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Dungeons & Dragons Online: Stormreach


2008-09-24  Zaphod  2 Likes  0 Kommentare 
AD&D. Drei Buchstaben zum Schwärmen. Jedenfalls für Kenner der Materie. Lange vor der erfolgreichen Umsetzung eines echten Computer-RPGs machten sich eine Reihe von Abenteuerfreunden auf, ein komplexes Regelwerk zu erstellen mit dem eine Gruppe von Personen an jedem beliebigen Ort echtes Rollenspielfeeling erleben kann. Alles was man dazu brauchte waren Papier, Bleistift, eine Menge unterschiedlicher Würfel und jede Menge Fantasie.

"Ihr betretet einen Raum, im Hintergrund kann man leise Geräusche hören..."

So beginnt möglicherweise die Beschreibung eines Spielleiters wenn man gerade mit der frischgebackenen Gruppe von Abenteurern ein Dungeon betreten hat. Also, ran an den Speck. Der Dieb spitzt die Ohren und verbirgt sich im Schatten, der Barde kramt das Instrument raus, die Krieger ziehen vorsichtshalber die Waffen und die Zauberer murmeln unverständliche Worte um Licht zu erzeugen, Kreaturen zu beschwören und ihre Recken mit passenden Schutzzaubern den Rücken zu stärken.
Turbine setzt für Atari das seit langem erhältliche und als Quasistandard etablierte Regelwerk 3.5 der Dungeons & Dragons Reihe für ein Onlinecomputerspiel um. Ziel war und ist es, echtes Feeling zu erzeugen und trotz des Detailtreichtums des Regelwerks ein auch für Anfänger spielbares RPG zu schaffen. Dies ist zwar nur teilweise gelungen aber gehen wir einfach mal der Reihe nach.

Die klassischen Rollen

Die aus dem Regelwerk bekannten Rassen und Klassen wurden sehr zielgerichtet umgesetzt. Um den Einstieg zu erleichtern wurden hier nur 5 Rassen und 9 Klassen zur Auswahl gestellt. Jede Kombination ist machbar aber nicht unbedingt sinnvoll. Man wählt aus Menschen, Elfen, Halblingen, Zwergen oder Kriegsgeschmiedeten und macht sich dann selbst zum Barden, Kämpfer, Barbaren, Zauberer, Hexenmeister, Ranger, Kleriker, Schurken oder Paladin. Dann kanns eigentlich schon losegehen denn für jede Klasse gibt es vorgefertigte Charaktere. Wer sich auskennt kann den Charakter auch komplett erstellen und alle Charakterwerte, Fähigkeiten etc selbst vergeben. Dies sein aber wirklich nur erfahrenen Spielern geraten. Dann noch rasch das Aussehen dem eigenen Geschmack angepasst und los geht's.
Wichtigste Erfahrung für den Neuling wird die Spielweise der einzelnen Rollen sein. Spielt man beispielsweise einen Magier so ist es nicht ratsam sich mit ihm in den Nahkampf zu stürzen. Bedingt durch schwache Rüstung und geringe Widerstandswerte kann dan auch schonmal beim ersten Gegner der Tod vor der Tür stehen. Spielt man einen Barbaren, so kann man natürlich enorm austeilen, allerdings werden auch dem Barbaren schnell die Lebenspunkte ausgehen wenn die Monsteranzahl größer wird. Da empfiehlt sich dann die Hilfe eines Klerikers. Es gibt natürlich auch Tränke für Leben, diese sind aber dermassen teuer dass es sich kaum lohnt damit Aufgaben anzugehen. Das Spiel ist stark echtzeitorientiert angelegt. Jede, wirklich jede Aktion will gesetzt sein. Ein Krieger stellt sich also vor einen Gegner und schlägt zu, sieht er dann den Gegner ausholen, kann man blitzschnell einen Block versuchen und am "Klang" hören dass der Treffer wohl am Schild abgeprallt ist. Dumm nur, wenn der zweite Gegner genau in diesem Moment zugeschlagen hat. Einschlafen während einer Quest ist nahezu ausgeschlossen.

