Die neue ARD-Dokumentation „Ausgebremst: Wie Ford unter die Räder kommt“ beleuchtet das dramatische Schrumpfen des einstigen Auto-Giganten. Was einst ein Symbol für Stabilität und Fortschritt war, steht heute für Krise, Entlassungen und verlorene Perspektiven. In Köln und Saarlouis kämpfen Tausende Beschäftigte um ihre Zukunft – während die US-Zentrale den Sparkurs diktiert.
Von 50.000 zu 11.500 – ein Standort im freien Fall Ford galt in Köln jahrzehntelang als sicherer Arbeitgeber. Doch von den einst über 50.000 Beschäftigten sind heute nur noch rund 11.500 übrig. Weitere 5600 Stellen sollen bis 2027 gestrichen werden. Besonders hart trifft es den Standort Saarlouis, wo Ende November 2025 endgültig die Produktion des Focus eingestellt wird.
Der langjährige Mitarbeiter Spiros D., einst Vorarbeiter im traditionsreichen Motorenwerk, berichtet in der Doku von Angst, Frust und Orientierungslosigkeit. Nach der Schließung des Werks wurde er zum Staplerfahrer versetzt. „Wer bei Ford anfängt, der hört auch bei Ford auf – das dachte ich damals“, sagt er mit brüchiger Stimme.
Strategiewechsel mit fatalen Folgen 2023 investierte Ford fast zwei Milliarden Dollar, um in Köln auf Elektroautos umzusteigen. Ziel: weg vom Massenmarkt, hin zu Premium-SUVs wie Explorer und Capri. Doch der Plan ging nicht auf – die Modelle kosten bis zu 65.000 Euro und verkaufen sich schlecht.
Automobilexperte Prof. Dr. Stefan Bratzel analysiert: „Die Fahrzeuge sind zu teuer für die Marke Ford. Im günstigen Preissegment, wo Ford früher stark war, gibt es kein Angebot mehr.“ Auch Betriebsratschef Benjamin Gruschka kritisiert: „Man wird nicht von Ford mal eben zum Porsche. Das ist Selbstüberschätzung.“
Entscheidungen aus den USA verschärfen die Krise Viele Beschlüsse fallen längst nicht mehr in Köln, sondern in den USA. Acht von zehn deutschen Führungspositionen wurden gestrichen, die Entwicklungsverantwortung liegt in amerikanischer Hand. „Wir sollen eigenständig wirtschaften, dürfen es aber gar nicht“, klagt Spiros D.
Im März 2025 folgte der Schock: Die US-Zentrale kündigte an, nicht länger für die Verluste in Deutschland aufzukommen. Es kam zum ersten Arbeitskampf in der 100-jährigen Firmengeschichte von Ford Deutschland.
Sinkende Produktion, steigende Verluste Ab 2026 will Ford in Köln nur noch halb so viele Fahrzeuge fertigen wie geplant. Zwischen 2021 und 2023 verbuchte der Konzern einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro. Experten warnen, dass neue Modelle zu spät kommen könnten.
„Wenn in den nächsten Jahren kein Erfolg gelingt, dann stirbt Ford in Köln auf Raten“, sagt Bratzel. „Man muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Ford hier in fünf bis zehn Jahren kein Arbeitgeber mehr sein wird.“
Die komplette ARD-Doku „Ausgebremst: Wie Ford unter die Räder kommt“ ist bereits in der ARD-Mediathek verfügbar.
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