dem Link folgst und die Produkte über den Link kaufst. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.