2009-02-02
Spielemagazin
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Wer in Berlin lebt oder zu Gast ist, braucht streng genommen kein Auto mehr. Die Bus- und Bahnverbindungen der Hauptstadt bilden ein enges Geflecht und so gelangt man fast mühelos von einem Ende der City in das andere. Wenn man den Durchblick behält, denn leider entdeckt man in vielen öffentlichen Verkehrsmitteln zunehmend zerkratzte Scheiben. Was es damit auf sich hat wollten wir gerne von den Berliner Verkehrsbetrieben wissen und sprachen mit Klaus Wazlak, Pressesprecher.
GRDB: Die Kratzer auf den Scheiben scheinen oftmals keinen Sinn zu machen. Sind das Spuren von Gangs oder einfach nur sinnlose Zeichen?
K. Wazlak: Das Spektrum reicht von sinnlosen Kratzereien bis hin zu den Tags einzelner Scratcher.
GRDB: Aber eine solche Sachbeschädigung bleibt doch sicher nicht folgenlos. Mit welchen Strafen muss man rechnen?
K. Wazlak: Rechtlich gesehen ist das Sachbeschädigung, die entsprechend geahndet wird. Die Folgen sind auf jeden Fall, dass der Durchblick leidet und es schmuddelig aussieht. Ja nachdem, wie tief die Kratzer sind, wird ggf. auch der Austausch der kompletten Scheibe aus Sicherheitsgründen nötig, und das kann richtig teuer werden. 500 Euro kommen da schon mal nur für die Scheibe zusammen, wer erwischt wird, muss auch noch unsere Arbeitskosten und eine Strafe vom Gericht zahlen.
GRDB: Können Sie beziffern, wie hoch der Schaden pro Jahr ist? Werden diese Schäden bei den Ticketpreisen wieder aufgeschlagen?
K. Wazlak: Wir haben im vergangenen Jahr rund 8 Millionen Euro für Graffiti- und Vandalismusbeseitigung ausgeben müssen. Das ist eine enorme Summe, dafür bekommt man zum Beispiel einen kompletten, durchgängigen U-Bahnzug modernster Bauart. In die Fahrpreiskalkulation fließen alle möglichen Faktoren ein. Aber selbst wenn der Einfluss von Scratching auf die Höhe der Fahrpreise relativ gering sein sollte, so könnten wir die acht Millionen für wesentlich bessere Zwecke ausgeben als für permanentes Reinigen und Austauschen von Scheiben.
GRDB: Wissen Sie Näheres zu den Tätern? Was sind das für Personen und vor allem: Warum tun sie es? Ist es Langeweile? Oder Frust?
K. Wazlak: Wir wissen, dass es oft Schüler sind, die sich an den Scheiben austoben, da scheinen Langeweile und Frust nach der Schule eine Rolle zu spielen. In der Regel sind es Jugendliche, gerne auch in Gruppen, wobei ich nicht von Gangs reden will, weil Scratching oft spontan geschieht, was die Sache nicht besser macht. Übrigens verzeichnen wir einen Anstieg von Scratching seit dem Zeitpunkt, zu dem wir angefangen haben, ganz konsequent Graffiti wegzumachen.
GRDB: Was tun die Berliner Verkehrsbetriebe gegen das Problem?
K. Wazlak: Neben anderen Maßnahmen setzen wir verstärkt auf Videoüberwachung. Alle unsere neuen Fahrzeuge haben Videokameras eingebaut, das erleichtert die Täterfeststellung und hat auch abschreckende Wirkung.
GRDB: Und was kann ich als Fahrgast tun, wenn ich Zeuge werde?
K. Wazlak: Wegschauen ist das Verkehrteste. Andererseits gab es in jüngerer Vergangenheit immer mal wieder Fälle, in denen ertappte Scratcher aggressiv geworden sind und mit Waffen auf Zeugen losgegangenen sind. Unser Rat: Täter gut einprägen für eine spätere Beschreibung, dem Fahrer Bescheid geben, der kann die Polizei schnell heranholen oder aber selbst zum Handy greifen und die Polizei anrufen. Wer hilft, Graffiti- oder Scratchingtäter zu überführen, bekommt bei uns bis zu 500 Euro Belohnung.
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