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Es geht um Leben und Tod: Interview mit Thomas Kriebaum


2012-01-12  Spielemagazin  11 Likes  0 Kommentare 
Wir hatten bereits in der jüngsten Vergangenheit mehrfach die Möglichkeit die Arbeiten von Thomas Kriebaum bei uns vorzustellen. Nachdem sich der Wiener Cartoonist zunächst dem "Leben" verschrieben hat, folgte im Herbst 2011 eine Ode an den Tod. Den neuen Band "kleiner Tod" haben wir euch ebenfalls vorgestellt und so wollten wir nun auch den Macher hinter den Cartoons mal direkt zu seinen Ideen und Kreationen befragen.

Thomas, am Besten, Du stellst Dich selber mal kurz vor. Was hast du bisher so gemacht, was machts du zur Zeit, wo kommst du her und wo gehts hin?
Thomas: ich bin am 17. august 1968 in wien geboren. zeichne seit ca. 20 jahren beruflich komisches, für verschiedene medien hauptsächlich in österreich und veröffentliche seit ein paar jahren, meine arbeiten auch regelmässig in büchern und heften. und das könnte ruhig noch einige zeit so weiter gehen ...

Was hat dich dazu bewogen Comics zu zeichnen? Sicherlich kein Wunschtraum deiner Eltern, oder etwa doch?
Thomas: vermutlich nicht ... obwohl ich aus einem recht aufgeschlossenen elternhaus komme, zumindest was das comic-lesen betrifft. meine mutter las selbst gerne comics und da, zum glück, eher die besseren - und davon gab es in den 70ern ja nicht rasend viele. asterix, donald duck sonderhefte, mit den feinen geschichten von carl barks, isnogoud und solche sachen. aber ich erinnere mich auch an zwei grosse loriot bände, und die obligatorische wilhelm busch-gesamtausgabe die bei uns zu hause im bücherregal standen ... und die gebundenen wunderwelt-hefte meines vaters - das war ein österreichisches kindermagazin in den 50er und 60er jahren, mit wunderschönen illustrationen, aber auch (österreichischen) comic geschichten, z.b.: willibald der zauberlehrling von peter paul prinz. ich denke die alle, und die irrige annahme, als comiczeichner bei den mädels punkten zu können, haben mich zum comiczeichnen gebracht.

Welche Zeichner haben Dich am meisten beeinflusst?
Thomas: wie schon gesagt, carl barks, loriot, busch und uderzo in der kindheit und später, Harrimann und chas addams ... aber auch heute noch beeinflussen mich immer wieder arbeiten von kollegInnen. zuletzt entdeckte ich die wunderschönen arbeiten von richard thompson, zum beispiel seinen comicstrip "cul de sac " - den gibts aber, glaub ich, nur auf englisch.

Was würdest du jungen Talenten empfehlen? Was sollten sie tun und was sollten sie unbedingt lassen? Welche Tips hast Du für angehende Zeichner?
Thomas: ich bin eigentlich nicht so der freund der "guten tipps". ich denk einmal, jeder muss seinen eigenen weg finden mit dem medium umzugehen. und manchmal dauert das auch. aber wenn man "wirklich" gezeichnete geschichten erzählen will, lässt man sich so und so nicht davon abbringen. geduld, humor und ein interessanter stil, können aber kaum schaden ...

Die Frage, die sich sicherlich jeder Leser stellt: Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Comic rund um den Tod zu machen? Gab es da ein Schlüsselerlebnis oder wie kam es dazu?
Thomas: die figur des "kleinen tod" gibt es ja schon länger. ich hab vor ein paar jahren, für ein slowenisches comic-magazin, einen beitrag mit dem titel "tod in venedig" gezeichnet. da verbrachte ein "kleiner" tod seinen verdienten urlaub in venedig, mit kurzer hose, buntem hemd und kappe, und all dem wahnsinn der zu venedig in der hauptsaison gehört: touristenmassen, tauben, überhöhte preise ... und musste sich dort mir ganz weltlichen problemen herumschlagen ... zur selben zeit stolperte ich irgendwie über arthur millers "tod eines handlungsreisenden" und weil mir die kleine tod-figur gefalllen hat, machte ich aus meinem tod in venedig einen handlungsreisenden in sachen tod. ganz klassisch, wie diese typischen vertreter in alten amerikanischen filmen, mit anzug, hut und aktenkoffer - und ebenso beliebt und erfolgreich. ich hab dann immer wieder mal die eine oder ander geschichte gezeichnet. mal für ein magazin, für ein anthologie oder auch nur zum spass und für die lade und so ist über die jahre doch ein gewisse sammlung an kurzen geschichte vom "kleinen tod" entstanden (und entstehen sicher auch noch weitere) und da nach dem "leben" der verlag weiter mit mir zusammen arbeiten wollte, hab ich ihnen das "kleiner tod" buch vorgeschlagen.

Nach einem Buch über das Leben und einem weiteren über den Tod - wie geht es nun weiter? Arbeitest du bereits an einem weiteren Buch?
Thomas: nach dem ich jetzt die beiden wirklich grossen themen durch habe, wird das gar nicht so leicht ... aber im ernst, ja, ich bin grade in der andenk-phase für etwas neues, genaueres kann ich aber noch nicht sagen.

Was ist es für ein Gefühl in den ersten Tagen, wenn ein Buch fertig und auf dem Markt ist?
Thomas: nach dem der ganze prozess der buchwerdung, mit zeichnen, layout, druckvorbereitung, presse, doch ein sehr intensiver ist, bei dem ich mich über einige monate sehr mit einer sache beschäftige, bin ich danach eigentlich fertig mit dem thema - zumindest eine zeit lang. auch emotional. natürlich ist es schön, wenn das eigene buch auch gut ankommt, gemocht und gut besprochen wird und sich auch einigermassen verkauft, aber eigentlich ist mir das schon egal. ich beschäftige mich eher wenig mit meinen vergangenen projekten. ein bisschen ist es wie mit einem kind, man lebt eine gewisse zeit sehr intensiv und eng miteinander, ist sich eine zeit lang gegenseitig das wichtigste, aber wenn es erwachsen ist und ausgezogen, wird diese beziehung immer lockerer ...

Was denkst Du über die Zukunft des Comics in Zeiten des Internets?
Thomas: ich bin nicht grundsätzlich gegen das internet als vertriebsmedium und es wird sich wohl auf kurz oder lange auch nicht wirklich verhindern lassen, das problem das ich dabei sehe, ist der rechte - und urheberschutz und natürlich die bezahlung. im gegensatz zum musiker, können wir zeichner den verdienstentgang durch raubkopien ja nicht mit live-auftritten kompensieren.

Sind Comics auf eBook-Readern DER neue Trend?
Thomas: auf "kindl" oder ähnlichem sehe ich die zukunft eher nicht, ausser vielleicht für alte schwarz/weiss zeitungscomicstrips. aber die tablet-computer könnten da schon interessante nutzungsmöglichkeiten bieten. ich persönlich mag aber das gefühl von papier in der hand "noch" lieber ...

Hast du noch ein paar Comic-Tipps für unsere Leser? Welche Zeichner, Graphic Novels, Comics (auch gerne Klassiker) sollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen?
Thomas: ich muss gestehen, ich lese selber gar nicht mehr so viele comics. das letzte buch, das mich aber wirklich beeindruckt hat, war "pinocchio" von winshluss, toll gezeichnet. böser humor. kann ich wirklich empfehlen.

Foto: Mario Lang

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