Gameplay und Parties

DDO besteht zum grössten Teil aus sogenannten Instanzen. Es gibt hier also keine Welt zu erkunden. Das Ganze besteht im Groben gesehen aus gerade mal 6 grösseren Ortsteilen wie dem Hafen, dem Marktplatz und den 4 Häusern. Dazu kommen diverse Aussengebiete, die unterzeilt in Einzelabschnitte jeweils einen Quest oder eine Questreihe darstellen. Zusätzlich kommen noch ein paar Untergebiete dazu, die meist aber nur einen einfach zu meisternden Weg in ein Dungeon darstellen.
Um nun in den Genuss der eigentlichen Quests zu kommen, begibt man sich einfach zu einem der herumstehenden NPCs und spricht sie an. Sie geben Hilfen, Hinweise und, wenn sie mit einem Questzeichen über dem Kopf gezeichnet sind, eine Aufgabe die man annehmen kann. Die eigentliche Aufgabe findet dann meist irgendwo in der Nähe statt. Praktischerweise sind die Eingänge zu Dungeons auf der Karte eingezeichnet und mit Namen versehen, so dass das Auffinden kein Problem darstellt. Jede Aufgabe hat einen bestimmten Anforderungslevel der die Schwierigkeit klassifiziert. Hat man eine Aufgabe angenommen, die möglichst gut dem eigenen Level entspricht, so sucht man sich eine passende Gruppe dafür. Das geht auf verschiedene Weise und ist äusserst komfortabel gelöst. Entweder sucht man aus der Playerliste diejenigen heraus, die sich als Mitstreiter anbieten (LFG), oder man sucht aus den bestehenden Gruppen (LFM) diejenige der man sich anschliessen möchte oder aber erstellt selbst eine Gruppensuche (LFG) für sich selbst bzw. eine Membersuche für seine Party (LFM). Mit diesen Hilfsmitteln ist meistens schnell etwas Passendes gefunden. Wichtige Anmerkung dabei, es gibt für die Erfüllung einer Quest immer Punkte, auch wenn man sie selbst nicht im Auftragsbuch hat bzw. mitten in einer Questfolge einsteigt. Das einzige was man vermissen könnte, sind die Belohnungen die es am Ende mancher Quests vom Auftraggeber gibt. Es lohnt sich daher immer in Gruppen mitzuspielen. Da jede der Klassen, wie erwähnt, bestimmte Aufgaben in einer Gruppe erfüllt, kommt es immer auf die richtige Mischung für eine Quest an.

Features & Extras

Wichtigstes Feature in DDO ist, wie in jedem guten RPG, das Steigern der eigenen Fähigkeiten. Dies geschieht durch das Erarbeiten von Erfahrungspunkten, den XP. Im Unterschied zu anderen Spielen gibt es bei DDO keine Punkte für das Töten von Monstern sondern einzig und allein durch das Abschliessen von Quests. Es gibt also erst dann Punkte, wenn die Gruppe die Aufgaben der Quest geschafft hat. Durch optionale Ziele innerhalb einer Quest kann die Menge gesteigert werden. Ebenso gibt es Extrapunkte bzw. Abzüge für beispielsweise das Öffnen aller Kisten, Fässer, Kästen etc. oder wenn der Questlevel höher/niedriger als der höchste Charlevel ist, sowie für das mehrmalige Wiederholen einer Quest und das Wiederbetreten weil man gestorben ist.

In DDO fehlt es an jeglicher Player vs. Player (PvP) Möglichkeit. Jawohl, das Abschlachten mehr oder minder harmloser Mitspieler ist absolut unmöglich ! Es gibt keine Arenen, keine Playerkillergebiete, keine Chance einem Mitstreiter mal eben das Ohr abzusäbeln oder den Scheitel zu verbrennen wenn einem danach ist. Nur reines Player vs. Environment. (PVE). Auch das Zur-Schau-Stellen von prestigeträchtigen Zaubersprüchen an bevölkerten Orten ist nicht möglich. Keine Statuszauber in der örtlichen Taverne, keine aus dem Kopf wachsenden Bären auf dem Marktplatz. Die wenigen sichtbaren Zeichen der eigenen Stärke wie schimmernde oder brennende Waffen, Flammen beim Anlegen der Rüstung oder kurze Sounds durch eingenommene Tränke müssen ausreichen. Da man sich jeden in der Nähe befindlichen Spieler aus der Nähe betrachten kann, sieht jeder Spieler sofort wen sie/er da vor sich hat. Zum RPG Gefühl trägt hier auch die Möglichkeit bei, sich eine Biographie zuzulegen die dem Betrachter offenbart wird.
Die zahlreichen NPCs dienen ausser zur Quest- und Informationsvergabe auch noch als Trainer, Sammler und Händler. Sammler dienen dazu, bestimmte Gegenstände die man finden kann in andere mehr oder minder nützliche Gegenstände zu tauschen. Trainer benötigt man um nach einerm Levelaufstieg die Erweiterungen zu erhalten. Die Händler und Shops in den Städten kann man zum An- und Verkauf von Waffen, Rüstungen und anderen Ausrüstungsgegenständen bzw. zum Reparieren defekter Teile nutzen. Ein eigenes Herstellen oder Verbessern ist nicht möglich.

