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MIDI – Musical Instrument Digital Interface: Das Protokoll für die digitale Musik

Was ist MIDI?


25.12.2025  Redaktion  0 Likes  0 Kommentare 
MIDI, die Abkürzung für Musical Instrument Digital Interface, ist ein technischer Standard, der die Kommunikation zwischen elektronischen Musikinstrumenten, Computern und anderer Audiogeräte ermöglicht. Im Gegensatz zu einer Audioaufnahme überträgt MIDI keine eigentlichen Klänge, sondern digitale Daten, die musikalische Ereignisse beschreiben – etwa welche Note wann, wie lange und mit welcher Lautstärke gespielt wird. Dieses Protokoll, das in den frühen 1980er Jahren von einem Konsortium führender Hersteller entwickelt wurde, revolutionierte die Musikproduktion. Es erlaubte erstmals die nahtlose Verbindung von Geräten unterschiedlicher Marken und legte den Grundstein für die moderne Computer-basierte Musik- und Tonstudioarbeit. Seine Bedeutung reicht weit über den professionellen Bereich hinaus und hat auch die Entwicklung von Soundchips in Heimcomputern und Videospielkonsolen sowie die Steuerung von Bühneneffekten nachhaltig geprägt.

Das Kernprinzip von MIDI ist die Trennung von Steuerinformation und Klangerzeugung. Ein MIDI-fähiges Keyboard, der sogenannte Controller, sendet beim Drücken einer Taste eine Nachricht aus, die den Tonwert, die Anschlagsstärke und den Kanal enthält. Diese Nachricht wird über ein MIDI-Kabel oder heute zunehmend über USB an ein anderes Gerät, den Soundmodul oder Synthesizer, gesendet. Dieses Gerät interpretiert die Daten und erzeugt den entsprechenden Ton. Dadurch kann ein einziges Keyboard eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente spielen, die in separaten Modulen oder Software-Programmen, sogenannten Software-Instrumenten, enthalten sind. Diese Architektur macht MIDI extrem platz- und ressourcenschonend, da eine komplexe musikalische Sequenz nur als vergleichsweise winzige Datendatei gespeichert werden muss.

Technische Grundlagen und Funktionsweise
Das MIDI-Protokoll überträgt Daten seriell über eine elektrische Schnittstelle mit einer Baudrate von 31,25 kBit/s. Die grundlegenden Nachrichtentypen lassen sich in Kanalnachrichten und Systemnachrichten unterteilen. Kanalnachrichten sind an einen von 16 möglichen Kanälen adressiert und enthalten die essenziellen musikalischen Befehle. Die Note-On-Nachricht löst den Beginn eines Tons aus, Note-On signalisiert das Ende. Weitere wichtige Kanalnachrichten sind Program Change zum Wechseln des Instrumentsounds auf einem Kanal und Control Change zur Steuerung von Parametern wie Lautstärke, Panorama oder Modulation. Die Anschlagsstärke, eine zentrale MIDI-Funktion, wird als Wert zwischen 0 und 127 übermittelt und verleiht der Wiedergabe eine dynamische, lebendige Qualität.

Systemnachrichten sind nicht kanalgebunden und richten sich an alle angeschlossenen Geräte. Dazu gehören Timing-Informationen, die mehrere Geräte synchronisieren, sowie System Exclusive Nachrichten, die herstellerspezifische Daten für die tiefgreifende Programmierung von Synthesizern übertragen können. Die physische Verbindung erfolgte klassisch über 5-Pin-DIN-Kabel, wobei zwischen MIDI-In, MIDI-Out und MIDI-Thru unterschieden wird. Während diese Kabel in Studios noch verbreitet sind, hat sich USB als universelle Verbindung durchgesetzt. Zudem existieren Netzwerkprotokolle wie RTP-MIDI für die Übertragung über Ethernet oder WLAN. Die Dateiendung .MID kennzeichnet Standard-MIDI-Dateien, die komplette musikalische Arrangements speichern und zwischen verschiedenster Software und Hardware ausgetauscht werden können.

Anwendungen und Bedeutung für Videospiele
In der Welt der Videospiele spielte MIDI eine historisch entscheidende Rolle für die Audiogestaltung. Die Soundchips früher Heimcomputer und Konsolen wie der Nintendo Entertainment System oder der PC-Soundkarte AdLib waren im Wesentlichen einfache, MIDI-ähnliche Synthesizer. Die Spielemusik wurde nicht als aufwendige Audioaufnahme gespeichert, sondern als kompakte MIDI-Sequenz, die in Echtzeit von dem Soundchip des Systems interpretiert und abgespielt wurde. Dies ermöglichte dynamische Musik, die auf Spielereignisse reagieren konnte – etwa ein schneller werdendes Tempo bei steigender Gefahr –, was mit statischen Audiospuren nicht möglich gewesen wäre. Komponisten wie Nobuo Uematsu schufen für die Final-Fantasy-Reihe ikonische Soundtracks, die auf diesem Prinzip basierten.

Auch in der modernen Spieleentwicklung ist MIDI nicht verschwunden, sondern hat seine Rolle gewandelt. Es wird seltener für die finale Klangerzeugung verwendet, da heute hochwertige Audio-Streams oder Samples zum Einsatz kommen. Jedoch bleibt MIDI ein unverzichtbares Werkzeug in der Kompositions- und Prototyping-Phase. Komponisten erstellen ihre Arrangements oft in einer Digital Audio Workstation mit MIDI-Notation und Software-Instrumenten, bevor die Stücke mit echten Orchestern eingespielt oder in aufwendige Sample-Bibliotheken gerendert werden. Zudem dient MIDI weiterhin als präzises Protokoll zur Steuerung von virtuellen Instrumenten innerhalb der Game-Engine oder zur Synchronisation von Musik mit visuellen Events. In rhythm-basierten Spielen oder Musikproduktions-Titeln kann MIDI auch direkt als Eingabe- und Steuerungsinterface genutzt werden.

Die Langlebigkeit und Verbreitung von MIDI beruht auf seiner Einfachheit, Robustheit und universellen Kompatibilität. Es ist ein offener Standard geblieben, der kontinuierlich erweitert wurde, etwa um höhere Auflösungen für Steuerdaten oder neue Nachrichtentypen. Trotz des Aufkommens modernerer Audio-Technologien bildet MIDI nach wie vor das digitale Rückgrat für Musiker, Produzenten und auch Entwickler im Bereich der interaktiven Unterhaltung. Es verbindet Hardware und Software über Generationen von Geräten hinweg und ist damit eine der wenigen Technologien in der Unterhaltungselektronik, die über vier Jahrzehnte hinweg unverändert relevant geblieben ist.

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