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Special: Die Tripods - Die dreibeinigen Herrscher

Von der Kult-Saga bis zur Frage nach einem Remake


2025-10-18  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Es gibt Science-Fiction-Werke, die wie ein Echo durch Jahrzehnte hallen. Die dreibeinigen Herrscher – international bekannt als The Tripods – gehört genau dazu. Was als Jugendroman in den späten 1960ern begann, wurde in den 80er Jahren zur TV-Serie und ist seither ein Mythos, der an einer entscheidenden Stelle unvollendet blieb. Und genau das macht den Stoff bis heute so faszinierend: Die Geschichte ist eigentlich nicht zu Ende erzählt.

Die literarischen Wurzeln: Eine Jugenddystopie ihrer Zeit voraus
Autor John Christopher (bürgerlich Christopher Samuel Youd) veröffentlichte 1967 bis 1968 die ursprüngliche Trilogie – The White Mountains, The City of Gold and Lead und The Pool of Fire. Später folgte ein Prequel, When the Tripods Came.
Die Grundidee ist beklemmend und brillant zugleich: Eine ferne Zukunft, in der gigantische dreibeinige Maschinen die Menschheit unterjocht haben. Menschen leben scheinbar friedlich in vorindustriellen Dorfgemeinschaften – bis zur „Weihe“, bei der Jugendliche ein Metallimplantat erhalten, das ihren freien Willen auslöscht. Doch einige entkommen und träumen von Aufstand.

Christopher trifft einen Nerv, der auch heute noch aktuell ist: Kontrolle, Freiheit, Erwachen.

Die BBC-Serie: Ambitioniert, geliebt – und gestoppt
1984 brachte die BBC gemeinsam mit dem australischen Seven Network die Saga als TV-Serie unter dem Titel The Tripods ins Fernsehen. In Deutschland lief sie als Die dreibeinigen Herrscher und wurde schnell zu einem Geheimtipp.
  • Staffel 1: Flucht in die Weißen Berge
  • Staffel 2: Infiltration der Stadt der Meister
  • Staffel 3: Nie produziert – die Rebellion blieb unerzählt


Die Serie beeindruckte mit echten Drehorten, Miniatureffekten und einem melancholischen Ton, der sich von anderen Jugendabenteuern der Zeit abhob. Doch die Quoten sanken, die Kosten stiegen – und nach 25 Folgen war Schluss. Nicht, weil die Geschichte fertig war, sondern weil das Fernsehen damals keine Geduld für epische Erzählbögen hatte.

Bis heute existieren Skriptfragmente einer dritten Staffel – ein verlorenes Kapitel, das Fans bis heute beschäftigt.

Die Faszination der Tripods
Warum sind es ausgerechnet diese dreibeinigen Kolosse, die sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben? Die Tripods sind mehr als nur bedrohliche Maschinen – sie sind eine Metapher. Kein lärmender Krieg, keine Feuergefechte, keine spektakulären Zerstörungen. Stattdessen herrscht Stille, Kontrolle, Gehorsam. Die Tripods stehen nicht für die Apokalypse, sondern für etwas viel Unheimlicheres: den Verlust des freien Willens.

In der Welt der dreibeinigen Herrscher ist die Unterwerfung der Menschheit vollzogen, lange bevor die Geschichte beginnt. Es gibt keine Schlachten mehr – der Krieg ist vorbei, und die Menschen haben verloren. Was bleibt, ist ein Alltag unter Fremdherrschaft. Eine Welt, in der man glauben soll, alles sei in Ordnung. Diese subtile Form der Unterdrückung ist es, die den Stoff so eindringlich macht. Die Tripods zwingen niemanden durch Waffen, sondern durch Akzeptanz.

Der sogenannte „Capping“-Prozess – die metallene Kappe, die Jugendlichen implantiert wird – ist das Herzstück der Metapher. Es geht nicht um Körper, sondern um Gedanken. Die größte Angst ist nicht der Tod durch eine Invasionswaffe, sondern das stille Verschwinden der eigenen Identität. Die Tripods bekämpfen nicht den Körper des Menschen, sondern seinen Geist.

Diese Inszenierung macht das Universum so einzigartig. Es ist Science-Fiction, aber verpackt in die Ästhetik eines Mittelalters: Dörfer, Pferdekarren, Märkte – und über allem wandeln die riesigen Maschinen wie wandelnde Götter. Das Bekannte und das Fremde verschmelzen. Die Vergangenheit trifft auf eine ferne Zukunft. Dadurch entsteht ein Unbehagen, das tiefer geht als jede Laserschlacht. Es ist kein äußeres Monster, das bekämpft wird – es ist das innere Erwachen gegen eine unsichtbare Macht.