Auge & Ohr

Wem ein stark ausgerüsteter PC gegeben ist, der kann sich hier auf was gefasst machen. Die Dungeons sind ebenso wie die Charakter und Gegner äusserst detailreich dargestellt. Da wird viel mit Licht und Schatten gearbeitet. Die Wände bestehen aus den verschiedensten Materialien was man ihnen auch ansieht. Der Boden wechselt Farbe und Struktur je nach Gegebenheit. Wenn die Zauberer/Kleriker/Beschwörer ihre finstersten Sprüche aufsagen kommt richtig Abwechslung ins Spiel. Ein "blinder" Spieler sieht wirklich nichts mehr, bis sie/er geheilt wird. Da kommt Freude auf bzw. Vorsicht ins Spiel.
Bestimmte Zaubersprüche wie etwa Heilsprüche erkennt man ebenfalls am Sound. Die teilweise gemurmelten Sprüche dringen ins Ohr derjenigen die nahe am Caster stehen oder das Ziel ihrer Werke sind. Die normalen Soundgeräusche wie angreifende Monster, zuschlagende Fighter oder heilende Kleriker sind schon sehr stimmungstreu. Wenn dann aber plötzlich aufregende Musik einsetzt weiss jeder, hier ist was im Busch. Ist es eher ruhig im Dungeon, dann langweilt sich schonmal ein Klavierspieler und klimpert auf den Tasten rum. Er wird aber schlagartig wach wenn sich die Skelette aus ihren Gräbern erheben. Wirklich sehr gelungen das Ganze. Natürlich wird die Tavernenmusik nach 50 Besuchen keinen mehr vom Hocker reissen, aber das soll sie auch nicht. Jukeboxen waren bei Rollenspielern noch nie sehr beliebt.

Ein beinhartes MMPORPG, was Turbine da auf die Beine gestellt hat. Jeder Möchtegern-RPGler wird sich daran wohl die Zähne ausbeissen. Nix mit, eben mal rein und die Mobs geslayt um Geld zu scheffeln bzw. die begehrten Items zu finden. Rettungslos verloren ist eine reine Fightergruppe wenn die gegnerischen Magier vom oberen Stock ihre Flammen und Zauber schicken. Ebenso realistisch sind die eingestreuten Überreste von vorhergehenden Gruppen zu verstehen, die an manchen Stellen das Vorhandensein einer tödlichen Falle andeuten. Wehe der Party die aus Bequemlichkeit auf den Dieb verzichtet hat. DDO ist KEIN Solospiel. Dies ist eigentlich die wichtigste aller Grundvoraussetzungen die man verstehen muss um hier mit Spass am Spiel zu sein. Jeder der sich zum einen mit seiner ihm zustehenden Rolle, die er mit der Rasse/Klasse zusammen gewählt hat auskennt und diese zum zweiten auch wie erwartet ausfüllen kann, wird aber in gut zusammengestellten Gruppen reichlich Spass am Spiel finden. Und genau dieses Gruppendenken steigert sich im Spiel von Tag zu Tag. Auch wenn der Preis inklusive der monatlichen Gebühren nicht gerade zahm ausfällt, lohnt sich der Griff zum Geldbeutel nicht nur für eingefleischte Rollenspieler. Die Atmosphäre ist jedenfalls wirklich lohnenswert.

Punktewertung

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