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Verfasst: Di 08 Mai, 2007 18:31
von derrick
Berliner Ballade.

Sie hing wie eine Latte
vom Schranke steif und stumm.
Am Morgen sah’s ihr Gatte,
lief nach dem Polizeipräsidium.

„Meine Frau“, so schrie er, „ist verschieden…“
Doch der Polizeiwachtmeister Schmidt,
rollte blutig seine Augen:
„Wie denn, ha’m Sie den Jeburtsschein mit?“

Dieses hatte er mit nichten,
und er setzte sich in Trab,
spät entsann er sich der ehelichen Pflichten,
– schnitt sie ab.

Und er legt den Strick an seine Kehle,
vor dem Spiegel, peinlich und honett.
Nimmt noch einen Schluck, befiehlt Gott seine Seele
– schwapp, schon baumelt er am Ehebett.

Verfasst: Do 09 Aug, 2007 01:16
von Captain
Ich wollte mich in eine geruhsame und wohlverdiente Nacht verabschieden und auch euch süße Träume mit einem Gedicht wünschen:

Müde bin ich
geh' zur Ruh
decke meine Äuglein zu.

Verfasst: Do 09 Aug, 2007 11:45
von Rechtsteufel
Der Rattenfänger

Ich bin der wohlbekannte Sänger,
Der vielgereiste Rattenfänger,
Den diese altberühmte Stadt
Gewi0 besonders nötig hat;
Und wären's Ratten noch so viele,
Und wären Wiesel mit im Spiele;
Von allen säubr' ich diesen Ort;
Sie müssen mit einander fort.

Dann ist der gutgelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
der selbst die wildesten bezwingt,
Wenn er die goldnen Märchen singt.
Und wären Knaben noch so trutzig,
Und wären Mädchen noch so stutzig,
In meinen Saiten greif' ich ein,
Sie müssen alle hinter drein.

Dann ist der vielgewandte Sänger
Gelegentlich auch Mädchenfänger;
In keinem Städtchen langt er an,
Wo er's nicht mancher angetan.
Und wären Mädchen noch so blöde,
Und wären Weiber noch so spröde;
Doch allen wird so liebebang
Bei Zaubersaiten und Gesang.