Die Faszination der Tripods liegt genau dort: Sie erinnern uns daran, wie zerbrechlich Freiheit ist. Nicht durch Explosionen zerstört, sondern durch Routine ersetzt. Und vielleicht ist das der Grund, warum die Serie und die Bücher bis heute wirken – weil sie einer Frage ausweichen, die wir uns selbst stellen müssten:

Was, wenn wir längst gekappt sind – ohne es zu merken?


Gab es Pläne für ein Remake?
Tatsächlich war Die dreibeinigen Herrscher nie vollständig aus dem Blick der Film- und Fernsehbranche verschwunden. Schon seit Ende der 1990er-Jahre liegen die Rechte bei Disney – ein Indiz dafür, dass das Potenzial des Stoffes erkannt wurde. Mehrfach tauchten konkrete Hinweise auf, dass ein Remake oder gar eine Kinofilmreihe in Arbeit sei.

Mitte der 2000er wurde erstmals öffentlich, dass Regisseur Gregor Jordan mit einer Verfilmung in Verbindung gebracht wurde. Diese erste Phase blieb allerdings vage und versandete, bevor überhaupt ein Drehbeginn in Sicht war. Wenige Jahre später, um 2009, nahm das Interesse erneut Fahrt auf: Diesmal fiel der Name Alex Proyas – bekannt durch Filme wie I, Robot oder Dark City. Zusammen mit Drehbuchautor Stuart Hazeldine stand die Idee im Raum, die Bücher in eine moderne, ernste Science-Fiction-Adaptation zu übersetzen, möglicherweise mit Fokus auf den ersten Band The White Mountains. Doch auch dieser Anlauf verschwand schließlich wieder in den Archiven Hollywoods, begraben unter Prioritätenwechseln, Studioentscheidungen und der berühmten „Development Hell“ – jenem Ort, an dem Projekte nie offiziell sterben, aber auch nie realisiert werden.

Das Ergebnis: Bis heute existiert keine Neuauflage. Kein Film, keine Serie, keine offizielle Umsetzung. Und dennoch ist die Welt der Tripods lebendig – vielleicht mehr denn je. Fans erstellen Concept-Art, entwickeln inoffizielle Kurzfilme und posten Ideen für ein visuelles Reboot in sozialen Medien. Die Vorstellung eines Comebacks ist längst Teil der kulturellen Aura der Tripods. Ein Franchise ohne Fortsetzung, aber mit einer ungebrochenen Sehnsucht.

Warum ist eine Rückkehr dennoch möglich?
Gerade heute, im Zeitalter großer Serienadaptionen und nostalgischer Neuinterpretationen, sind die Chancen auf eine Rückkehr vielleicht größer als je zuvor. Streaming-Dienste wie Netflix , Amazon Prime oder Apple TV+ greifen regelmäßig auf literarische Klassiker zurück – besonders dann, wenn sie philosophische Tiefe und visuelle Wucht vereinen. Man denke an Foundation, Der Schwarm oder His Dark Materials.

Die dreibeinigen Herrscher verfügen über genau diese Mischung: Es ist eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, eingebettet in eine dystopische Zukunft, in der Jugendliche den Mut finden müssen, gegen eine übermächtige Ordnung aufzubegehren. Das emotionale Zentrum – der Verlust und die Wiederentdeckung der Freiheit – ist zeitlos und resoniert besonders in modernen Erzählungen. Gleichzeitig bietet das Tripods-Universum eindrucksvolle Bilder: gewaltige Maschinen, unterdrückte Dörfer, fremdartige Städte der „Meister“ und ein Widerstand, der sich im Verborgenen entfaltet.

Doch der vielleicht größte narrative Vorteil liegt in einem Punkt, den kaum ein anderes Sci-Fi-Franchise teilt: Die Geschichte ist unvollendet. Die TV-Serie brach vor dem finalen Aufstand ab. Millionen kennen das Ende nicht – und genau diese Leerstelle schreit geradezu nach einer modernen Interpretation. Keine Neuauflage müsste bei Null beginnen. Sie könnte dort ansetzen, wo die BBC einst versagte: beim großen Befreiungskrieg.

Eine Rückkehr wäre also nicht nur Nostalgie. Sie wäre Wiedergutmachung – und die Chance, ein Vermächtnis endlich zu vollenden.



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