Als 2015 das Spiel Until Dawn erschien, setzte es neue Maßstäbe im interaktiven Horror-Genre. Acht Freunde, eine einsame Berghütte, eine verschneite Nacht voller Albträume – und die entscheidende Frage: Wer überlebt? Zehn Jahre später bringt Sony die Geschichte auf die große Leinwand. Doch der Film erzählt die bekannte Story auf ganz eigene Weise – mit spürbaren Unterschieden in Handlung, Stimmung und Struktur.
Vom Spieler zur Zuschauerrolle Der größte Unterschied ist offensichtlich: Im Spiel hat der Spieler die Kontrolle. Entscheidungen bestimmen, wer lebt oder stirbt – das sogenannte „Butterfly Effect“-System machte Until Dawn zu einem emotionalen Nervenspiel. Der Film hingegen nimmt den Zuschauern diese Macht. Regisseur David F. Sandberg konzentriert sich auf eine klar erzählte Handlung mit festgelegtem Verlauf. Das sorgt zwar für mehr Spannung im klassischen Sinne, aber auch dafür, dass das Gefühl der Verantwortung verloren geht, das das Spiel so einzigartig machte.
Andere Schwerpunkte bei den Charakteren Während das Spiel acht spielbare Charaktere bietet, legt der Film den Fokus auf nur fünf Hauptfiguren. Bekannte Gesichter wie Sam (im Spiel von Hayden Panettiere verkörpert) bleiben erhalten, doch viele Nebenfiguren wurden gestrichen oder zusammengefasst. Das dient der Straffung, verändert aber die Gruppendynamik stark. Besonders der Konflikt zwischen Schuld, Angst und Misstrauen tritt im Film weniger vielschichtig auf – zugunsten einer kompakteren Story.
Die Wendigos – Mythos und Realität Ein zentrales Element von Until Dawn ist die Einbindung indianischer Mythen, insbesondere der Wendigos. Im Spiel werden sie behutsam eingeführt, fast schon wissenschaftlich erklärt, was dem Horror eine glaubwürdige Tiefe verleiht. Der Film hingegen nutzt sie stärker als Symbol – weniger als tatsächliche Kreaturen, sondern als Spiegel menschlicher Gier und Schuld. Diese künstlerische Freiheit verleiht dem Film zwar eine metaphorische Ebene, nimmt aber den Fans ein Stück des ikonischen Schreckens.
Die Atmosphäre: Von interaktiv zu inszeniert Das Spiel lebt von seinem stetigen Wechsel zwischen Kontrolle und Hilflosigkeit. Der Spieler hört das Knacken im Schnee, entscheidet, ob er sich versteckt oder flieht, und fühlt den eigenen Puls steigen. Im Film übernehmen Kamera, Musik und Schnitt diese Aufgabe. Das Ergebnis ist eine dichte, aber deutlich konventionellere Spannungskurve. Für Kinogänger funktioniert das – für Gamer fehlt der Adrenalinkick der Eigenverantwortung.
Fazit: Zwei Welten, ein Schrecken Der Until Dawn-Film ist keine bloße Nacherzählung, sondern eine Neuinterpretation. Er verliert den interaktiven Reiz, gewinnt aber an erzählerischer Klarheit. Fans des Spiels werden manche Entscheidungen bedauern – etwa die geringere Charaktertiefe oder die Umdeutung des Wendigo-Mythos. Doch wer das Original kennt, erlebt den Film als faszinierende „Was-wäre-wenn“-Version: weniger Spiel, mehr Kino – aber immer noch Until Dawn.
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