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Curling 2006


2008-09-24  Spielemagazin  6 Likes  0 Kommentare 
Curling ist bei uns eine weitestgehend unbekannte Sportart, die auch erst seit 1998 zu den olympischen Disziplinen zählt, aber der älteste erhaltene Curlingstein stammt aus dem Jahre 1511 und knapp 200 Jahre später nämlich 1716 wurde der erste Curlingclub in Kilsith gegründet. Und gerade pünktlich zu den Winterspielen 2006 in Turin veröffentlicht nun Ubisoft seine eigene Interpretation dieses "Boccia auf Eis" mit dem Titel "Curling 2006". Im Fernsehen, dass muss ich zugeben, sieht das Ganze ja nicht so spannend aus. Mal sehen wie es auf dem virtuellen Eis so zugeht...

Burned Stone

Kennt ihr noch Boccia vom letzten Italienurlaub ? Oder wie es in Frankreich gerne gespielt wird, das "Boule" ? Wenn ja, dann habt ihr schon einen ersten guten Eindruck davon worum es auch beim Curling geht. Auf einer Eisbahn versuchen 2 Teams zu je vier Spielern die Spielsteine, die doch sehr an handelsübliche Bügeleisen erinnern, möglichst nah an eine aufgemalte Zielscheibe zu bringen.

Hierbei kommt jedem Spieler während des Spiels eine eigene Funktion zu: Der Skipper ist sozusagen der Stratege des Teams und bleibt während die anderen Spieler ihre Steine spielen am Ende der Bahn und zeigt mit seinem Besen die Spielrichtung und Drehbewegung ab. Den Besen kommt im ganzen Spiel eine große Bedeutung zu, denn zwei Spieler aus dem Team, die sogenannten Wischer, haben entscheidenden Einfluss auf den aktuellen Spielzug. Durch mehr oder weniger starkes Wischen mit den Besen können sie nämlich dafür sorgen, dass der Spielstein schneller oder langsamer hinten ankommt und je nach Taktik wird der Weg so verlängert oder verkürzt.

Hit and Stay

Das klingt alles noch recht kompliziert, aber schon nach wenigen Spielminuten hat man schon den Dreh raus. Mit der Maus bestimmt man zunächst die Spielrichtung und Stärke, mit der man den Stein über das Eis brettern will und nach Überqueren der "Hogline" wechselt die Perspektive automatisch auf die beiden Wischer, die man mit den Tasten "q", "w" und "e" zu leichtem, mittlerem oder eben harten Wischen bewegen kann.
Das ist zwar sehr einfach und in gewisser Weise auch lobenswert gelöst, allerdings kann man eben auch wirklich wenig falsch machen und wenn man einmal verstanden hat wie der Hase läuft, kann man sich eigentlich nur noch schwerlich verbessern. Feintuning an den Bewegungen des Spielers bleiben aus.

Das Spiel kennt zwei Spielmodi: Im Team-Modus übernimmt der Spieler jede der oben genannten Funktionen nacheinander (Skip, Spieler, Wischer). Im Skip-Modus beschränkt sich das Spielgeschehen allein auf die Rolle des Skips, dies ist also sozusagen der strategische Spielmodus. Natürlich gibt es "Einzelspiele" und "Turniere", überraschenderweise hat man von Seiten der Entwickler auch an einen Multiplayermodus gedacht in dem sich Curling-Begeisterte auch online herausfordern können.

Grafik und Sound

Im Wesentlichen gibt es an der technischen Umsetzung nur wenig zu meckern, aber sie gibt auch keinen Grund zu echten Begeisterungsstürmen. Grafisch gesehen haben die Entwickler eine solide Arbeit präsentiert, allerdings bietet die Umsetzung keinerlei Abwechslung, auch Animationen zur Belohnung besonders gelungener Spielmanöver sind Mangelware. Hat man ein Spiel gewonnen kann man sich bestenfalls einen Screen der abschließenden Tabelle machen und sich diesen über das Bett hängen. Ein bisschen mehr fürs Herz, Motivation durch Animation sozusagen, hätte bestimmt nicht geschadet.

In diesem Punkt kann die Sounduntermalung punkten, denn bei einem strategisch cleveren Spielzug jubelt die Menge, während sich bei einem misslungenen Throw ein beschämendes Raunen in den Rängen breitmacht. Das hilft etwas über die ansonsten eher durchschnittliche Musik- und Geräuschuntermalung hinweg und kann streckenweise tatsächlich für gute Stimmung beim Spielen sorgen.

Der Eindruck den ich also bei den Übertragungen von Eurosport gewonnen habe täuschte also nicht: Curling ist nicht gerade ein actiongeladenes Spektakel und das ist "Curling 2006 " beim besten Willen auch nicht geworden. Technisch bestimmt noch okay, hat man es vor allem versäumt ein unbestritten ohnehin schon trockenes Spielprinzip computertauglich aufzupeppeln. Es will auch nach den ersten Erfolgen in Spielen und Turnieren einfach keine rechte Stimmung aufkommen. Natürlich gibt es mit zunehmender Spieldauer immer wieder spannende Situationen in denen man mit viel Gefühl und Konzentration beweisen muss, dass man auch in ruhigen Spielen siegen kann, aber es bleibt dennoch ein frostiges Vergnügen. Fans der Sportart dürften sicherlich ihre Freude daran haben, allen anderen, die vielleicht mal ein wirklich neues Sportspiel ausprobieren möchten, sei das Spiel zumindest zum Antesten empfohlen.

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