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Ice Road 2: Vengeance Review

Wenn Schnee, Logik und Physik Pause machen


2025-11-01  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Ice Road 2: Vengeance Review Bild Ice Road 2: Vengeance Review Screenshot Ice Road 2: Vengeance Review Foto

Liam Neeson ist zurück – und diesmal ohne Eis. Ice Road 2: Vengeance verlegt das Setting vom gefrorenen Norden Kanadas in die Höhen Nepals, wo sich der gealterte Trucker Mike (Neeson) aufmacht, die Asche seines verstorbenen Bruders am Mount Everest zu verstreuen. Was wie ein melancholisches Drama beginnt, verwandelt sich rasch in einen absurden Action-Trip, der alle Gesetze von Logik, Schwerkraft und Geografie über Bord wirft.

Ein Roadtrip in die Absurdität
Die Prämisse klingt zunächst gar nicht so verkehrt: Mike begibt sich auf die „Straße zum Himmel“, eine gefährliche Busfahrt durch das nepalesische Gebirge. Doch noch bevor man die Motoren aufheulen hört, wird der Bus von europäischen Söldnern überfallen, die ein Kind entführen wollen. Der Grund? Eine Landstreitigkeit mit einem dubiosen Immobilienhai. Klingt nach Videospielplot – und genau so fühlt es sich auch an.

Ab diesem Punkt verwandelt sich der Film in ein wackelndes, staubiges Actionfeuerwerk. Neeson haut, schießt und philosophiert, als wäre er gleichzeitig MacGyver, Missionar und Mechaniker. Dass der Bus nach mehrfachem Überschlag noch fahrtüchtig ist, gehört zu den kleineren Wundern des Films. Der Plot hat mehr Schlaglöcher als die Straße, auf der er spielt.

CGI statt Kältegefühl
Schon der erste Teil war kein Meisterwerk, aber er hatte eine gewisse raue Authentizität – man konnte die Kälte fast spüren. Vengeance dagegen wirkt, als hätte man ihn in einem Studio in Queensland gedreht und später per Greenscreen mit Bergen ergänzt. Die CGI-Felsen sehen aus, als stammten sie aus einem PC-Spiel von 2002.

Das wäre zu verschmerzen, wenn wenigstens die Action fesseln würde. Doch selbst die größten Explosionen und Schießereien verlieren an Wucht, weil sie so offensichtlich künstlich wirken. Die Kamera taumelt, der Schnitt ist hektisch, und die wenigen praktischen Effekte wirken altbacken. Das Resultat: Spannung kommt nur selten auf.

Fan Bingbing rettet, was zu retten ist
An Neesons Seite steht die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing, die nach längerer Pause ihr Hollywood-Comeback gibt. Sie bringt eine angenehme Dynamik in den Film, spielt mit Energie und einem Hauch Selbstironie. Ihre Szenen mit Neeson gehören zu den wenigen Momenten, in denen Ice Road 2 tatsächlich funktioniert. Die beiden haben Chemie – und manchmal blitzt sogar so etwas wie Charme durch den Schnee aus Klischees.

Doch das Drehbuch lässt auch sie im Stich. Die Dialoge sind platt, die Motivationen unklar, und die Handlung driftet immer weiter in unfreiwillige Komik ab. Spätestens, wenn Neeson einem Gegner die Urne seines Bruders über den Kopf zieht und dabei „Thank you, brother“ murmelt, weiß man: Der Film nimmt sich ernster, als er sollte.

Cultural Crash im Himalaya
Was die Macher offenbar nicht bedacht haben: Wenn man einen Film in Nepal spielen lässt, sollte man zumindest wissen, wie das Land aussieht – und wie weit der Mount Everest entfernt ist. Laut Film dauert die Busfahrt von Kathmandu zum Basislager vier Stunden. In Wirklichkeit sind es mehrere Tage Fußmarsch. Auch sprachlich ist das Chaos komplett: Die „Nepalesen“ sprechen Hindi, Englisch und wahlweise australischen Slang.

Für Zuschauer aus der Region ist das eine Zumutung, für alle anderen immerhin unfreiwillig komisch. Hollywood hat schon oft mit kultureller Genauigkeit gehadert, aber selten so dreist.

Liam Neeson – müde, aber würdevoll
Man kann Neeson keinen Vorwurf machen: Mit 73 Jahren liefert er noch immer physisch beeindruckende Auftritte. Er kämpft, stolpert, schießt und hält tapfer durch. Doch das Material, das ihm hier gegeben wurde, ist schlicht zu schwach. Statt eines Charakterdarstellers in einem packenden Überlebensdrama sehen wir einen Schauspieler, der sein eigenes Klischee spielt.

Ice Road 2: Vengeance ist kein Totalausfall – aber eine groteske Fehlentwicklung einer eigentlich ordentlichen Idee. Wo der erste Film durch seine Kälte und Bodenhaftung punkten konnte, herrschen hier heiße Luft, schlechte CGI und fehlende Logik. Man kann das Ganze als Trash-Vergnügen sehen – oder als Mahnung, dass selbst ein Liam Neeson nicht jedes Drehbuch retten kann. Wer Popcorn-Krachbumm ohne Anspruch sucht, wird für zwei Stunden unterhalten. Wer aber echte Spannung, glaubwürdige Action oder wenigstens geografische Korrektheit erwartet, sollte diese Straße besser meiden.

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