Musik » News

MTV wird zum Pay-TV


2010-10-06  Twilight  10 Likes  0 Kommentare 
MTV wird ab 01. Januar 2011 kostenpflichtig und von da an nur noch als digitales Aboangebot bei Kabel-, Satelliten- und Breitbandplattformen erhältlich sein. Als Gegengewicht zur Umstellung soll VIVA weiter ausgebaut werden. Programmlich wird sich der Sender breiter aufstellen. So werden dort auch künftig MTV-Sendungen wie zum Beispiel "MTV Home" zu sehen sein, allerdings als Wiederholungen nach der Ausstrahlung im Pay-TV.

Ein Verlust, der durchaus zu verschmerzen ist. In den 80er Jahren war MTV der Trendsetter für Musik, Bands und Videos überhaupt, besonders wo er noch aus Camden / London in englischer Sprache übertragen wurde. Auch die ersten Jahre in deutscher Sprache waren ein nie enden wollender Fundus an Inspiration für Fans von neuen Klängen und gelungener Musikfilme. Moderatoren wie Steve Blame und Kristine Backer haben sich durch ihre nicht aufgesetzte, lockere Art schnell beliebt gemacht sind heute bereits Legende. Bald war MTV auf jeden Kontinent präsent und begann entgegen der Möglichkeiten, verstärkt auf nationale Trends einzugehen. Der Absteig hatte begonnen. Nicht das der aufkommende Konkurrent VIVA sich um nationale Acts bemühte, Spartenprogramme wie die Heavy Metal Show "Headbangers Ball", sowieso schon zu nachtschlafender Zeit ausgestrahlt, wurden zu Gunsten einer poppigeren, kommerziellen Ausrichtung abgesägt.

Fatal: die einmalige Chance, Musik-Fans aus aller Welt zusammen zu bringen wurde vorsätzlich vertan. Denn die Tugend, neue und gerne auch fremde, ungewöhnliche Klänge einem breiten Publikum näher zu bringen, war damit gestorben. MTV hatte die technischen Möglichkeiten, Bands aus z.B. Japan, Russland, Brasilien, Schweden, USA, Frankreich, usw, international vorzustellen, quasi als weltweites Zusammenwachsen der Musik-Gemeinde. Das hätte den Fans und der Industrie gefallen und wäre sicher auch profitabel gewesen. Natürlich wäre zum damaligen Zeitpunkt ein Live-Konzert von "X" aus Japan "fremdartig" gewesen. Vielleicht oder eher mit ziemlicher Sicherheit hätte "Visual Key" die Fans um Jahre früher erreicht und populär gemacht. Nein, mit dem Euro-Dance der 90er entschied man sich lieber zur führenden Marketing Plattform bescheuerter Klingeltöne zu werden. Um den Vogel ganz abzuschießen ("Flogging a dead horse", wie der Brite sagt) hielt verstärkt US-Amerikanischer Einfluß Einzug in das Programm.

Neben der Glorifizierung des "Gangsta Rap" mit den ewig gleichen, bescheuerten Videos (dicke Titten, dicke Karren) und Hip-Hop Musik, an der seit Public Enemy und LL Cool J jegliche Evolution spurlos vorbei gegangen ist, kamen vermehrt Doku-Soaps aus "sunny California" in Programm, die an Dämlichkeit kaum zu unterbieten sind. Kuppel-Shows der Marke: wie kommt der Waschbrettbauch mit einem IQ nahe Zimmertemperatur bei der Mutter der (vermeintlichen) Freundin an oder Ozzy Osbournes Erziehungsprobleme. Ganz großes Kino. Braucht kein Mensch. "Southpark" ist da noch das Highlight und das sagt schon was aus!

Wer also künftig derartigen Rotz genießen möchte, darf zahlen! "Money For Nothing" war einer der größsten Hits der Dire Straits via MTV und über MTV. Nie inhaltlich so wahr wie heute.
Also zumindest ich habe bessere Verwendungsmöglichkeiten für meine Kohle. RIP MTV!


Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.